Wolfsgefluester
saß.
Der Zar saß uns gegenüber in einen Sessel und beobachtete schweigend das Schauspiel.
"Bitte, erklären sie mir", bat der Zar mit seinem gebrochenen Deutsch und André erzählte alles von Anfang bis Ende. Als er geendet hatte, hatte ich mich soweit beruhigt, um hinzuzufügen.
"Ich weiß nicht, wer meine Eltern waren. Ich weiß nur, dass ich in Deutschland zu Welt gekommen war und dort aufwuchs. Die Frau war mir bereits in Irland Anfang Dezember über den Weg gelaufen, aber ich kannte nicht den Zusammenhang." Der Zar holte ein kleines Foto aus einer Tasche und reichte es mir.
"Das ist meine Tochter Rosa, da war sie vierundzwanzig geworden."
"Aber ..."
"Wow"
"Die sieht ja aus wie du", sprach Jacob das Unausgesprochene aus.
"Genau, zwei Monate nach dem das Foto gemacht wurde verschwand sie. Das ist jetzt achtundzwanzig Jahre her."
"Dann wäre es also möglich, dass Samantha ihre Enkelin wäre?" Der Zar nickte.
"Ja, ich hatte nie wieder etwas von Rosa gehört. Sie ist alles, was ich noch hatte. Meine Frau ist vier Jahre nach Rosas verschwinden verstorben."
"Es tut mir leid, aber bitte, lassen sie mich nach Hause gehen. Ich gehöre nicht hier her." Traurig schüttelte der Zar den Kopf.
"Nein, wahrscheinlich nicht, aber sollte sich herausstellen, dass wir verwandt sind, würde ich mich freuen, wenn wir wieder in Kontakt treten könnten." Ich nickte schwach und wollte aufstehen, aber die ganze Aufregung zerrte an meinen Kräften und ich schwankte. Jacob hob mich wortlos in seine Arme.
"Auf Wiedersehen Zar und bitte melden sie sich, wenn sie Neuigkeiten haben." André streckte ihm seine Visitenkarte entgegen und wir gingen zum Auto zurück.
28
Die Fahrt nach Hause verschlief ich hauptsächlich. Bemerkte, wie Jacob mit Victor telefonierte, aber mir war es egal. In regelmäßigen Abständen tauschten sich André und Jacob mit dem Fahren ab.
Sie sahen nach mir, deckten mich immer wieder zu und versuchten mich zum Trinken zu überreden, doch ich wollte nur schlafen.
Zur Mittagszeit trafen wir im Black Hole Revier ein. Victor und Lydia erwarteten uns und Victor half mir aus dem Auto und zog mich in seine Arme. Zunächst versteifte ich mich, ließ mich dann aber in seine Umarmung sinken und schloss die Augen.
"Mein Kleines, ich bin so froh das du wieder hier bist. Komm, geh mit Lydia in dein Zimmer, sie hilft dir beim Duschen oder Baden. Ich denke du kannst sie jetzt gut gebrauchen." Ich nickte kurz und folgte Lydia mit gesenktem Kopf ins Haus.
"Du bist so ein Idiot!" fauchte André Victor ohne Vorwarnung an. Beinahe wäre er auch auf ihn losgegangen, aber Jacob hielt ihn zurück.
"Was soll der Scheiß Kater, spiel dich nicht so auf."
"Schluss jetzt. Ihr zwei benehmt euch wie Kleinkinder." Jacob war sauer, und während er sich gegen André lehnte, knurrte er Victor an. "Ins Büro, alle beide und da reden wir in Ruhe!" Victor ging voraus und André als Letztes.
"Bitte Shats, dass du wütend bist, okay, aber wir helfen ihr nicht, wenn ihr euch gegenseitig umbringt." Jacob legte André beruhigend eine Hand auf die Wange, als er das sagte und als Antwort küsste André ihn zärtlich.
Im Büro setzten sich alle hin, wobei Jacob sich zwischen die beiden setzte.
Jacob erzählte erst einmal alles, was auf der Reise vorgefallen war und André berichtete von dem Zaren und seinem Gespräch und auch von den Vermutungen bezüglich meiner Vergangenheit.
"Und jetzt erkläre mir bitte deinen Ausbruch?", bat Victor, mittlerweile wieder beruhigt.
"Verzeih, es ist nur, Sam und ich hatten irgendwie eine Verbindung geschaffen. Nicht wie Gefährten, sondern wie Geschwister. Samantha ist für mich meine Sestrenku, das musst du verstehen und akzeptieren. Ich kann dir nicht erklären, woher das kommt, aber es ist so, auch Jake muss damit klarkommen." Victor zog eine Augenbraue hoch.
"Du und Jake ihr seid Gefährten?"
"Ja, seit zehn Jahren" André legte demonstrativ eine Hand auf Jacobs Schulter und drückte sie leicht. "Mein Ausbruch vorhin ging ganz allein an deine Ignoranz. Ich frage dich: Hast du Sam jemals gesagt, dass du sie liebst?"
"Ja, ich hatte ihr ständig gesagt, wie wichtig sie mir ist und das ich mir wünschte, dass sie bei mir bleibt."
"Das meine ich nicht. Hast du jemals gesagt: ICH LIEBE DICH?!" Verlegen sah Victor André an.
"Bin ich ein Idiot" André, lachte
"Sag ich doch. Mach ihr eine Kleinigkeit zu essen, sie hat seit vorgestern Morgen nichts mehr gegessen und auch nichts getrunken. Vic sie braucht dich mehr denn je."
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