Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
würde, hatten wir noch genügend Zeit, unseren Job zu erledigen.
    Nochbevorichanklopfenkonnte,öffneteJessieschondieTürunddrücktemireinFaxindieHand.„DaswirdaberauchZeit.“
    „Welcher Furz sitzt dir denn quer?“
    Sie drehte sich zu mir um, und ich blockte ihren Schlag mit dem Unterarm ab. Nur weil sie mich schon einmal gegen die Wand gestoßen hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich es noch mal zulassen würde.
    „Ich bin nicht in der Stimmung, mich gut zu benehmen“, warnte ich sie.
    „Miststück. Ach, verdammt.“ Sie stolzierte davon und ließ sich mit mürrischem Blick auf die Couch plumpsen.
    „Was ist los mit dir?“, versuchte ich es mit einer etwas freundlicheren Version derselben Frage.
    „Will ist nicht zurückgekommen.“
    „Hast du ihn angerufen?“
    „Sein Handy ist aus.“
    „Vergisst er manchmal, es einzuschalten?“
    „Jeden verfluchten Tag.“
    „Worüber machst du dir dann Sorgen?“
    „Mal sehe n – Werwölfe, Vampire, Zombies, Hexen und alle möglichen anderen Kreaturen, von denen ich noch nicht mal weiß. Dann sind da noch Autounfälle, Massenmörder, Blutgerinnsel, Herzinfarkte, Schlaganfälle und diverse Naturkatastrophen.“
    Ich blinzelte. „Lieber Himmel, wie kannst du da noch schlafen?“
    „Wenn er nicht hier ist, tu ich das nicht.“
    Als ich sie jetzt genauer ansah, bemerkte ich die dunklen Ringe unter ihren Augen und die Stressfalten um ihren Mund. Sie war wirklich tief besorgt, und ich konnte nicht behaupten, dass ich ihr das verübelte.
    „Hast du schon mit irgendeinem freundlichen Menschen von der Bundespolizei telefoniert?“
    „Hältst du mich für blöd? Natürlich hab ich dort angerufen.“
    „Und?“
    „Nichts.“
    Das war genau das, was ich damit gemeint hatte, dass Bindungen eine schlechte Sache seien. Jessie dachte nicht an Werwölfe und Serienmörder; sie dachte an Will.
    „Wenn irgendwas passiert wäre, wüssten sie davon, Jessie.“
    „Wo steckt er dann?“
    Ich hatte keine Ahnung. Aber wenn ich irgendeine meiner Befürchtungen aussprechen würde, würde sie bloß wieder versuchen, mich zu schlagen, deshalb sah ich auf das Blatt Papier in meiner Hand runter.
    „ Ungeklärte Serienmorde, bei denen Kannibalismus vermutet wird.“ Was für eine entzückende Überschrift. Es waren nur zwei. Herman Reyes und ein Kerl namens Louis-François Charone.
    „Du hast gesagt, Hector würde hier draufstehen.“
    „Sieh dir mal an, wo Herman Reyes zum letzten Mal gesehen wurde.“
    Das tat ich. In Topek a – im selben Jahr, als mein Leben geendet hatte. Verdammt.
    Ich hob den Blick. „Also ist Herman Hector.“
    „Das will ich von dir wissen.“
    Jessie hielt mir ein Foto entgegen. Eine schwindelerregende Welle der Übelkeit erfasste mich.
    Querida .
    Das Wort säuselte durch das Zimmer. Ich fing an zu schwanken.
    „He!“ Plötzlich war Jessie da, sie schlang den Arm um meine Hüfte und hielt mich aufrecht. „Ich schätze, ich muss nicht erst fragen, ob er das ist.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Hier.“SiezogeinenderEsszimmerstühleheran.„Setzdich.“
    Ich gehorchte. Sie drückte mir meinen Kopf zwischen die Knie, und das nicht allzu sanft. „Jetzt atme.“
    Ich hasste es, Befehle entgegenzunehmen, besonders von ihr. Aber ich hasste es noch mehr, ohnmächtig zu werden, deshalb atmete ich.
    Zwischen meinen Füßen tauchte ein Glas Wasser auf. Ich richtete mich auf und trank. Jessie lehnte sich gegen den Tisch und las den Rest des gefaxten Berichts. Dann sah sie mich an.
    Ich erwartete, dass sie mich fragen würde, ob ich okay sei, ob ich mich hinlegen, eine Tablette schlucken oder zum Arzt müsse.
    „Ich schätze, er hat seinen Namen geändert“, sagte sie stattdessen.
    Sie wollte so tun, als hätte ich nicht fast einen Sturzflug auf ihren Teppich hingelegt. Ich würde sie lassen.
    „Das schätze ich auch. Aber warum? Hector ist 1977 gestorben. Niemand würde die beiden für ein- und denselben Mann halten.“
    „Warum ein Risiko eingehen?“
    „Ja, wahrscheinlich.“
    Das würde erklären, warum ich ihn nirgendwo hatte finden können. Zweifellos hatte er seinen Namen noch mal geändert.
    Jessie las weiter. Dann spitzte sie die Lippen.
    „Was ist?“
    Sie schaute zu mir, dann wieder auf das Blatt. „Alle seine Opfer waren derselbe Frauentyp.“
    Ich wusste, dass mir die Antwort nicht gefallen würde, aber ich fragte trotzdem. „Was für ein Typ?“
    „Blond und zierlich.“
    „Verdammt.“
    Hatte Hector mich ebenfalls umbringen

Weitere Kostenlose Bücher