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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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das
    kleine Nebenzimmer des Gashauses, das um diese Zeit im-
    mer leer war.
    Er setzte sich gleich auf den ersten Stuhl, während ich
    vor ihm stehen blieb. Ich konnte unmöglich die Ruhe zum
    Sitzen finden.
    „Es geht um die Meyer-Schafe. Der Bürgermeister hat er-
    zählt, Sie hätten eine Abschussgenehmigung für einen toll-
    wütigen Wolf. Wissen Sie, was ich meine?“, fragte ich mit
    einem ungeduldigen, dringlichen Ton.
    „Ach, Sie sind diese Reporterin von dem Lokalblatt!“
    Seine unbekümmerte, belustigte Art ging mir immens auf
    die Nerven.
    „Ja, die bin ich. Was ist nun mit dem Abschuss?“
    „Vier meiner Jäger sind auf der Lauer. Wir werden das
    Mistvieh bestimmt erwischen. Das ist so gut wie sicher.“
    Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Ich hat-
    te doch genau davor Angst. In ein oder zwei Stunden würde
    Istvan zum Wolf werden und in einem Wald herumlaufen, in
    dem vier bewaffnete Männer nach einem Wolf suchten. Der
    Gedanke drehte mir den Magen um.
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    „Wo genau haben sich die Jäger postiert? Zeigen Sie es
    mir hier auf der Karte“, wies ich ihn an und legte die Karte,
    die ich von Istvan hatte, auf den Tisch.
    „Wieso wollen Sie das wissen? Sind Sie wahnsinnig? Sie
    können doch jetzt nicht dahin. Das ist viel zu gefährlich für
    einen Menschen, vor allem jetzt, da es bald dunkel ist“, blaff-
    te er mich an. Sein Hut rutschte dabei fast vom Kopf.
    „Zeigen Sie mir nur die Stellen.“
    Er tippte auf vier Stellen. Zwei lagen in der Nähe der
    beiden Lagerplätze. Die anderen waren weniger gefährlich.
    Eine lag bereits zu sehr südlich und die andere war ein Jäger-
    stand mit einer Futtergrippe, von dem ich wusste, er würde
    ihn sowieso meiden, da dort Rehe anzutreffen waren.
    „Danke“, murmelte ich kaum hörbar und stürzte ohne
    weitere Erklärung wieder hinaus. Ich nahm mir den Kugel-
    schreiber meines Reporterblocks und zeichnete die Stellen
    auf der Karte ein.
    Es war schon nach sechs. Istvan befand sich jetzt ir-
    gendwo da draußen in den Wäldern und krümmte sich vor
    Schmerzen. Ich beschloss als Erstes, die beiden Lagerplätze
    abzuklappern. Zuerst nahm ich mir den weiter abgelegenen
    Nordplatz vor. Auf der kurvigen Fahrt den Geschriebenstein
    entlang wäre ich fast mehrmals von der Straße abgekommen.
    Ich musste, gegen meinen Willen, die Geschwindigkeit dros-
    seln, aber tot nützte ich Istvan auch nichts. Ich bog auf den
    Besucherparkplatz ein, wobei der Kies unter mir fast zerbrö-
    selte, so heftig jagte ich die Reifen darüber. So schnell ich
    konnte, lief ich das kurze Stück bis zum Lagerplatz entlang,
    das mir jetzt endlos vorkam. Doch ich konnte schon von Wei-
    tem sehen: kein Istvan. Ich stellte mich in die Mitte der klei-
    nen Lichtung und schrie laut seinen Namen und zählte da-
    bei auf sein unglaubliches Gehör. Doch nichts. Ich wartete
    fast eine halbe Stunde, nur um sicher zu gehen. Die längsten
    dreißig Minuten, die ich mir vorstellen konnte. Aber es kam
    nichts. Ich konnte nicht länger meine Zeit verschwenden.
    Es wurde bald sieben. Die Zeit zerrann mir zwischen den
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    Fingern. Ich checkte noch mein Handy, obwohl es unmög-
    lich war, dass er doch noch anrief. Keine Nachrichten, wie
    erwartet. Ich stieg wieder in das Auto, jagte die Gebirgsstra-
    ße hinunter und wäre dabei fast in einer Haarnadelkurve in
    den Graben gefahren. Mein Herz setzte kurz aus und mein
    Atem blieb mir im Halse stecken. Ich kümmerte mich aber
    nicht darum. Ich hatte anderes im Kopf als meine Sicherheit
    und mein Wohlbefinden. Ich startete erneut, unter ein paar
    wüsten Fluchattacken, den Wagen und fuhr weiter bis zum
    Steinbruch. Dort hetzte ich die vertraute Anhöhe hinauf, wo-
    bei mir das Laufen schon deutlich schwerer fiel. Endlich,
    als ich das Südlager erreichte, sah ich die Decke auf dem
    Boden und hoffte schon, ihn endlich gefunden zu haben.
    Aber sowohl die Decke als auch seine Kleidung waren be-
    reits eiskalt und nass von dem Schnee, auf dem sie lagen.
    Er musste sich früher verwandelt haben. Es war November
    und es wurde zeitig dunkel. Außerdem trafen hier draußen
    die Mondstrahlen viel eher auf ihn. Verdammt. Wie sollte
    ich ihn jetzt noch finden? „Istvan!“ Ich schrie wieder seinen
    Namen, der vom nahen Steinbruch widerhallte. Das musste
    er doch hören. Ausgerechnet er. Doch ich bekam keine Re-
    aktion, keine Antwort.
    Ich stolperte zurück zum Auto und fiel dabei ungeschickt
    den Hügel hinunter. Meine Jeans war nun dreckig und

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