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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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Tala“, flüsterte er und drückte den Wolf dicht an sich. „Wir müssen hier weg. Ich bring dich in Sicherheit.“
    Hastig schlang er die Arme um Talas Leib. Er wusste nicht, woher er diese Kraft nahm, doch er hievte sich zusammen mit Tala in die Höhe. Mit zitternden Beinen und so schnell wie möglich, lief er zurück in den Wald. Die Bäume wurden wieder dichter und endlich fand er ein Versteck. Es mochte vielleicht eine verlassene Höhle sein, vielleicht schlief hier aber auch noch irgendein Tier. In diesem Moment mussten sie es drauf ankommen lassen.
    Ricky ließ den Wolf zu Boden gleiten und zog ihn dann so vorsichtig wie möglich mit in die Höhle. Kaum dass er ein paar Sträucher zu ihrem Schutz herangezogen hatte, kamen die Männer auch schon bedrohlich nahe.
    Ricky hielt den Atem an und legte die Hände sanft um Talas Schnauze. Talas Atem wurde etwas ruhiger, seine Augen huschten nervös hin und her und er rührte sich keinen Zentimeter mehr. Zwischen den Zweigen hindurch erkannte Ricky das eine oder andere Gesicht. Es waren die Männer aus dem Dorf. Sie hatten Tala verjagt.
    Behutsam streichelte Ricky seinen Freund weiter. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis die Jäger sich endlich entfernt hatten. Ricky atmete aus und Tala schien es nun endlich zu wagen, sich zurückzuverwandeln. Seine Lippe blutete, sein Gesicht war halb zugeschwollen und er hielt sich den Arm fest an den Leib gepresst.
    „Tala, was …?“, flüsterte Ricky.
    Der Ausdruck auf Talas Gesicht gefiel ihm ganz und gar nicht. All der Zorn schien verschwunden zu sein. Aufkommende Trauer verdrängte die Wut auf Nashoba.
    „Er hatte sich getarnt ... Nashoba. Die Menschen aus dem Dorf denken, dass ich es war. Dass ich sie angegriffen hätte. Sie ...“ Talas Stimme brach bei diesen Worten, und Ricky konnte lediglich die Arme um ih n schlingen und ihn dicht an sich ziehen.
    „Du kannst jetzt nichts tun, Tala ... Wir müssen zurück zu Matoskah und dich erst mal wieder heil bekommen, okay? Dann kümmern wir uns um Nashoba. In Ordnung? Tala? Tala, sieh mich an.“
    Talas Kopf lag schwer in seinem Schoß, die Augen waren geschlossen, und einzig der flache, rasende Atem verriet, dass er lebte. Ricky presste fest die Kiefer aufeinander, um nicht aus lauter Frustration und Sorge um seinen Geliebten einfach zu schreien. Doch noch waren sie nicht allein.
    Er zwang sich ruhig zu bleiben, biss sich in den Handballen, merkte allerdings, wie er an dem Punkt ‚ruhig Blut‘ langsam aber sicher vorbeischlitterte. Was lief zwischen Tala und Nashoba? Diese Frage hatte Tala ihm noch immer nicht beantwortet. Ricky verfluchte Talas Sturheit in dieser Beziehung. Was für einen Grund konnte es geben, sich auf Leben und Tod zu bekämpfen ?
    Die Zeit kroch dahin, Minuten kamen ihm wie Stunden vor. Tala regte sich nicht, und im Wald waren die schweren und lauten Schritte der Dorfbewohner zu hören. Ob es noch immer die gleichen waren oder vielleicht eine andere Jägergruppe, konnte Ricky nicht sagen. Er zitterte, ihm lief der kalte Angstschweiß in breiten Bächen über den Rücken und das Gesicht. Dann endlich entfernten sich die Geräusche, die Rufe der Männer wurden leiser.
    Ricky wagte erst eine ganze Weile später, sich zu rühren. Der Gedanke, dass die Dörfler ihn auch über Entfernungen hinweg hören könnten, drehte ihm ebenso den Magen um wie die Vorstellung, dass Nashoba in der Nähe sein und sie angreifen könnte.
    Wie lange konnten sie es riskieren, hier zu bleiben? Jede Minute, die verstrich, ohne dass Nashoba sie angriff, war eine Minute mehr, die der weiße Wolf hatte, um ihre Witterung aufzunehmen. Ricky griff nach dem Gesicht seines Geliebten und strich ihm leicht darüber.
    „Tala. Tala, jetzt reiß dich zusammen und sieh mich an. Wir müssen hier weg.“
    Tala drehte das Gesicht leicht weg und versuchte es an Rickys Bauchdecke zu verbergen. Das reichte. Gut, musste Ricky eben zu etwas härteren Mitteln greifen, um seinem Wolf den Kopf zurechtzurücken.
    „Verdammte Scheiße, Tala! Du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld, dass das passiert ist. Die Menschen sind dumm und naiv. Sie glauben genau das, was sie sehen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie haben dich vielleicht verbannt, trotzdem sind sie nicht außer Gefahr. Nashoba ist irgendwo da draußen und lacht sich ins Fäustchen. Mit deinem Selbstmitleid spielst du ihm direkt in die Hände!“
    Talas Kopf ruckte hoch. Da war die Wut wieder – zwar lediglich ein Funke,

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