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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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besten Willen nicht vorstellen, wie ein einzelner wilder
    Fuchs das hätte anrichten können. Es musste ein tollwütiger
    Hund oder eher ein ganzes Rudel von Raubtieren gewesen
    sein. Ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich davon ein
    Foto machen sollte ohne blutige Details, denn das Blut der
    armen Schafe war überall.
    Ich nahm meine Kamera, ging ein paar Meter zurück, um
    eine Totalaufnahme zu machen, die weniger Details erken-
    nen ließ.
    Als ich fertig war, ging ich zum Bürgermeister zurück und
    fragte ihn, noch immer ziemlich geschockt:
    „Weiß man schon, was das gewesen sein könnte?“
    „Der Tierarzt war schon vor ein paar Stunden da. Er ver-
    mutete zuerst einen Fuchs. Beim Vermessen der Bisswun-
    den änderte er seine Meinung und meinte, dass es wohl ein
    tollwütiger Wolf sein müsste“, erklärte er sachlich. Mir blieb
    beim Wort Wolf das Herz stehen und ich fühlte regelrecht,
    wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Ich drehte mich
    um, um nicht länger dieses Massaker sehen zu müssen.
    „Alles in Ordnung mit dir, Joe? Ist dir schlecht?“, fragte er
    mit besorgter Stimme.
    „Nein, schon o. k. Ich habe nur nichts gegessen und be-
    stimmt nicht erwartet, ausgerechnet so was zu sehen“, er-
    klärte ich und mein Tonfall machte noch immer einen
    schwachen Eindruck.
    „Was wird jetzt geschehen? Wegen des Angreifers, meine
    ich“, fragte ich und schluckte dabei einen riesigen Kloß im
    Hals hinunter.
    „Ich habe gleich die zuständige Behörde verständigt und
    sehr schnell eine Abschussgenehmigung erhalten“, sagte er
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    selbstzufrieden und grinste mich dabei an. Ich kämpfte be-
    reits gegen eine nahende Ohnmacht.
    „Abschussgenehmigung?!“, schrie ich förmlich, wobei
    Meyer mich böse anfunkelte.
    „Ja, natürlich. Die Jäger sind verständigt und suchen nach
    einem kranken Wolf, den sie schießen sollen“, fügte er hinzu,
    während ich bereits zum Auto lief, panisch und ohne auch
    nur einmal zurückzublicken. Ich ließ die beiden einfach ste-
    hen und hievte mich in mein Auto. Die Kameratasche fiel
    dabei unsanft auf den Unterboden meines Wagens.
    Es war fast fünf. Die Zeiger der Uhr logen nicht. Ich
    versuchte den Wagen zu starten und drehte dabei fast den
    Schlüssel ab. Beim Ausparken starb mir zweimal der Mo-
    tor ab. Wozu ich nur „Komm schon, verdammte Karre!“
    schrie.
    Beim Verlassen des Meyer-Hofes quietschten meine
    Reifen, als würde ich an einem Formel-1-Rennen teilneh-
    men. Und genauso fuhr ich auch. Ich blinkte nicht, hielt
    mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung und fuhr
    wie eine Irre. Mein erster Stopp war sein Haus. Ich ließ
    den Motor an und zog grob die Handbremse. Mit ein paar
    hektischen Schritten war ich im Haus, durchsuchte jedes
    Zimmer und schrie dabei immer panisch seinen Namen. Ich
    ging zur Bib liothek, doch auch dort war keine Spur von ihm
    zu sehen. Die Bücherei war bereist verschlossen und ich
    hämmerte gegen das schwere Tor, ohne Erfolg. Mein Kopf
    raste, ebenso mein Herz. Wo zum Teufel konnte Istvan ste-
    cken? Wo nur? Vielleicht hatte er meine Nachricht nicht
    bekommen oder vielleicht hatte er, gerade wegen meiner
    Botschaft, beschlossen, die Verwandlung allein, direkt im
    Wald zu überstehen.
    Ich wusste es nicht und ich wusste noch viel weniger, wo
    ich anfangen sollte, ihn zu suchen. Wo war es am gefährlichs-
    ten für ihn? Ich hatte keine Ahnung. Ich musste mit einem
    der Jäger sprechen. Ich erinnerte mich sofort daran, dass die
    meisten von ihnen an der Bar des Gasthauses anzutreffen
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    waren. Deshalb setzte ich mich wieder hinter das Steuer und
    brauste im Affenzahn die kurze Strecke bis zur Hauptstraße
    hinab. Ich parkte schräg vor dem Gasthaus und stieß die Tür
    auf. Natürlich starrten sämtliche Besucher mich sofort an.
    Aber das war mir in diesem Moment völlig egal. Ich ging
    schnurstracks zum ersten Jäger, der an der Bar herumlun-
    gerte, in der üblichen grün-braunen Aufmachung. Er kippte
    genüsslich sein Bier hinunter und nahm keinerlei Notiz von
    mir, obwohl ich direkt neben ihm stand. Ich hatte Glück,
    ich hatte den Vorsitzenden vom Jagdausschuss erwischt.
    Einen Mittfünfziger mit dickem Bauch und unordentlichem
    Schnurrbart. Sein Atem hatte eine deutliche Bierfahne. Ich
    packte ihn fordernd am Arm und sagte ihm:
    „Ich muss sofort mit Ihnen sprechen. Es ist sehr wichtig.
    Allein, wenn’s geht.“ Ich klang dabei fast bedrohlich.
    Er nickte nur wenig irritiert und folgte mir dann in

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