Wolfsfieber
tragen? Es war so un-
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fair. Wenn ich wenigstens etwas für ihn hätte tun können,
wäre es schon fast eine Gnade gewesen.
Ich lief, angetrieben durch erneute Schreie Istvans, ins
Bad und befeuchtete ein paar Tücher. Als ich zurückkam,
hatte er sich im Bett aufgerichtet und ein verlorener Aus-
druck überzog sein Gesicht.
„Wo warst du? Du bist zurückgekommen? Geh nicht
mehr weg, bitte. Es hilft mir so, dass ich weiß, dass du da
bist“, stöhnte er mir kraftlos entgegen.
Ich konnte nicht glauben, was er sagte. Konnte das wahr
sein?
Ich stürmte an seine Seite, nahm seine Hand. Die Regeln
waren mir nun völlig egal. Ich versicherte ihm:
„Ich werde nicht weggehen, hörst du, Istvan? Ich bin da.
Ich gehe nicht weg, wenn es dir hilft.“
Er schien sich etwas zu beruhigen. Nur etwas. Wenigs-
tens sein Gesicht war nicht länger vollkommen vom Schmerz
verzerrt. Ich nahm die nassen Tücher, faltete eines davon
zusammen und legte es ihm auf die Stirn. Dann riss ich ihm
das Hemd vom Leib und bedeckte ihn mit dem weißen, nas-
sen Tuch. Istvan streifte sich die Jeans ab und ich legte das
letzte Tuch über seine langen Beine. Ich zog einen Stuhl ans
Bett und ließ ihn nie aus den Augen. Er heftete seinen Blick
auf mein Gesicht, und wenn auch sein Körper weiterhin
wild zuckte, so schienen wenigstens seine Gesichtszüge et-
was entkrampfter. Plötzlich stieß er einen Schrei hervor, der
nicht nach seiner Stimme klang, der kaum noch menschlich
war. Es musste jetzt soweit sein, dachte ich. Er kroch unter
den Tüchern hindurch und stürzte vom Bett. Auf allen vieren
schleppte er sich zur Terrassentür, die nur angelehnt war.
Mit der einen Hand stieß er sie, immer noch am Boden
kauernd, auf und stürzte sich auf den kalten, harten Beton
der Terrasse. Von da an ging alles sehr schnell. Ich starrte,
vom Ende des Bettes aus, nur ungläubig auf den Körper, den
ich zu kennen glaubte, und sah eine beinahe unbeschreib-
liche Wandlung. Istvan hatte sich in eine Art Fötalposition
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zusammengekauert und sein Rückgrat schien laut zu knacken
und dabei zu schrumpfen. Sein ganzer Körper verkleinerte
sich scheinbar. Gleichzeitig traten überall aus seiner Haut
dichte Haare hervor. Unvorstellbar viel Fell bedeckte binnen
Kurzem seinen ganzen Körper. Seine Gliedmaßen verschmä-
lerten sich und nahmen, fast in der Zeit eines Atemzugs, tie-
rische Form an, wie auch sein Gesicht, bis seine Gestalt und
seine Züge vollkommen der eines Wolfes entsprachen. Das
Letzte, was sich verwandelte, waren seine menschlichen Au-
gen, wobei er auch in seiner Wolfsform diese grünen Augen
behielt. Nur waren sie jetzt noch kräftiger und auffallender.
Daran konnte man auch erkennen, dass er immer noch Ist-
van war. Der Wolf Istvan stand nun inmitten des Gartens
und sah zum Mond hoch. Ich dachte, er würde jeden Mo-
ment losheulen. Stattdessen blickte er mich an. Ich stand
nun auf der Terrasse mit einem ungläubigen Ausdruck und
hielt mich an der Glastür fest. Ich hatte das Gefühl, jeden
Moment hinfallen zu können.
Der Wolf schien sich nicht zu bewegen. Er starrte mich
nur gebannt an und ich wartete auf irgendein Zeichen des
Wiedererkennens in seinen Augen. Ich erkannte Istvan in
seiner Wolfsform an vielen Dingen. An seinen magnetisch
grünen Augen, seinen sandfarbenen Haaren, die sich in Tei-
len seines Felles wiederfanden, und an seiner stolzen Hal-
tung. Ich musste wissen, ob auch er noch wusste, wer ich
war, solange er ein Wolf blieb.
Ich ging zaghaft in den Garten und näherte mich vorsich-
tig dem Wolf, der einfach nur still dastand, als würde er auf
mich warten. Ich streckte schon von Weitem meine Hand
nach ihm aus und versuchte, keinerlei bedrohlichen Ein-
druck zu erwecken. Ich hielt den Atem an. Als meine Hand
das warme, weiche Fell auf seinem Kopf berührte, stieß ich
einen erschrockenen Atemzug hervor. Er, der Wolf Istvan,
schien es zu genießen, von mir gestreichelt zu werden, denn
er hob den Kopf hoch, um meine Berührung noch fester zu
spüren, wie ich es von Hunden kannte.
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„Unfassbar“, sagte ich laut, mehr für mich selbst als an
jemanden gewandt.
Ich hatte mich gerade an seine Gegenwart als Wolf ge-
wöhnt, da huschte er davon, sprang mit einem unglaub lichen
Satz über die Steinmauer und rannte in die vom Mond er-
hellte Nacht in Richtung der Wälder.
Ich stand regungslos da. Die Hand noch immer nach
unten ausgestreckt. Mein Blick
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