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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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mit auf die Beine und stellte die leere Flasche auf den Tisch neben Max Hansen. Eine Weile musste sie den Anschein noch aufrechterhalten.
    Und es gelang ihr. Sie sollte sich noch lange an den Augenblick erinnern und wie sie dieses eine verdammte Mal in einer schwierigen Situation genau die richtigen Worte fand, anstatt erst später darauf zu kommen. Als sie und Theres zur Tür gingen, drehte sich Teresa noch einmal zu dem blassen, in kalten Schweiß gebadeten Mann um.
    »Ruf uns nicht an«, sagte sie. »Wir rufen dich an.«
    7
    Teresa kam sich vor wie in einem Märchen. Die U-Bahn, die durch die Unterwelt grummelte, war ein magischer Zug, und Theres an ihrer Seite war ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Vielleicht war dies eine Art, den blutigen Exzess zu verarbeiten, dessen Zeugin sie gerade gewesen war, aber seit ihrer letzten Replik war in ihr die Entscheidung gereift, dass dies alles eine märchenhafte Erzählung sei, in der man ihr eine Rolle zugeteilt habe.
    Es waren einmal zwei Mädchen, die in der U-Bahn saßen. Sie waren so unterschiedlich, wie zwei Mädchen nur sein konnten.
    »Theres«, fragte sie, nachdem sie ein paar Stationen gefahren waren. »Wie ist es dazu gekommen, dass du die beiden getötet hast, bei denen du gewohnt hast?«
    »Erst der Hammer. Dann verschiedene Werkzeuge.«
    »Ich meine, warum? Warum hast du es getan?«
    »Das da drinnen. Ich wollte es haben.«
    »Und hast du es bekommen?«
    »Ja.«
    Das eine Mädchen sah aus wie eine Elfe, war aber eine lebensgefährliche Mörderin. Das andere Mädchen sah aus wie ein Troll, war aber feige wie ein Goldhamster.
    »Wie fühlt es sich an?«, fragte Teresa. »Jemanden zu töten?«
    »Die Hände werden müde.«
    »Aber, wie fühlt es sich an, im Kopf. Fühlt es sich gut an oder schlecht oder eklig oder … wie fühlt es sich an?«
    Theres beugte sich näher an sie heran und flüsterte: »Es fühlt sich gut an, wenn es herauskommt. Dann geht die Angst weg.«
    »Was kommt da heraus?«
    »Ein bisschen Rauch. Der schmeckt gut. Das Herz wird groß.«
    »Meinst du, dass man dann mutiger wird?«
    »Mehr groß.«
    Teresa ergriff Theres’ Hand und musterte sie, als ob sie eineSkulptur war und sie die Herstellungstechnik dahinter verstehen wollte. Die Finger waren lang und schmal, schienen so zerbrechlich, als würden sie bei der kleinsten Belastung abbrechen. Aber sie saßen an einer Hand, die an einem Arm saß, der an einem Körper saß, der getötet hatte. Die Hand war schön.
    »Theres«, sagte Teresa. »Ich liebe dich.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass ich nicht ohne dich sein möchte. Dass ich die ganze Zeit mit dir zusammen sein möchte.«
    »Ich liebe dich.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich liebe dich, Teresa. Lass meine Hand los.«
    Teresa hatte, ohne es zu bemerken, Theres’ Hand kräftig umklammert, als die Worte ausgesprochen wurden, die nie zuvor jemand an sie gerichtet hatte. Teresa ließ die Hand los, lehnte sich zurück und machte die Augen zu.
    Und trotz ihrer Verschiedenheit brauchten sie einander, wie der Tag und die Nacht einander brauchten. Wie das Wasser denjenigen braucht, der von ihm trinkt, und wie der Wanderer das Wasser braucht.
    Teresa wusste nicht, wie das Märchen weiterging oder wie es enden würde. Aber es war ihr Märchen, und sie wollte dabei sein.
    8
    Als Jerry nach Svedmyra zurückkehrte, war er glücklich wie schon lange nicht mehr. Alles war gelaufen, wie er es erwartet hatte, auch wenn Paris nicht die verschlingende Geliebte war, die er sich erhofft hatte. Sie hatte meist still gelegen und ihm auf eine Weise in die Augen geschaut, die er paradoxerweise als allzu intim empfand. Als es ihm kam, biss sie ihn hart in die Schulter und begann anschließend zu weinen.
    Es sei so viel, was wieder zurückkomme, hatte sie ihm erklärt, als sie danach nebeneinanderlagen und rauchten. Sie mussten sich Zeit geben. Es würde besser werden. Jerry ließ seine Hand über ihre runden Formen wandern und sagte, dass er sich nichts anderes wünschte. Gemeinsame Zeit mit ihr. Alle Zeit.
    Noch als er in den Fahrstuhl stieg, saßen ihre Haut und ihr weiches Fleisch wie eine Körpererinnerung in ihm fest. Er war davon aufgewacht, dass ihre Hand sich um sein Geschlecht legte, und halb im Schlaf hatten sie sich ein weiteres Mal geliebt, ruhig und ohne Tränen. Sie war wunderbar, er war wunderbar, alles war wunderbar.
    Er war unvorsichtig gewesen, er wusste es. Hatte kaum einen Gedanken an Theres verschwendet, seit er bei Paris gewesen

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