Wolfsfieber
angestrengt.
Plötzlich riss er die Augen auf und fuhr zu Tode erschro-
cken hoch. Er packte mich an der Schulter, seine grünen
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Augen durchbohrten mich. Mein Herz hämmerte verängs-
tigt, als ich seinen gehetzten Blick sah und seinen schweren
Atem auf meinem Gesicht fühlte.
„Es war ein Albtraum. Nur ein Albtraum“, versuchte ich
ihn zu beruhigen. Meine flüsternde Stimme drängte sich an
sein Ohr. Er musste noch im Halbschlaf sein, da er mich
nicht abwehrte. Er stammelte bestürzt vor sich hin.
„Du. Ich. Wir. So dunkel. So kalt. Wieder allein. So grauen-
haft.“
Seine grünen Augen brannten wie ein Phosphorfeuer aus
Traurigkeit und Angst. Ich legte sanft meine Wange an seine
und hoffte, es würde seinen rasenden Puls etwas senken. Er
schien sich langsam zu beruhigen, bis ihm bewusst wurde,
dass er zugelassen hatte, dass ich in seine Nähe kam. Blitz-
artig riss er mich zurück und floh, vor mir, auf seine Sei-
te des Bettes. Wieder taxierte er mich erschrocken. Er war
sich jetzt der Realität bewusst und drückte seinen Körper,
so weit wie möglich, von mir weg. Er kehrte mir den Rü-
cken zu und täuschte mir vor, dass er wieder eingeschlafen
wäre. Aber das ungleichmäßige Heben seiner Schulter be-
stätigte meinen Verdacht. Er machte mir etwas vor. Ich legte
mich ebenfalls zurück in meine Schlafposition und auch ich
täuschte die Ruhe des Schlafes vor. Am nächsten Morgen
tat Istvan so, als wäre nichts gewesen. Er erwähnte den Vor-
fall mit keinem Wort. Er stand vor mir auf und ging in die
Bücherei.
Am frühen Nachmittag desselben Tages machte ich mich
bereit für Carla und Christians Feier. Ich nahm mir den grü-
nen Faltenrock und suchte in meinem Schrank nach einem
passenden Oberteil, als meine Finger über das schwarze De-
signerteil glitten, das mir Istvan geschenkt hatte. Ich über-
legte lange, dann holte ich es hervor und streifte es über. Im
Spiegel passte das seidene Oberteil gut zum dunkelgrünen
Rock. Sogar mein Haar lag gut frisiert in sanften Wellen auf
meinen Schultern. Das Einzige, was mein Aussehen negativ
beeinflusste, waren die dunkelgrünen Flecken mit den gelb-
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lichen Rändern, die noch immer über meinem Hals verteilt
waren. Der Anblick ließ sofort Verzweiflung und Wut hoch-
kommen. Ich versuchte, mit zusammengepressten Augen
die zornigen Emotionen, die in mir brodelten, tief in mir zu
vergraben. Mit einer derartig traurigen Wut konnte ich doch
nicht auf Carlas Verlobungsparty erscheinen. Ich hatte mir
fest vorgenommen, diesen Abend Carla zu schenken und ihr
zuliebe die alte Freundin zu sein, die sie verdiente.
Bevor ich aus dem Haus ging, kramte ich noch in den
alten Sachen meiner Mutter und suchte nach ihrem dunkel-
grünen Tuch mit silbernen Fäden darin. Er war schick genug
für eine Feier und hatte eine silberne Brosche, die den Stoff
fest genug um meinem Hals zusammenhielt, damit niemand
meine verdammten Male zu sehen bekam. Erleichtert fand
ich ihn und legte das Tuch über. Istvan würde nach der Öff-
nungszeit vorbeikommen, um mich abzuholen. Doch dieses
Mal würde ich nicht da sein. Mit einem Stift aus meiner
Handtasche und einem kleinen Klebezettel schrieb ich ihm
eine kurze Nachricht, die ich auf die Tür klebte.
„Bin bei Carlas Verlobungsfeier. In Wart. Kann nicht sa-
gen, wann ich zurück sein werde. Warte nicht auf mich. J.“
Ich stieg ins Auto und fragte mich, wie er meinen Allein-
gang wohl aufnehmen würde. Vermutlich wäre er froh, dass
ich anfing, ihn zu meiden. Schon der Gedanke, dass er wirk-
lich so reagieren könnte, beunruhigte mich, obwohl ich es
war, die den ersten Schlag austeilte. Ich kam mir nicht nur
kindisch vor, ich war kindisch. Das machte also ständige Zu-
rückweisung aus einer Frau oder zumindest aus mir: eine
infantile Idiotin.
Als ich um Punkt fünf vor dem italienischen Restaurant
in Wart ankam, das am anderen Ende des Parks lag, nur ein
paar Meter von unserem Lieblings-Chinesen entfernt, konn-
te ich schon von draußen Carla erkennen, die mit hektischen
Gesten die Kellner herumscheuchte. Sie machte auf mich
einen nervösen Eindruck. Ich öffnete die gläserne Flügeltür
und stürmte zu ihrer Unterstützung an ihre Seite.
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„Hi, wie ich sehe, hast du die Kellner bereits unter deiner
Fuchtel“, scherzte ich und lächelte etwas überzogen. Ich war
dabei, mich in die richtige Stimmung zu zwingen.
„Oh, Gott sei Dank, du bist da. Hi! Ich
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