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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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nahm sie das Bild der beiden, knüllte es zusammen und versuchte, es in die hinterste Ecke ihres Schädels zu werfen, wo sie sich nicht mehr damit befassen musste.
    Es funktionierte nicht so gut. Am selben Abend lag sie auf ihrem Bett und hörte Bright Eyes . Als er die Zeilen sang: »This is the first day of my life, I’m glad I didn’t die before I met you«, stiegen heiße Tränen in ihre Augen, und sie reagierte mit Wut.
    Teresa schloss den MP3-Player an den Computer an und löschte sämtliche Tracks von Bright Eyes . Dann löschte sie ihre gesamte Playlist. Leider hatte sie sich auch sämtliche CDs angeschafft. Sie suchte sie zusammen und ging mit ihnen in den Keller, legte sie auf den Hackklotz. Erst als sie sah, wie lächerlich sie sich verhielt, ließ sie die Axt sinken.
    Den Spaß sollen sie nicht haben.
    Bright Eyes war nicht Agnes’ Eigentum. Er konnte ihr gar nicht gehören, weil Agnes wahrscheinlich kein einziges Wort der Texte begriff. Was könnten Zeilen wie »I want a lover I don’t have to love, I want a boy who’s so drunk he doesn’t talk« für Agnes bedeuten? Nichts. Es waren nur starke Worte. Starke Worte, denen sie zusammen mit Johannes lauschen konnte, dicht aneinandergeschmiegt in Agnes’ Bett …
    Teresa legte die Axt weg und ging zurück in ihr Zimmer, stellte die Scheiben auf ihre Plätze im CD-Regal zurück.

    And I know what must change, fuck my face, fuck my name
    They are brief and false advertisements
    Sie setzte sich an den Rechner. Im Friends-Forum für Mobbingopfer schrieb sie einen langen Beitrag, in dem sie sich für Schulmassaker begeisterte. Vorschläge machte, welche Waffen man in Schweden dazu verwenden sollte, wo es schwierig war, an Schusswaffen zu kommen. Sie erwartete viele Antworten.
    Leider wurde der Beitrag gelöscht, bevor jemand darauf reagieren konnte, sodass sie stattdessen ein anderes Alias wählte und richtig auf die Tränendrüse drückte mit einer Schilderung, wie schrecklich sie doch gemobbt werde, mit Zetteln voller hässlicher Worte, die mit einem Tacker an ihren Körper geheftet würden. Das wagten sie nicht zu löschen, und sie bekam jede Menge Mitleid, das sie nicht im Geringsten berührte.
    Als sich der Herbst mit fallenden Blättern und kühlen Nachmittagen einstellte, war es offensichtlich, dass Agnes und Johannes es ernst meinten mit ihrer Beziehung. Teresa hatte ohnehin nie etwas anderes geglaubt.
    Sie blieben während der Pausen zusammen und waren jeder Menge eifersüchtigen Spotts ausgesetzt, den sie gar nicht zur Kenntnis nahmen. Nach einer Weile verstummten die höhnischen Kommentare, und bald waren die beiden eine Institution, eine Tatsache, die man eben akzeptieren musste.
    Teresa verhielt sich neutral. Johannes grüßte sie auf den Fluren, und manchmal unterhielten sie sich eine Weile miteinander, mit oder ohne Agnes. Teresa hatte einfach getan, was alle anderen auch getan hatten, sie hatte es akzeptiert. Es war doch ganz natürlich, dass die beiden zusammengehörten. Man musste sie nur anschauen, dann wusste man, dass sie wie füreinander geschaffen waren . Eigentlich nur noch zum Kotzen. Aber das war eine andere Geschichte.
    Es ging so weit, dass es für einen unbeteiligten Beobachter erscheinen musste, als wären Johannes, Agnes und Teresa ein kleines Trio. Nicht in dem Sinne, wie Johannes und Agnes ein Paar waren, aber Teresa war die Dritte, die sich in ihrer Nähe aufhielt, die sich oft mit ihnen unterhielt.
    In all ihrer Einsamkeit stellte Teresa sich vor, wie sie sich einen Stabmixer ins Auge bohrte oder den Kopf so lange gegen eine Betonwand rammte, bis er zerbrach.
    Ende September geschah etwas, das vieles verändern sollte.
    Teresas Familie war in viele Aktivitäten und Interessen zersplittert, sie aßen oft zu verschiedenen Zeiten, und jeder lebte unter demselben Dach in seiner eigenen Welt. Nur eine Sache vereinte sie immer wieder, und das war Idol . Arvid und Olof hatten angefangen, sich die Sendung anzusehen, und einer nach dem anderen wurde der Rest der Familie in den Hexenkreis der Castingshow hineingezogen.
    Vielleicht war es eine unbewusste Notmaßnahme, zu der man gefunden hatte. Ohne Idol hätte sich die Familie wohl nie zusammengesetzt und wäre geradezu als dysfunktionell betrachtet worden, als hochgradig hilfsbedürftig. Aber jetzt gab es ja Idol , und in Ermangelung anderer Anlässe war es zu einer kleinen Familienfeier herangewachsen, bei der reichlich aufgetischt und so lebhaft diskutiert wurde, wie es im

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