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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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nass
    von dem matschigen Schnee. Ich fühlte die Kälte jedoch
    kaum. Die Aufregung ließ mich innerlich brennen. Was
    jetzt?
    Ich nahm mir die Karte vor und fuhr jede der Jagdstel-
    lungen ab. Zuerst die näheren, dann die fernen. Es war zum
    Verzweifeln. Immer dasselbe. Ich kam da an, sah den Hoch-
    stand und konnte sogar aus der Entfernung den Jäger darin
    ausmachen, aber kein Istvan und kein anderer Wolf in der
    Nähe. Irgendwann in dieser Nacht gab ich die Logik mei-
    ner Aktionen auf und fuhr nur noch ziellos immer dieselben
    Strecken ab. Alles Waldwege und größere Gebirgsstraßen,
    auf denen man mit dem Wagen fahren konnte. Immer wie-
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    der blieb ich stehen, rief seinen Namen, wartete eine Weile
    und wurde enttäuscht. Ich konnte Istvan einfach nicht fin-
    den. Es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt oder, aber
    diesen Gedanken ließ ich nicht gelten, als hätte ihn einer der
    Jäger schon erwischt. Jedes Mal, wenn mir dieser Gedanke
    durch den Kopf ging, musste ich stehen bleiben oder den
    Wagen stoppen und ein verzweifeltes Würgen unterdrücken.
    Einmal mischte sich zu dem Gedanken ein grausames Bild
    eines getöteten Istvans hinzu. Da gab es kein Halten mehr.
    Ich stützte meine Hände am Steinbruch ab, wo ich mich
    gerade befand, und ließ den Kopf hängen. Hätte ich etwas
    im Magen gehabt, hätte ich mich mit Sicherheit übergeben.
    Aber so stand ich nur mit zusammenkrampfendem Magen
    da und hustete und würgte staubige, kalte Luft. Ich war am
    Ende und die Nacht war noch nicht mal annähernd vorüber.
    Ich setzte mich wieder in den Wagen und fuhr noch zweimal
    den gesamten Geschriebenstein ab. Ohne Erfolg.
    Es war etwa um halb fünf, ich war gerade wieder zum
    Südlager gekommen, als mir auf der Straße dorthin das Ben-
    zin ausging. Ich musste die halbe Strecke laufen. Ich war
    eigentlich nur noch ein Wrack und quälte meinen Körper
    zum unzähligsten Mal den Hügel hoch. Bis ich es zum Mar-
    kierungsfelsen geschafft hatte, war ich schon kurz davor zu-
    sammenzuklappen. Doch ich machte weiter. Ich ging wei-
    ter, immer weiter. Dabei fielen mir jetzt immer wieder die
    Frost-Zeilen ein, die ich atemlos vor mich hin stammelte wie
    eine Geisteskranke. „Der Wald ist lieblich, dunkel, tief, doch
    ich muss tun, was ich versprach, und Meilen gehen, bevor ich
    schlaf, und Meilen gehen, bevor ich schlaf.“
    Immer weiter wiederholte ich den letzten Satz, bis meine
    trockene Kehle zu sehr schmerzte und ich damit automa-
    tisch aufhörte. Es war wie ein Gebet, das ich in Gedanken
    vor mich hinsagte, um immer weitergehen zu können. Und
    noch funktionierte es. Ich war wieder am Südlager, hielt dort
    jedoch gar nicht mehr an, sondern ging weiter. Ich glaubte in
    Richtung des Jägerstandes, war mir aber überhaupt nicht si-
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    cher. Ich stolperte ziellos im Wald umher. Immer wieder fiel
    ich jetzt hin. Meine Jeans war vom nassen, kalten Schnee
    schon ganz feucht und die bleiernen Stulpen machten das
    Weitergehen immer schwerer. Aber ich ging und ging immer-
    fort. Ich war so geschwächt, dass ich gar nicht mehr versuch-
    te, meine häufigen Stürze mit den Armen abzufangen, son-
    dern meinen Körper einfach in den Schnee sinken ließ wie
    einen Sack auf den Boden. Ich hatte auch keine Winterjacke
    an, sondern nur diesen dünnen Parka, und die Kälte kroch
    mir in die Knochen. Ich konnte seinen Namen kaum noch
    schreien, der Atem dazu fehlte. Aber aufhören konnte ich
    auch nicht. Also flüsterte ich. Je länger ich so vor mich hin
    ging, ziellos und verzweifelt, desto mehr Bilder quälten mei-
    ne Seele. Ich sah einen angeschossenen Wolf vor mir, dessen
    Blut sich über den Waldboden ergoss, und ich schrie laut
    auf. Offenbar war ich im Gehen eingeschlafen. Ich konnte
    nun meine Gliedmaßen nicht mehr fühlen. Ich konnte nicht
    sagen, ob mir kalt war oder nicht. Meine Beine und Arme
    waren vollkommen taub. So fühlte ich wenigstens nicht die
    Steine, auf die ich fiel, und die Äste, die sich mir in die Arme
    und die Schultern bohrten. Meine Haare waren so feucht
    von dem beginnenden Morgentau, dass ich das Gefühl hatte,
    Wasser ränne mir vom Kopf. Ich würde den Mann verlieren.
    Den Mann, von dem ich nun wusste, dass ich ihn liebte.
    Und doch. Obwohl ich ihn nirgendwo ausmachen konnte
    und es bereits Morgen wurde, es durfte nicht wahr sein. Er
    konnte nicht tot sein. Nicht er. Das konnte, das durfte nicht
    wahr sein. Ich würde es nicht zulassen und wenn ich bis in
    alle Ewigkeit durch den

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