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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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hätte.
    »Gegen welchen Streiter des Königs soll ich antreten?«
    »Leikr«, erklärte Bragi, und Vali schluckte schwer. Gabelbart verstand sich auf sein Geschäft als Regent: Vali sollte gegen Adislas Bruder kämpfen.
    »Und du?«
    »Gegen den Berserker, der im Sold der Dänen steht.«
    »Dann hat er überlebt?«
    »Ja. Gabelbart hat ihm die Freiheit versprochen, wenn er mich besiegt.«
    Vali betrachtete Bragi. Er war wirklich ein alter Mann. In einem Schildwall oder bei einem Überfall war er dank seiner Erfahrung gut zu gebrauchen, im Kampf Mann gegen Mann für den Berserker jedoch kein Gegner. Bragi war listig, geschickt und willensstark. Der Berserker stand in der Blüte seiner Kraft, er war ein wahrer Riese und ein Anführer. Trotzdem freute Vali sich für Bragi. Er würde auf die Weise sterben, die er sich immer ausgemalt hatte.
    Bragi erkannte, was in Vali vorging.
    »Es war das Beste, was ich herausholen konnte. Lieber so, als einfach gehenkt zu werden, oder?«
    »Ich werde nicht gegen Adislas Bruder kämpfen«, wandte Vali ein.
    »Dann wird er dich töten.«
    »Ja. Das habe ich für das, was ich getan habe, auch verdient. «
    »Und sie?«
    »Er wird sich um sie kümmern.«
    »Nein. Das wird Gabelbart nicht zulassen. Er hat sie geächtet, weil sie eine Hexe und eine Kraft des Bösen sei und dem Volk nur Unglück gebracht habe.«
    »Adisla ist so wenig eine Hexe, wie ich ein Hexer bin.«
    »Gabelbart behauptet etwas anderes. Sie sei eifersüchtig auf seine Tochter gewesen und habe dich verzaubert, damit du dich gegen das Volk wendest, das dir so viele Jahre ein Zuhause geboten hat. Wusstest du schon, dass sie auch ihre Mutter getötet hat? Jemand hat es beobachtet, als die Dänen sich dem Hof näherten. Sie hat ihrer Mutter die Kehle durchgeschnitten. «
    Vali schnaufte erschrocken und lehnte sich wieder an. Welche Überwindung mochte es Adisla gekostet haben, dies zu tun? Ihre Mutter musste sie darum gebeten haben, damit es ihr erspart blieb, von den Dänen vergewaltigt und ermordet zu werden. Wieder hatte Vali keine Tränen, sondern spürte nichts als eine Leere, die sich nur mit dänischem Blut füllen ließ. Er dachte an den kleinen Manni, der mit dem Sax in der Tür gestanden hatte, um die Mutter und die Schwester zu verteidigen. Die Angreifer, die ihn mühelos hätten entwaffnen und mit einem Fußtritt in den Hintern hätten vertreiben können, hatten ihn niedergestreckt. Noch nie hatte Vali eine solche kalte Wut in sich gespürt.
    »Mutter Disa konnte nicht fliehen, und Adisla wollte es ihr erleichtern«, sagte Vali.
    »Gabelbart und ihre Brüder sehen das anders. Sie haben sie verstoßen und geschworen, sie zu töten, falls sie je gefunden wird. Du bist nun die einzige Hoffnung dieses Mädchens, was im Grunde bedeutet, dass sie überhaupt keine Hoffnung mehr hat.«
    Vali nickte. »Dann muss ich einen Weg finden, um zu überleben.«

25
     

Flucht
    E s war eine kurze Nacht, und in den Bergen ließ sich hoch über den Tälern die Stimme eines einsamen Wolfs vernehmen. Das Heulen sprach von Leere. Es war fast, als könnte Vali verstehen, was das Tier sagte: »Ich bin hier. Wo bist du?« Der Vollmond stand hell am nächtlichen Himmel und färbte Valis Haut sogar unten in der Grube silbern.
    »Das klingt hungrig, was? Mach dir keine Sorgen, kleiner Wolf. Du wirst nicht lange hungern. Wir haben zwei saftige Stücke Verräterfleisch hier in der Grube.«
    Ageirr, der Adisla verschleppt hatte, war gekommen, um ihn zu verhöhnen. Vorher hatten ihn natürlich auch ihre Brüder besucht, doch sie hatten nichts gesagt. Leikr hatte nur auf ihn herabgestarrt, und Vali hatte den Zorn und die Qualen seines Freundes gespürt. Er hatte versucht, mit ihm zu reden, nicht um sich zu verteidigen, sondern um ihm zu erklären, dass sein kleiner Bruder heldenhaft gestorben war, doch Leikr war einfach gegangen.
    Ageirr war nicht wütend, er wollte sich nur einen Spaß machen. Er zog die Hose herunter und pisste ausgiebig in die dunkle Grube. Weder Bragi noch Vali taten ihm den Gefallen, sich zu beklagen.
    »Du musst wissen, ich habe es mit deinem kleinen Mädchen getrieben, Vali. Sie hat mich darum gebeten. Sie meinte, du könntest es nicht richtig, und sie brauchte einen richtigen Mann, der ihr eine Freude bereitet.«
    »Dann hast du jetzt wohl die gleichen Pocken wie ich«, quetschte Vali heraus. »Es kam mir doch gleich so vor, als würde deine Pisse wie meine eigene riechen.«
    Bragi lachte, bis er kaum noch Luft bekam.

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