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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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längeren Moment über das Fenster. »Das Gerät ist Eigentum der US-Regierung. Ich darf es Ihnen gar nicht leihen.«
    »Wenn Sie glauben, daß ich in der Stimmung für Ihre Albernheiten bin, täuschen Sie sich«, sagte Dom. »Es ist mir egal, wer oder was Sie sind, Mister White. Betrachten Sie sich als vorläufig festgenommen.«
    »Sehr witzig«, antwortete White. Er klang fast... abwesend, dachte Stefan. Irgend etwas beunruhigte ihn über die Maßen. Etwas, das seine volle Konzentration in Anspruch nahm. Sein Blick irrte immer nervöser durch den Raum. Er suchte etwas.
    Stefan wandte verstohlen den Kopf und sah den zweiten Amerikaner an. Matt, wie White den Blonden genannt hatte, war noch immer totenbleich. Auf seiner Stirn und seiner Oberlippe perlte feiner Schweiß, und seine Augen blickten trüb. Trotzdem wirkte er ebenso konzentriert wie White und mindestens genauso angespannt. Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Stefan lauschte in sich hinein. Sofort empfing er Hunderte von unterschwelligen Informationen, die sein normales menschliches Bewußtsein bisher herausgefiltert hatte - von der fast unerträglichen Qual, die Matt im Moment ausstand, bis hin zu dem Wissen, was Robert am vergangenen Abend gegessen hatte. Aber mehr auch nicht. Wenn es hier irgendwie verborgene Gefahr gab, dann ließen ihn seine wölfischen Instinkte im Stich.
    Aber das war unmöglich. Sonja und ihr Bruder waren nicht einmal in der Nähe. Er hätte es gespürt.
    »Was muß ich tun, damit Sie mich ernst nehmen?« fragte Dorn spröde. »Sie mit der Waffe bedrohen?«
    Er griff tatsächlich in die Manteltasche, als wollte er seine Waffe ziehen. Stefan sah aus den Augenwinkeln, wie sich Matt spannte, und auch Robert sog erschrocken die Luft ein. White versenkte von alledem unbeeindruckt die Hand in die Jackentasche, zog sein Handy hervor und klappte es auf.
    »Es funktioniert nicht«, sagte er.
    »Was soll das heißen?« Dorn riß ihm das Gerät praktisch aus der Hand, sah eine Sekunde stirnrunzelnd darauf und drückte anscheinend vollkommen wahllos auf die Knöpfe.
    »Das ist sinnlos«, sagte White. »Es bekommt kein Signal.«
    »Das kann doch kein Zufall sei«, murmelte Robert. »Was ist hier los?« »Barkow«, sagte White leise.
    Für ein paar Sekunden wurde es sehr still. Selbst Dorn starrte den Amerikaner nur an, und Stefan wußte plötzlich und mit unerschütterlicher Gewißheit, daß er recht hatte. Es war die einzige Erklärung, das einzige, was irgendwie Sinn machte.
    Und es war letztendlich der Grund gewesen, aus dem Sonja und ihre Brüder hier aufgetaucht waren. Nicht, um das Kind zu holen - dieses Ziel hätten sie später und mit sehr viel weniger Risiko leichter erreichen können. Sie waren aus dem gleichen Grund hier, aus dem sie vorhin im Krankenhaus aufgetaucht waren: Nicht, um ihnen irgend etwas anzutun. Sondern um sie zu
beschützen.
    »Unsinn!« Dorn lachte. Es klang kein bißchen echt. »Das ist... Kinderkram. Und ich mache ihm jetzt ein Ende, verlassen Sie sich darauf.« Er legte das Handy auf den Tisch, ging an White vorbei und näherte sich der Tür. Er schüttelte unentwegt den Kopf und bemühte sich, ein möglichst abfälliges Gesicht zu machen, aber seine Körpersprache verriet ihn. Er war nicht einmal annähernd so davon überzeugt, daß Dorn Unsinn redete, wie er tat. Tief in sich zitterte er vor Angst.
    »Ich würde das nicht tun«, sagte Stefan.
    Dorn blieb stehen; entschieden zu schnell, wie Stefan fand. Das gekünstelte Lächeln auf seinen Zügen wurde noch breiter, aber er wirkte zugleich auch fast erleichtert. Letztendlich spielte er auch nur eine Rolle, und im Moment war er eindeutig ihr Gefangener. »Und warum?«
    »Wo ist Ihr Assistent?« fragte Stefan. »Westmann?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Dorn.
    »Er wollte nach draußen gehen«, sagte Robert. Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Er wollte eine Zigarette, aber ich mag es nicht, wenn hier drinnen geraucht wird. Ich glaube, er ist vor der Tür.« Er runzelte die Stirn. »Aber das ist mindestens zehn Minuten her.«
    Er sah zur Tür hin. Zwei, drei Sekunden lang rührte sich niemand, dann griff
    Roberts Bodyguard unter seine Jacke, zog seine Waffe und näherte sich der Haustür. Er bewegte sich sehr vorsichtig seitwärts und so, daß er nicht getroffen werden konnte, falls jemand durch die Tür schoß.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte White.
    Der Mann war vorsichtig. Er näherte sich der Tür weiter so, daß ihm das massive Mauerwerk daneben

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