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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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Wald laufen müsste. Ich konnte ihn
    nicht verlieren. Nicht jetzt, wo ich ihn endlich gefunden hat-
    te. Istvan durfte nicht tot sein. Ich fiel einen kleinen Abhang
    hinunter und landete im kalten Schnee. Als ich es geschafft
    hatte, mich einigermaßen vom Boden hochzuhieven, sah ich
    ihn. Ich sah einen Wolf.
    Mitten auf einer Lichtung. Von Bäumen umringt. Von der
    Morgensonne beschienen lag er da, auf den Schnee gebettet.
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    Ein gescheckter Wolf, dessen Blut um ihn herum auf den
    Schnee geflossen war und blutrot färbte. Der Anblick gab
    mir die Kraft, mich aufzurichten. Ich stürzte wie besessen
    zu ihm und warf mich mit einer einzigen, verzweifelten Ges-
    te auf ihn, auf den kalten Körper des toten Wolfes. Er war
    weg, für immer. Ich schrie laut auf. Woher ich die Kraft dazu
    hatte, konnte ich nicht sagen. Aber mein Schrei zerfetzte die
    Geräusche der anbrechenden Morgendämmerung und hall-
    te im ganzen Wald wider.
    Ich hatte ihn verloren. Es war zu spät. Er würde nie wis-
    sen, dass ich ihn geliebt hatte. Ich wusste es selbst erst seit
    diesen letzten, schrecklichen Stunden, jetzt, da er mir für
    immer genommen wurde. Die Tränen füllten meine Augen
    und flossen in Strömen über mein Gesicht, ohne zu versie-
    gen. Das Einzige, was ich noch sehen konnte, war das ver-
    schwommene Wolfsblut im Schnee.
    Ich konnte nicht sagen, wie lange nach meinem Schrei
    ich so dagelegen hatte, auf dem kalten Körper. Ich hatte
    noch nicht einmal bemerkt, dass es schneite. Erst als meine
    Tränen etwas nachließen und ich mich nicht mehr bewegen
    konnte, sah ich, dass meine Hand vollkommen mit weißen
    Flocken bedeckt war. Im selben Moment fühlte ich, wie et-
    was mich vom Boden, von meinem Wolf, wegzog. Ich verlor
    das Bewusstsein.
    Ich wurde getragen. Jemand trug mich in seinen Armen.
    Ich öffnete die Augen und sah die vornehme V-Form eines
    männlichen Unterkiefers, seines Unterkiefers. Istvan trug
    mich auf seinen Händen durch den verschneiten Wald. Aber
    war ich tot oder lebte ich noch?
    „Istvan, du lebst!“, stöhnte ich erleichtert.
    „Joe, sprich jetzt lieber nicht. Du hast eine starke Unter-
    kühlung. Ich kümmere mich um dich.“ Seine sanfte, raue
    Stimme war zurück. Was kümmerte mich da, dass ich mei-
    nen Körper kaum fühlte oder dass ich beim Sprechen nur
    noch stammelte.
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    Er ging so schnell, dass ich unmöglich sagen konnte, welche
    Bäume an mir vorüberzogen. Er hielt am Lagerplatz. Ohne
    mich abzusetzen, nahm er die zwei Decken aus der Kiste
    und wickelte mich darin ein. Das Gefühl kam aber noch
    nicht in meinen Körper zurück. Ich hatte nur noch die Hoff-
    nung, da ich wusste, dass er nicht tot war. Das war alles, was
    ich brauchte.
    Wir waren so schnell in meinem Wagen, dass ich nicht
    sagen konnte, wie wir dorthin gelangt waren. Es konnte aber
    auch sein, dass ich ohnmächtig gewesen war.
    „Kein … Benzin“, gab ich ihm zitternd und bibbernd zu
    verstehen und fühlte nun das unkontrollierte Zittern und Zu-
    cken meines ganzen Körpers.
    Er sah mich wieder besorgt an. Nahm mich erneut sanft
    in seine Arme und lief mit mir auf dem Arm bis zu meinem
    Haus, das am schnellsten zu erreichen war.
    Er kramte in meinen Taschen und fand den Hausschlüs-
    sel. Er schloss die Tür auf und trug mich über die Schwelle.
    Ein seltsames Gefühl. Ein schönes Gefühl. Er trug mich auf
    seinen Armen in mein Haus.
    Ohne dass er fragen musste, wo mein Zimmer war, trug er
    mich dorthin und legte mich sanft auf das Bett, noch immer
    fest in die grauen Decken gewickelt. Ich wollte nach ihm
    fassen und mit ihm reden, doch mein Arm zitterte so sehr,
    dass ich keine Faust ballen konnte.
    „Eigentlich sollte ich dich in ein warmes Bad setzen, aber
    ich glaube, das Letzte, was du jetzt noch brauchen kannst,
    ist noch mehr Feuchtigkeit. Deine Sachen sind klatschnass“,
    stellte er fest, als er das Bündel, in das er mich geschnürt
    hatte, wieder öffnete. Erst jetzt wurde es mir bewusst. Ich
    lag in meinem Bett und Istvan saß auf meiner Bettkante. Die
    Vorstellung flößte mir Furcht ein und sollte noch viel Furcht
    einflößender werden, als er sagte:
    „Joe, die beste Art, um dich so schnell wie möglich wieder
    warm zu bekommen, ist menschliche Wärme. Körperwärme,
    verstehst du?“, sagte er und seine grünen Augen funkelten
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    mich voller Sorge an, wofür ich dankbar war. Aber wenn es
    um körperliche Nähe ging, wollte ich lieber einen anderen
    Ausdruck auf seinem Gesicht sehen.
    „Ich

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