Wolfsfieber
… verstehe“, war alles, was ich herausbrachte, und
wäre noch genug Blut in meiner Haut gewesen, wäre ich rot
geworden.
Ich versuchte, mir meine Sachen selbst auszuziehen, aber
es gelang mir nicht. Ich zitterte zu sehr, um auch nur einen
Knopf meiner Bluse öffnen zu können. Also musste Istvan
mich ausziehen. Er war dabei so sanft wie möglich, doch
ohne meine Mithilfe war er etwas ungeschickt, da ich auch
bei ihm ein leichtes Zittern bemerkte. Er schaffte es, mich
von der Bluse zu befreien, und ich war froh, den feuchten
Baumwollstoff endlich los zu sein. Danach knöpfelte er mei-
ne Levis-Jeans auf und zog sie mit einem einzigen Ruck von
meinen nassen, kalten Schenkeln. Ich hatte nur noch den
dunkelblauen BH und meinen Slip an. Ich glaube, es war in
diesem Moment, als mein Atem endgültig aussetzte. Er ver-
suchte, mich so gut es ging zu stützen, damit ich unter die
warme Decke schlüpfen konnte. Gleich danach fühlte ich
mich etwas besser, weniger durchnässt.
Er drehte sich von mir weg und zog sein Shirt über den
Kopf. Er ließ es auf den Boden fallen. Ebenso machte er
es mit seiner Jeans. Wenigstens trug er diesmal Boxershorts.
Das machte die Sache einfacher, zumindest etwas.
„Ich muss mich jetzt zu dir legen, wenn das o. k. für dich
ist?“, fragte er und vermied es sorgsam, mich dabei anzu-
sehen.
„O. k.“, war alles, was ich dazu meinte.
Er schlüpfte unter die Decke und sofort konnte ich die
Hitze fühlen, die sich auf dem ganzen Bett ausbreitete wie
ein Lauffeuer. Ich versuchte, auf die Seite zu sehen, wäh-
rend er zur Decke starrte und eine Weile neben mir liegen
blieb. Ich zitterte noch immer und die Taubheit meiner
Gliedmaßen bestand ebenso hartnäckig weiter. Als er das
merkte, zögerte er nicht mehr länger und legte sich mit der
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ganzen Länge seines Körpers auf mich. Zum ersten Mal fühl-
te ich die Schwere seines männlichen Körpers und dessen
Konturen. Ich fühlte die Länge seiner Beine, die Breite sei-
ner Schultern, die Anschmiegsamkeit seiner Brust und die
Gegend seiner schmalen Hüften, wie auch er die Formen
meines weiblichen Körpers wahrnehmen musste. Diese Er-
kenntnis trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Ich schloss
die Augen, weil ich Angst hatte, er könne darin lesen, was ich
in diesem Moment fühlte. Es war jetzt noch viel schwerer für
mich, jetzt, da ich wusste, dass ich ihn liebte. Es war schwer,
mit diesem Wissen und der Unwissenheit über seine Gefüh-
le so nahe bei ihm sein zu müssen. Wir bewegten uns beide
kaum. Ich glaubte sogar, er hatte kurz tatsächlich aufgehört
zu atmen. Langsam wurde mir richtig warm. Er war definitiv
der richtige Mann für diesen Job. Seine hohe Temperatur
kam jetzt wie gerufen.
Dann machte ich den Fehler, die Augen wieder zu öff-
nen, zu früh, im falschen Moment. Sobald ich die Lider auf-
schlug, schaute ich direkt in seine grünen Augen über mir.
Sein Smaragd-Blick traf mich jetzt wie ein Blitz und ich woll-
te, Unterkühlung hin oder her, nur eine einzige Sache. Ich
wollte ihn noch mehr an mich pressen und meine Lippen
auf seine legen. Ich konnte mich kaum beherrschen, und
wäre mein Körper nicht so schwach gewesen, hätte ich es
versucht. Doch langsam wurde mir richtig heiß und es war
schwer, mich ihm gegenüber nicht als Frau zu verhalten, die
in ihn verliebt war. Was er wohl in diesem Moment fühlte?
Ich konnte es nicht sagen. Sein Blick war intensiv, wie im-
mer, aber er machte keine Anstalten, mich zu berühren. Be-
gehrte er meinen weiblichen Körper überhaupt? Ich musste
es wissen. Ich schlang mein rechtes Bein um das Seine und
sagte, diesmal bibber-frei:
„Meine Beine sind besonders kalt, du hast doch nichts
dagegen?“
„Nein. Ich bin froh, dass meine hohe Körpertemperatur
einmal von Vorteil ist“, sagte er leicht grinsend und sah etwas
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zur Seite. Ich vermeinte ein schiefes Lächeln zu sehen. Aber
was hatte es zu bedeuten?
Verdammt, wie sollte ich weiterhin sein Freund sein,
wenn ich doch so viel mehr sein wollte als das. Ich wurde et-
was offensiver und schlang nun auch meine Arme um seinen
warmen, weichen Oberkörper.
„Auch o. k.?“, fragte ich und versuchte mich in einem
leicht anzüglichen Ton mit hochgezogener Augenbraue.
„Mehr als o. k.“, gab er zu und rieb mit seiner Hand über
meinen rechten Schenkel, der sein Bein weiterhin umklam-
merte.
„Ich versuche deine Durchblutung zu verbessern“, sag-
te er
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