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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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machen. Vielleicht kommt bald eine Ablösung für die Wachen«, drängte Bragi.
    »Ja.«
    Vali sagte nichts weiter. Er zog Signiutis Mantel, der in der Grube halb nass geworden war, enger um sich und machte sich auf den Weg zu Brunns Haus. Der Wolfsmann wollte ihm folgen, doch Vali drehte sich um und zog das Schwert, eher aus Zorn als aus kühler Überlegung. Dabei kamen ihm die beiden Toten in der Grube in den Sinn.
    »Ich habe Nein gesagt«, sagte Vali. Er konnte nicht einmal genau erklären, warum er den Wolfsmann nicht bei sich haben wollte. Es gab keinen Grund, ihm zu misstrauen, denn immerhin hatte er sie gerettet. Trotzdem wollte er ihn nicht mitnehmen. Das Gerede, der Wolfsmann habe geschworen, Adisla zu beschützen, beunruhigte ihn. Wer hatte ihn als Schutz vor der Sonne zugedeckt, als er an den Baum gefesselt gewesen war? Wer hatte ihn freigelassen? Vali konnte das Gefühl, das er hatte, nicht benennen, weil er es noch nie empfunden hatte. Irgendetwas war in ihm erwacht – nicht direkt Eifersucht, aber etwas, das diesem Gefühl verwandt war. Ihm war klar, dass Adisla für diesen Mann keine Zuneigung empfinden konnte, doch es ging etwas vor, das sich der Vernunft entzog. Im Augenblick gab es einfach zu viele Unwägbarkeiten in seinem Leben. Die Gegenwart des Wolfsmannes würde die Unsicherheit eher verstärken als beheben. Genau, das war es.
    Feilegs Gesicht verzerrte sich vor Wut. Dann fasste er sich wieder, blickte zwischen Bragi und Vali hin und her und sagte: »Ich werde euch folgen.«
    Damit verschwand er irgendwo in Richtung des Strandes zwischen den Hügeln.
    Bragi und Vali blickten ihm nach.
    »Er wäre ein starker Verbündeter gewesen, Herr«, sagte Bragi.
    »Oder eine Gefahr«, erwiderte Vali. »Er ist fremd und fällt sofort auf. Dort, wo wir hinfahren, gelten wir selbst schon als Fremde. Mit ihm im Schlepptau würde man uns noch unfreundlicher aufnehmen.«
    Bragi nickte. »Im Kampf wäre er allerdings eine Bereicherung. Ageirr und Signiuti waren Idioten, aber bessere Schwertkämpfer als viele andere. Er hat sie beide mit bloßen Händen erledigt. Diese Art von roher Gewalt muss man respektieren. «
    »Wenn wir überleben, dann werden wir es unserem Kopf zu verdanken haben«, sagte Vali. »Komm schon, wir holen uns das Boot.«
    Vali hatte sich Sorgen gemacht, es könne gefährlich sein, den Weg zwischen den Höfen zu benutzen, weil sie dort gesehen werden konnten. Inzwischen hatte er sich überlegt, dass die meisten Krieger vermutlich unten in der Hauptsiedlung waren. Falls sie überhaupt einer Menschenseele begegneten, war es vermutlich jemand, der mit ihnen gegen die Dänen gekämpft hatte und ihnen deshalb gewogen war. Natürlich waren die Leute verpflichtet, zu Gabelbart zu gehen und dem König zu berichten, wen sie gesehen hatten. Der Unterschied zwischen ihren Freunden und den anderen, die ihnen Übles wollten, bestand vor allem darin, wie eilfertig die Betreffenden zum König rannten. Also liefen sie los, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen.
    Zuerst entfernten sie sich bergauf ein Stück vom Meer, dann ging es am Gehölz, wo die Schlacht stattgefunden hatte, wieder bergab. Der Kampf hatte kaum Spuren hinterlassen. Alles, was von Wert war – zerbrochene Axtköpfe, Speerspitzen und die Kleidung der Toten – war längst geplündert. Die nackten und toten Angreifer lagen als Futter für die Raben und Krähen auf einem großen Haufen.
    Sie liefen hinter dem Hügel in das Tal hinunter, das sich jenseits des Hafens erstreckte. Von den Gehöften stieg Rauch auf, wo Kochfeuer und Dunghaufen brannten. Die Sonne klomm am Himmel empor, das Tal lag allerdings noch in tiefem Schatten. Zwischen den Häusern regte sich eine einsame Gestalt, eine Frau, die sich um die Herde ihres Mannes kümmerte, der wie die meisten anderen an der Versammlung in der Halle teilnahm. Die Nutztiere erwachten und blökten, die Hunde schliefen noch vor den Haustüren.
    Vali sah sich um. Er liebte diese Gegend, und dies war wohl das letzte Mal, dass er sie sehen sollte. Wieder ging es bergauf. Wie er wusste, würde sie der Weg dicht an Adislas Haus vorbeiführen. Vor dem inneren Auge sah er das Schicksal, das er sich wünschte – zusammen mit ihr dort leben, er würde das Vieh hüten, sie die Butter machen. Keine Schlachten, die sie beunruhigten, keine Sorgen um die Königswürde und sein Erbe. Wenn er sie je zurückbekäme, wollte er seinen Verzicht auf den Thron erklären und auf einem Bauernhof leben. Vielleicht

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