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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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diesen Lundberg anschauen solle. Aber ich weiß nicht, er ist nicht so witzig, oder?«
    »Nee, nicht so wie Kristina Lugn jedenfalls.«
    Agnes schüttelte den Kopf und lächelte dieses Lächeln, das vermutlich Bäume hätte fällen können. »Ich finde sie gut, weil es gleichzeitig so supertraurig und superlustig ist.«
    Teresa konnte nur erwidern: »Genau.« Sie hatte keine Vorstellung, was jemand wie Agnes mit Kristina Lugns galligem Galgenhumor anfangen konnte. Trotzdem ging sie in die Hocke und zog Wis@097awa Szymborskas Hundert Freuden aus dem Regal, gab es Agnes und sagte: »Probier das mal aus. Das ist auch ein bisschen lustig.«
    Agnes schlug eine zufällige Seite auf und begann ein Gedicht zu lesen. Teresa brauchte ein paar Sekunden, um zu bemerken, dass sie dastand und die Luft anhielt. Langsam und lautlos atmete sie wieder aus, wobei sie Agnes betrachtete, deren Zöpfe auf beiden Seiten des Buchs hinunterfielen und den Rahmen um ein Bild zogen, das man getrost als Werbung für das Lesen hätte verwenden können.
    Agnes kicherte los, schlug das Buch zu und betrachtete es von beiden Seiten. »Sie hat den Nobelpreis bekommen, oder?«
    »Ja.«
    Agnes ließ ihren Blick über die Regalmeter der Lyrikabteilung wandern und seufzte. »Liest du viel?«
    »Geht so.«
    »Ich weiß irgendwie nicht, wo ich anfangen soll.«
    Teresa zeigte auf das Buch in Agnes’ Hand. »Dann fang doch mit diesem an.«
    So wie sie sich hier unter vier Augen begegneten, ahnte Teresa, dass Agnes nicht ganz so smart war, wie sie in der Schulerüberkam. Agnes brauchte vermutlich klare Vorgaben und die Möglichkeit zur Wiederholung, damit ihre relative Intelligenz zur Geltung kommen konnte.
    Agnes fingerte an der Wis@097awa herum, murmelte »Nett von dir, danke« und ging zum Leihschalter. Teresa tat so, als würde sie in dem Band von Kristina Lugn lesen, schielte allerdings zu Agnes hinüber, die das Buch, das Teresa empfohlen hatte, abgab und gleich wieder in Empfang nahm. Teresa erlebte das ungewohnte Gefühl, ein »Heimspiel« absolviert zu haben. Sie hatte mindestens vierzig der Bücher gelesen, die in dem Regal hinter ihr standen, und sie unterstützten sie wie ein stummer Fanblock.
    Sie hätte alle Möglichkeiten gehabt, Agnes zum Narren zu halten, die Gelegenheit zu ergreifen, während sie das Heimpublikum im Rücken hatte, aber sie hatte es nicht getan.
    Dieses Intermezzo führte keineswegs dazu, dass Teresa und Agnes zu Freundinnen wurden, nicht ansatzweise. Aber es schuf eine Art heimliches Einverständnis. Eine Woche vor den Sommerferien sagte Agnes in der Mittagspause, dass sie jetzt alles von Szymborska las. Sie wollte wissen, ob Teresa schon mal was von den Bright Eyes gehört hatte. Als Teresa verneinte, brachte Agnes am nächsten Tag eine selbst gebrannte CD mit Lifted mit.
    Mehr gab es nicht. Mehr konnte es vielleicht auch gar nicht werden mit Agnes. Obwohl sie so populär war, haftete ihr eine gewisse Distanziertheit an, ein Abstand zu ihrer Umgebung, der nichts mit Überheblichkeit zu tun hatte. Sie schien erst im gegenwärtigen Augenblick zu landen, nachdem der schon drei Sekunden vorbei war, und man sah sie nie Kopf an Kopf mit einem anderen Mädchen flüstern. Sie war nicht richtig da . Ob es an Zerstreutheit, Unsicherheit oder etwas anderem lag, war nicht herauszufinden. Teresa ertappte sich oft dabei, wie sie Agnes heimlich beobachtete, schlauer wurde sie dadurch aber auch nicht.
    Zu Teresas Erstaunen mochte sie Bright Eyes – eigentlich ja Conor Oberst, wie sie herausgefunden hatte – nicht nur, sondern sie fand ihn absolut fantastisch. Die zerbrechliche Stimme und die dunklen, gut geschriebenen Texte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben kaufte sie ein Originalalbum, und das, obwohl sie bereits eine selbst gebrannte Kopie davon hatte. Bright Eyes war auch der erste Künstler, der sich diesen Respekt ihrer Meinung nach verdient hatte. Er wurde in den langen Sommerferien zu ihrem ständigen Begleiter.
    17
    Es musste in diesem Sommer passiert sein. Jedenfalls war es schon Tatsache, als Teresa im Herbst mit der achten Klasse begann. Agnes und Johannes waren ein Paar. Sie wusste nicht, wie es dazu gekommen war, aber sie sah, wie sie sich auf dem Schulhof küssten, bevor sie noch vor dem Klingeln in ihre jeweiligen Klassen gingen.
    Der Anblick weckte einen derartigen Sturm in ihrem Inneren, dass ihr analytischer Verstand komplett versagte. Sie konnte sich keine Klarheit darüber verschaffen, was sie fühlte und warum. Deshalb

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