Wolfsfieber
Mann sein dür-
fen. Deshalb fühlen wir ihre Körperwärme, als würde sie fast
unserer eigenen entsprechen“, beendete er seine Ausführun-
gen und küsste mich daraufhin sehr leicht auf den Mund.
„Siehst du! Warm und einladend, genau wie ich vermutet
hatte“, kommentierte er den Eindruck meines Kusses und
fuhr fort, mich zu küssen, während ich mit meinem Finger in
einem gleichbleibenden Rhythmus über seinen Rücken fuhr
und die Form seines Schulterblattes nachformte.
Das unerwartete Klingeln meines Handys riss mich aus
unserer Trance. Ich versuchte, unter Istvans Körper hin-
durchzuschlüpfen, um nach meiner Jeans auf dem Boden zu
fassen. Ich wühlte in meiner Tasche und holte das silberne,
bimmelnde Handy heraus. Bevor ich es aufklappte, sah ich
nach, wer mich anrief. Es war Christian, was mich sehr er-
staunte. Denn eigentlich rief er mich nie an. Er hatte meine
Nummer nur für Notfälle, zur Sicherheit. Ich klappte mein
Mobiltelefon auf und drückte es an mein Ohr.
„Christian? Hallo, wie geht es euch?“, fragte ich rasch.
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„Hi, Joe. Es geht uns gut. Du wunderst dich bestimmt,
wieso ich dich anrufe.“ Seine Stimme klang irgendwie zer-
streut, fast nervös. Aber wieso sollte er nervös sein, wenn er
mit mir telefonierte?
„Schon, ein bisschen. Was gibt es denn?“, fragte ich irritiert.
„O. k., dann wird es jetzt amtlich. Ich werde Carla einen
Antrag machen“, gestand er und wirkte etwas erleichtert.
„Oh mein Gott. Das sind ja unglaubliche Neuigkeiten.
Wann? Und … Moment mal, wieso erzählst du es mir als
Erster?“, fragte ich nun völlig überrumpelt. Istvan beäugte
die ganze Zeit meine Reaktionen vom Bett aus. Ich war nicht
sicher, ob er Christians Stimme hörte. Vermutlich schon.
„Ich brauche deinen Rat, deine Hilfe, deswegen muss
ich dich zuerst einweihen. Ich möchte morgen einen Ring
kaufen gehen und wäre dir unendlich dankbar, wenn du mir
dabei unter die Arme greifst.“
„Du willst tatsächlich, dass ich dir helfe, Schmuck aus-
zusuchen?“ Die Verwunderung war meiner Stimme tatsäch-
lich anzumerken. Aber ich war nun mal alles andere als
eine Schmuckexpertin. Ich trug nie welchen, so gut wie nie
jedenfalls.
„Ja, aber du kennst sie doch schon ewig. Ich möchte un-
bedingt den richtigen Ring. Ich muss immerhin dafür sor-
gen, dass sie Ja sagt.“
„Wenn das so ist. Also gut. Natürlich helfe ich dir. Wann
und wo treffen wir uns?“, fragte ich nach.
„Wie wäre es so gegen viertel fünf beim oberen Juwelier
in Wart. Ich komme gleich nach der Arbeit dorthin. Passt
das?“, wollte er wissen.
„Ja. Ich habe morgen Redaktionssitzung. Die dürfte um
vier zu Ende sein. Ich komme danach auch gleich zum Juwe-
lier. Also bis dann. Und Christian – das freut mich wirklich.
Carla wird ausflippen.“
„Das hoffe ich auch. Danke dir. Bis morgen.“ Christian
legte auf und wirkte sichtlich erleichtert, dass er mich über-
zeugen konnte.
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Ich ließ das Handy auf die Jeans zurückfallen und kroch
wieder zu meinem warmen Istvan, der etwas abgelenkt wirk-
te, als ich mich wieder an seine Seite legte.
„Was ist? Hast du wieder meine Privatgespräche bespit-
zelt?“, scherzte ich und merkte, dass ihm nicht nach Lachen
zumute war.
„Christian ist ein Glückspilz“, sagte Istvan traurig.
„Wieso, weil er Carla heiraten wird?“, fragte ich ihn und
wollte doch seine Antwort nicht wirklich hören, denn der
überschattete Blick seiner Augen gefiel mir gar nicht.
„Nein, weil er für die Frau, die er liebt, einen Ring kaufen
kann und darüber ganz offen sprechen darf. Sie sind beide
Glückspilze, denn er wird sie glücklich machen und nicht in
Gefahr bringen.“ Die bekümmerte Stimmung, die plötzlich
über ihn kam, machte mir Angst.
Ich setzte mich nun auf seinen Bauch und kam mit mei-
nem Gesicht ganz nahe an ihn heran. Meine Haarspitzen
kitzelten seine Schultern. Ich blickte fest und direkt in seine
smaragdgrüne Iris.
„Ich freue mich ungemein für die beiden. Und doch, ich
würde für kein Geld der Welt mit ihnen tauschen. Ich bin
glücklich mit dem, was ich habe. Ich will nur dich. Ich brau-
che keine öffentlichen Bekundungen oder Goldschmuck.
Alles, was ich brauche, ist hier in diesem Raum!“, stellte ich
klar und küsste zur endgültigen Bekräftigung die Haut seiner
Wangenknochen. Sein verfinsterter Blick hellte sich etwas
auf, und als er mich wieder in die Arme nahm, war ich wie-
der
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