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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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beruhigt. Obwohl ein leises Gefühl der Unruhe an mir
    haften blieb.
    Ich blätterte etwas gelangweilt in der Zeitung, während ich
    vor dem Juwelier auf Christian wartete. Die Redaktionssit-
    zung war unspektakulär verlaufen. Ich bekam einige Termine
    im Voraus und zurzeit war im Bezirk nicht viel los. So konn-
    te ich mich über die neuen CDs hermachen und mich auf
    die Vorbereitungen der Vollmondnacht konzentrieren, auch
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    wenn es für meinen Kontostand eine eher schlechte Nach-
    richt war. Die Wetterseite in der Tageszeitung erinnerte mich
    abermals daran, dass es lediglich drei Tage bis zur nächsten
    ersten Vollmondnacht waren. Ich wünschte mir, den gelben
    Anteil in der Mondphase-Darstellung nur etwas verschmä-
    lern zu können. Aber dieser Wunsch würde unerfüllt blei-
    ben. Als ich die Zeitung in meiner Umhängetasche verstaute,
    kam auch schon Christian vom Parkplatz auf mich zu. Er war
    der Typ von Mann, der problemlos als Katalogmodell arbei-
    ten könnte, wäre er nicht Arzt geworden. Er war nur ein paar
    Jahre älter als Carla und ich. Sein gutes Aussehen hatte sehr
    viel mit der Gleichmäßigkeit seiner Züge zu tun. Er hatte
    sehr feine, schmale Lippen. Eine zarte Nase und ein ebenso
    fragiles Kinn. Obwohl er schon fast dreißig war, konnte man
    bei ihm kaum einen Bartwuchs ausmachen. Dadurch schien
    er immer auszusehen wie ein glücklicher Junge, der wollte,
    dass auch alle um ihn herum glücklich sein sollten. In diese
    Eigenschaft hatte sich Carla verliebt. Davon hatte sie mir
    nach ein paar Wochen erzählt. Und jetzt würden wir gleich
    ihren Verlobungsring aussuchen. Es war schier unglaublich.
    Christian kam auf mich zugelaufen. Er trug eine dunkle
    Stoffhose und ein weißes Hemd. Zur Begrüßung umarmte er
    mich kurz und ich merkte, dass er am Rücken einen riesigen
    Schweißfleck hatte.
    „Hi! Danke, danke. Ich muss gestehen, zurzeit bin ich ein
    nervliches Wrack.“
    „Das erklärt den Schweißfleck. Hi! Jetzt schon kalte Füße
    oder nur Panik?“, fragte ich und sah ihm die Anspannung
    an. Seine Augen waren zusammengekniffen und er wirkte
    verspannt.
    „Nur Panik, keine Sorge. Es wird mir besser gehen, wenn
    ich den Ring habe. Dann frage ich sie noch heute oder mor-
    gen. Je früher, desto besser.“
    „Alles klar. Dann sorgen wir mal dafür, dass du dich wie-
    der beruhigst und Carla ihren Ring bekommt“, schlug ich vor
    und hielt ihm die Tür auf.
    313

    Das Juweliergeschäft war sehr schmal und dennoch hell.
    Das zusätzliche Licht kam von den Schauvitrinen, die den
    Schmuck beleuchteten. Beim Eintreten wurden wir sofort
    freundlich begrüßt, und als uns die Verkäuferin, eine kleine,
    adrette Blondine, fragte, ob wir Hilfe bräuchten, sahen wir
    beide, dass Christians Gesicht die Frage hinlänglich beant-
    wortete.
    „Der Herr sucht einen Verlobungsring für seine Freun-
    din“, erklärte ich ihr und übernahm das Kommando, damit
    Christian genug Zeit hatte, wieder zur Besinnung zu finden.
    Der Verkaufsprofi führte ihm natürlich gleich die passenden
    Stücke auf einer weißen Schaumstoffauflage vor und erklär-
    te ihm die verschiedenen Schliffvarianten, die ihm nicht viel
    sagten und mir lediglich bekannt vorkamen. Christian nahm
    drei Modelle in die engere Auswahl. Einen Platinring mit
    einem protzigen, eckigen Stein in der Mitte, der rosa schim-
    merte. Einen Goldring mit einem klassischen Diamanten im
    Prinzessinnenschliff und einen Goldring mit einem tropfen-
    förmigen Stein, der mir überhaupt nicht gefiel und von dem
    ich fest überzeugt war, dass auch Carla ihn scheußlich fin-
    den würde. Ich zeigte auf ihn und schüttelte mit verzogenem
    Gesicht den Kopf. Christian legte ihn zur Seite und hielt die
    übrigen beiden Ringe fest in der Hand.
    „Das musst du jetzt wissen. Sie sind beide toll. Der gol-
    dene ist aber etwas schlichter und klassischer“, fasste ich
    zuletzt zusammen.
    Er überlegte lange und übergab schließlich genau diesen
    Ring der Verkäuferin zum Einpacken. Die Ringfrage geklärt
    zu haben, gab ihm seine Selbstsicherheit wieder. Seine ganze
    Körperhaltung veränderte sich.
    „Ich danke dir, Joe. Ich denke, wir haben genau den rich-
    tigen ausgesucht. Findest du nicht?“
    „Ja, bestimmt. Er wird sie umhauen. Für den Rest musst
    du sorgen.“
    „Das werde ich. Ich reserviere gleich einen Tisch für heu-
    te Abend. Du entschuldigst kurz.“
    314

    Die Verkäuferin ging nach hinten, um die Rechnung fer-
    tig zu machen, während Christian

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