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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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und drohte zu zerspringen.
    „Joe, bitte beruhige dich. Du kippst noch um, wenn dein
    Puls weiterhin so rast!“, fuhr er mich erschrocken an und
    versuchte, mich sanft zum Bett zu führen.
    „Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich unvernünftig bin. Ich
    hatte nur plötzlich so ein scheußliches Gefühl, dass das viel-
    leicht die letzte Möglichkeit ist, dich zu küssen. Bei dem Ge-
    danken bin ich durchgedreht“, gestand ich ihm schluchzend
    und versuchte, mich einigermaßen in den Griff zu kriegen.
    Er umarmte mich fest und ich riss am Hemdstoff an sei-
    ner Schulter, als wollte ich den Stoff mit meinen Händen
    verschweißen.
    „Joe. Ich habe es dir doch geschworen. Glaubst du mir
    nicht?“
    „Doch“, antwortete ich sofort. „Es ist nur so, dass ich den
    Gedanken nicht ertrage, dass du da draußen allein bist.“
    „Ich bin nicht allein. Ich bin jetzt nie mehr ganz allein. Du
    bist doch immer bei mir. In meinen Gedanken, in meinem
    Herzen und in deinem Geschenk. Hab keine Angst um mich.
    Serafina wird gut auf dich aufpassen und ich werde lediglich
    das Revier verteidigen. Ich denke nicht, dass ich auf einen
    der „Drei“ stoßen werde, wirklich nicht. Geht es dir jetzt bes-
    ser?“, fragte er und strich besorgt über meine Wange.
    „Ja, etwas. Wann musst du gehen?“, fragte ich und ein
    leeres, hohles Brennen schlich sich in meine Magengrube.
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    „Schon jetzt. Ich bringe dich und Serafina noch zu dei-
    nem Haus. Du weißt ja, dass es besser zu verteidigen ist.
    Sera fina weiß schon Bescheid. Wir müssen jetzt los. Ich
    möchte so früh wie möglich im Wald sein. Ich will schon
    vorher mit dem Wagen die Straße abfahren und überprüfen,
    ob sich „Die Drei“ irgendwo versteckt halten.“
    „Ich wünschte, das alles wäre endlich vorbei“, sagte ich
    vor mich hin.
    „Ja. Das wünsche ich mir auch“, sagte er und küsste mich
    erneut.
    Istvan war nun schon Stunden unterwegs, streifte durch die
    dunklen Wälder des Gebirges, lief Patrouille auf sämtlichen
    Reviergrenzen und alles, was ich tun konnte, war, hier in
    meinem Wohnzimmer auf der Couch zu liegen und Sera fina
    beim Foltern des Fernsehers im Wohnzimmer zuzusehen.
    Sie wechselte ständig den Kanal, konnte aber nie ganz ab-
    drehen.
    „Jetzt mal unter uns, in Deutsch fernzusehen, hat einfach
    keinen Reiz. Die Sprache ist so hart und unmelodisch. Ganz
    anders als Ungarisch oder Rumänisch“, merkte sie an und
    wechselte wieder den Kanal.
    „Wie du meinst“, war mein genervter Kommentar dazu.
    „Du hörst mir ja gar nicht zu!“, protestierte sie und ich
    wollte erst gar nicht so tun, als wäre es anders.
    „Tut mir leid. Ich kann einfach an nichts anderes denken
    als an Istvan. Machst du dir den keinerlei Sorgen um ihn?“,
    fragte ich erstaunt.
    „Nur ein bisschen. Er ist stark, Joe, stärker, als ihm be-
    wusst ist. Auch wenn er nicht darauf herumreitet, er ist ein
    Alpha. Es gibt nicht viel, womit er nicht klarkommen würde.
    Abgesehen von dieser Farkas-Vater-Kiste. Aber das würde
    wohl jedem den Boden unter den Füßen wegziehen“, seufz-
    te sie und stellte endlich den Fernseher ab. Serafina drehte
    sich nun zu mir und ihre entspannte Art war im Begriff, sich
    zu verändern.
    356

    „Du kennst ihn länger, deshalb versuche ich, dir das zu
    glauben. Ich denke, es macht ihm nicht nur zu schaffen,
    dass dieser Mistkerl sein Vater ist, sondern auch, dass er ihn
    einfach nicht in Ruhe lassen kann.“
    „Nein, was ihn wirklich fertigmacht, ist, dass er es ausge-
    rechnet jetzt erfahren musste, wo er dich gefunden hat und
    du auch noch in die ganze Sache verstrickt bist. Das bringt
    ihn fast um. Ich kenne ihn“, deutete sie an und jetzt erkannte
    ich die Angst auch in ihren dunklen Augen. Angst um Istvan.
    Die Angst um Istvan war etwas, das uns verband. Das Fun-
    dament unserer ungewöhnlichen Freundschaft.
    „Serafina, was kann ich tun? Wie kann ich ihm helfen?
    Ich bin schon so tief in die Sache verstrickt, ich weiß gar
    nicht mehr, wie ich es ihm leichter machen könnte. Bitte sag
    mir ehrlich, was du mir raten würdest“, verlangte ich ernst-
    haft von ihr und packte sie am Arm. Dieser schöne, zierliche
    Arm wirkte viel zu fragil, um einer Werwölfin zu gehören.
    „Ich weiß, du bist jemand, der die Dinge selbst anpackt,
    aber in dieser Sache kannst du leider so gut wie nichts ma-
    chen. Das Einzige, was du für Istvan tun kannst, ist, am Le-
    ben zu bleiben. Und dafür werden wir schon sorgen, nicht
    wahr?“,

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