Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
Vom Netzwerk:
Schließlich waren
    es nur noch vier Tage, bevor ein neuer Vollmondzyklus begin-
    nen würde. Istvan würde dann nicht mehr so unbeschwert
    sein. Mit jedem weiteren Tag, der verging, konnte ich fühlen,
    wie Nervosität und Gereiztheit in ihm weiter anstiegen. Er
    hatte Angst, das System könne in diesen Nächten versagen,
    und es gefiel ihm so gar nicht, dass er dann nur seinen Wolfs-
    körper hatte, in dem er auf mich aufpassen musste. Ich ver-
    suchte ständig ihn zu beschwichtigen, jedoch ohne Erfolg.
    Doch die letzten Tage, die mir noch blieben, wollte ich bei
    ihm verbringen, ohne dass seine Bodyguardpflichten ihn da-
    von abhielten, mir zu geben, was ich dringender brauchte als
    seinen Schutz. Ich sehnte mich nach seiner menschlichen
    Nähe, auch wenn er Probleme hatte, das Wort menschlich
    auf sich selbst zu beziehen. So sah ich ihn nun mal. Trotz
    allem, auch wenn ich ihn mittlerweile öfter in seiner Wolfs-
    form gesehen hatte, blieb er für mich immer ein Mann. Es
    war schließlich eindeutig ein Mann, der mich in diesem Ho-
    telzimmer geliebt hatte. Davon konnte mich nichts abringen,
    nicht einmal Istvan selbst.
    Als ich hörte, wie hinter ihm die Tür ins Schloss fiel, fuhr
    ich im Bett hoch. Ich hatte mir schon die Jeans ausgezogen
    und saß mit meinen weißen Shortys und dem weißen T-Shirt
    zwischen seinen Laken. Meine Haare trug ich locker zu-
    308

    sammengebunden. Er musste erst gar nicht lange nach mir
    suchen. Seine Sinne hatten mich schon von der Tür aus aus-
    gemacht, vielleicht sogar schon von der Veranda aus. Dessen
    war ich mir nun überdeutlich bewusst, als er im Türrahmen
    lehnte und mich mit einem anzüglichen Blick begrüßte.
    „Ich glaube, der Gedanke, dass du auf mich im Bett war-
    test, wenn ich nach Hause komme, gefällt mir außerordent-
    lich“, neckte er mich und lehnte dabei mit der Stirn am Tür-
    rahmen, um sein breites Grinsen zu verdecken.
    „Und mir gefällt der Gedanke, dass du mich hier findest“,
    gab ich zurück und streckte meinen Arm nach ihm aus.
    Er ließ die Bücher, die er unter dem linken Arm trug, auf
    den Boden fallen und stürmte zu mir. Istvan ergriff sofort
    meine ausgestreckte Hand und zog mich, beinahe schmerz-
    haft ungestüm, zu sich. Auf den Knien umarmte ich ihn
    fest und küsste seinen Nacken. Wieder einmal bemerkte
    ich seinen flatternden Puls, der unter der Haut galoppier-
    te, der Puls eines auf Jagd ausgerichteten Raubtieres und
    des Mannes, den ich begehrte. Wir küssten uns. Seine bren-
    nend heißen Lippen brannten auf meiner dünnen Lippen-
    haut. Die Temperatur seines Körpers hatte bestimmt schon
    die Vierzig-Grad-Marke überschritten. Ich fragte mich, ob er
    den leichten, warmen Druck meiner Lippen überhaupt noch
    fühlen konnte oder ob mein Kuss für ihn kühl sein musste?
    Ich wollte es diesmal genau wissen.
    „Istvan, sag mal, wie ist es eigentlich für dich, wenn ich
    dich küsse? Ich meine, jetzt kurz vor einem Vollmond. Fühle
    ich mich da für dich eigentlich kühl an?“, fragte ich und mach-
    te dabei bestimmt einen zu neugierigen Eindruck auf ihn.
    „Fragst du mich das im Ernst. Für mich sind deine Küsse
    das Feurigste, was es gibt!“, gestand er mir und wirkte ab-
    solut ehrlich und ein wenig irritiert darüber, dass ich daran
    zweifelte.
    „Aber wie ist das möglich? Ich habe schließlich so um die
    36 Grad und ein bisschen mehr, wenn ich dir ganz nahe bin.
    Doch ich müsste dir eigentlich kühl vorkommen“, merkte ich
    309

    an und versuchte, mir einen vernünftigen Grund dafür zu
    überlegen.
    „Valentin hat mir mal ganz im Vertrauen etwas gestanden.
    Zu dem Zeitpunkt war für ihn klar, dass ich mich wohl nie
    mit einer Frau unserer Art einlassen würde, und er wollte mir
    verständlich machen, wie es wäre, mit einer Menschenfrau
    zusammen zu sein. Damals hielt ich den Gedanken für völlig
    abwegig. Ein Irrtum, wie sich jetzt herausgestellt hat!“, merk-
    te er grinsend an und legte sich zu mir. Sein Körper streckte
    sich auf dem Bett aus, ehe er fortfuhr.
    „Valentin meinte, dass unsere hohe Körpertemperatur eine
    Notwendigkeit ist, um die Verwandlung und die Wolfsform
    zu ertragen. Da wir aber ebenso menschliche wie animalische
    Instinkte haben, interpretiert unser Körper in den meisten
    Fällen je nachdem, ob es sich um menschliche Eindrücke
    handelt oder nicht. Er vermutet, dass, wenn wir mit einer
    Frau zusammen sind, unsere menschlichen Instinkte so sehr
    durchbrechen, dass wir beinahe vollkommen

Weitere Kostenlose Bücher