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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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der Grundfläche befand sich ein gewebter Teppich, der offenbar das d arstellte, was in einem normalen Haus das Wohnzimmer gewesen wäre; an einer Seite waren dicke Felle ausgelegt, wohl als Schlafplatz.
    Nachdem es sich Tala und sein Vater im Schneidersitz auf dem Boden gemütlich gemacht hatten, setzte sich Ricky zu ihnen, wenn auch ein wenig zögerlich. Er wollte die beiden eigentlich nicht stören, schließlich war das hier so etwas wie ein Familientreffen. Obendrein eines, bei dem er nicht wusste, mit was er ins Fettnäpfchen treten konnte.
    Ricky achtete weniger auf das, was sein Schatz und dessen Vater miteinander besprachen, er sah sich dafür lieber von seinem Platz aus ein wenig um und entdeckte ein riesiges schwarzes Fell über einer Art Hocker liegen. Darüber waren von einem Holzbalken zum anderen Schnüre gespannt, über denen getrocknetes Fleisch hing. Ricky lächelte leicht über diese Entdeckung. Das war ja fast so wie in den alten Indianerfilmen, die er als Kind gern verfolgt hatte.
    „Wo ist nur meine Höflichkeit geblieben?“ Der Schamane wandte sich Ricky zu, der nun doch etwas nervöser wurde. „Mein Name ist Matoskah. Du darfst mich aber gerne Mato nennen.“
    Ricky lächelte und nickte. „Es freut mich wirklich sehr.“
    Er warf einen kurzen Blick zu Tala, der zufrieden wirkte. Es schien so, als würde alles genauso laufen, wie Tala es sich vorgestellt hatte.
    „Kommt nach draußen, wenn ihr soweit seid. Der Stamm wird euch begrüßen wollen.“ Matoskah zog sich diskret zurück und ließ Ricky mit Tala allein in der Hütte.
    Ricky stand eine kurze Weile unschlüssig da, bis Tala auf ihn zukam und ihn in die Arme nahm.
    Leise seufzend löste sich Ricky aus der Umarmung, nahm seinen Geliebten bei der Hand und ging auf die Tür zu.
    „Wenn du mich nicht allein lässt, bin ich zu fast allem bereit“, sagte er ehrlich – und ehrlich nervös, wenn auch mehr zu sich als zu Tala.
    Es beruhigte ihn, dass Tala seine Hand leicht drückte, ehe sie ins Freie traten. Ein prasselndes Feuer brannte in der Mitte des Lagerplatzes, die Indianer hatten sich in einem lockeren Kreis darum versammelt. Ricky ließ den Anblick auf sich wirken: Ein unbekanntes Gefühl von Familienzusammenhalt kam in ihm auf und verstärkte sich, als sich Matoskah aus der Menge löste und auf sie zukam.
    „Setzt euch zu mir!“, forderte er sie auf, und Tala kam dieser Aufforderung auch auf der Stelle nach, wobei er Ricky hinter sich herzog.
    Als sie auf einem umgelegten Baumstamm vor dem Feuer saßen und Ricky die Hitze der Flammen ebenso auf seiner Haut spürte wie die neugierigen Blicke, kribbelte eine merkwürdige Aufregung in seinem Magen. Er zuckte zusammen, als urplötzlich dumpfe Trommeln losdröhnten, erst in einem langsamen, schwerfälligen Rhythmus, bald darauf aufpeitschend und hektisch.
    „Das ist ein Willkommensgruß für euch“, erklärte Matoskah über das Dröhnen hinweg. „Und zugleich der Freudentanz, dass wir wieder hier sind, nachdem wir den Winter über in den Langhütten an der Küste verbracht haben.“
    Ricky nickte, obwohl er keine Ahnung hatte, warum der Stamm im Winter abwanderte, und zuckte zusammen, als hinter ihm plötzlich Tumult losbrach. Als er sich halb umwandte, entdeckte er mehrere Männer, die zu dem Takt der Trommeln sangen, tanzten und stampften. Fasziniert drehte er sich ganz um, um den Indianertanz zu verfolgen, bis er begriff, dass die Tänzer sich ohnehin rund um das Feuer bewegten.
    Er saß mit offenem Mund da, versunken in den sicherlich uralten Figuren, und bekam nicht mehr viel von dem mit, was Tala und Matoskah besprachen. Aber das war ihm derzeit auch vollkommen egal. Das hier war interessanter für ihn. Der wilde Rhythmus der Trommeln brachte sein Zwerchfell zum Beben, wie früher die Bässe in den Clubs, und dröhnte laut in seinen Ohren. Dazu kam der fremdartige Singsang, der seine Gedanken vernebelte und ihn einzuhüllen schien. Die Hitze des Feuers vor ihm vervollständigte das merkwürdige Gefühl, sich in Trance zu befinden.
    Erst als er unsanft in die Seite gerempelt wurde, kam wieder Leben in ihn. Matoskah hielt ihm einen tönernen Krug hin, den Ricky stirnrunzelnd annahm.
    „Trink!“, befahl Matoskah, allerdings in seinem sehr freundlichen Ton.
    Ricky griff nach dem Krug, atmete tief durch und setzte ihn an seine Lippen. Er wusste, er sollte dieses Zeug nicht trinken. In seiner Vorstellung ballte sich eine schwarze Wolke am Horizont zusammen und rollte mit

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