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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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stand auf und verließ die Hütte. Ricky kuschelte sich in Talas schützende Umarmung.
    „Ich wollte das nicht“, wiederholte er sich. „Es ist nur … Ich habe einen Entzug hinter mir. Deswegen bin ich nach Alaska gekommen, um neu anzufangen.“ Er hob schwerfällig den Kopf und betrachtete verzweifelt das besorgte Gesicht seines Freundes. „Tala, du musst mir helfen. Ich will das nicht noch einmal erleben. Bitte, hilf mir, wenn ich wieder schwach werde.“
    Talas Nicken beruhigte ihn, zumindest so weit, dass er sich hinlegen und wegdämmern konnte. Er brauchte Schlaf, sein gesamter Körper revoltierte sowohl gegen den Alkohol als auch gegen das Abklinge n seiner Wirkung .
    Am nächsten Morgen erwachte Ricky mit dem altvertrauten Geschmack im Mund, als hätte er Gülle gegurgelt. Tala lag neben ihm und hielt ihn fest, doch als er den Kopf drehte, bemerkte er die ernste Miene seines Geliebten. Er fühlte sich, als würde sein Schädel mit seinem Presslufthammer bearbeitet werden. Die altbekannte Übelkeit wogte in ihm auf und machte ihm sowohl das Atmen als auch jede Bewegung zur Hölle. Für einen Moment wünschte er sich nur noch, zu sterben.
    „Tala“, setzte Ricky an, doch Tala unterbrach ihn.
    „Nein. Nicht jetzt. Komm erst wieder richtig zu dir, dann können wir reden.“
    Dankbar ließ sich Ricky nach hinten sinken und schloss erneut die Augen.
    Als er sie zum nächsten Mal öffnete, erhellte goldenes Sonnenlicht das Innere der Hütte. Ricky konnte nur schätzen, wie lange er geschlafen hatte. Nachdem er keine Kopfschmerzen mehr hatte und auch die Übelkeit sich in Grenzen hielt, musste es lange gewesen sein.
    „Du bist wach.“ Das war keine Frage von Tala, sondern eine Feststellung, wie Ricky erkannte, und er nickte leicht. Auf der Stelle fühlte er die altbekannte Scham, doch als er den Mund aufmachte, um sich einmal mehr in einem Sermon aus Entschuldigungen und Ausreden zu ergehen, schüttelte Tala den Kopf.
    „Nein. Ich will es nicht hören. Außerdem wartet Matoskah auf uns.“
    Seufzend stand Ricky auf, schwankte, wurde aber von Talas starken Armen aufgefangen. Er brachte ihn zu einer Waschschüssel, an der sich Ricky wenigstens einer Katzenwäsche unterziehen konnte, um sich den Gestank nach abgestandenem Schnaps aus dem Gesicht zu waschen. Langsam und schwerfällig zog er sich an und folgte Tala nach draußen. Das Sonnenlicht blendete ihn, aber nur noch für einen Moment. Dann schaffte er es, mit hocherhobenem Kopf und kerzengerade zu der Schamanenhütte zu gehen und die Blicke, die auf ihn abgefeuert wurden, zu ignorieren.
    Matoskah hockte auf dem Boden, das Feuer in der kleinen Kohlenpfanne brannte schwach vor sich hin.
    Erst jetzt entdeckte Ricky die verschiedenen Kräuter, die der Indianer vor sich liegen hatte. Matoskah nahm sich ein paar davon, atmete tief durch und starrte in die Flammen.
    „Wollen wir doch mal sehen, weshalb ihr hier seid.“
    „Nun, eigentlich ...“ Tala schaffte es nicht, mit seiner Erklärung zu kommen.
    Matoskah hob die Hand und drückte sie ihm in einer Geste des Schweigens fast ins Gesicht. „Na, na. Du weißt, ich befrage die Geister gerne. Sie kennen eure Gründe besser als ihr selbst.“
    Tala lächelte leicht und nickte. Ricky hingegen musste sich ein Lachen verkneifen und wandte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Schamanen und seine Kräuter. Die Geister befragen. Na das konnte ja was werden.
    Matoskah warf die Kräuter ins Feuer und stimmte einen leisen Singsang an. Die Flammen züngelten ein bisschen höher und tanzten. Nach einer kleinen Weile konnte Ricky beobachten, wie Matoskah sich im Takt der Flammen bewegte – mit geschlossenen Augen. Oder waren es die Flammen, die seinen Bewegungen folgten?
    Mit einem Mal hörte das Singen auf und Matoskah saß ganz still da. Er atmete nicht einmal. Als Ricky den Mund öffnete, schüttelte Tala nur den Kopf und legte ihm eine Hand auf das Bein.
    Matoskah schien in einer Art Trance gefangen zu sein. Die Sekunden zogen sich in die Länge und inzwischen schien Tala genauso neugierig zu sein wie Ricky.
    Endlich durchfuhr Matoskah ein Ruck, und als er die Augen abrupt aufschlug und Tala musterte, wirkte er traurig und bedrückt.
    „Dein Dorf wurde angegriffen, Wächter“, sagte er.
    Ricky wandte den Kopf und schaute Tala erschrocken an. Seinem Schatz wich jede Farbe aus dem Gesicht.
    „Dein Dorf wurde von einem weißen Wolf angegriffen, getarnt in gold und braun.“
    „Das kann nicht sein!“ Tala sprang

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