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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Veles am Feuer. Im Rauch und im Widerschein der Glut erinnerte der Mann aus dem Osten an einen fremden Geist. Während er sprach, glitzerten seine kostbaren Besitztümer wie fliegende Funken – Bernstein und Gagat an den Ohren, goldene Armreifen und Broschen.
    Vielleicht war dies sogar der Gott Loki, der eine menschliche Gestalt angenommen hatte, um ihm zu helfen, dachte Vali. Vielleicht aber auch nicht. Veles war jedenfalls ein ungewöhnlicher Mann, genau wie Loki ein ungewöhnlicher Gott war. Vali kannte niemanden sonst, der Gedichte aus dem Osten rezitierte oder lieber über Märkte und Gold sprach als über Schlachten. Veles hatte, soweit Vali sehen konnte, keine anderen Einkünfte – keine Herden oder Felder, rein gar nichts außer dem Kaufen und Verkaufen. Vali fand seine Gesellschaft anregend, zugleich aber auch beunruhigend. Er dachte an Adisla. Lebte sie überhaupt noch? Gefühle stürzten auf ihn ein: Wut, Sorge, Verzweiflung.
    »Du denkst an das Mädchen«, sagte Veles. »Ich sehe, dass sie dir mehr bedeutet als eine Prinzessin – deine Miene verrät dich. Wie heißt sie?«
    Der Wein und das Essen, die Wärme des Feuers und das Gefühl, unter Freunden zu sein, lösten Vali die Zunge. »Adisla«, sagte er.
    »Adisla?«, fragte Veles. Vali hatte sich nicht vorstellen können, was Veles’ Gelassenheit zerstören konnte, doch dieser Name tat es. Der Händler senkte die Stimme, als wollte er etwas preisgeben, das die anderen nicht hören durften. »Ich erinnere mich, sie einmal gesehen zu haben, als du noch ein Kind warst. Sie ist ein hübsches Ding, das wohl, aber du willst mir doch nicht erzählen, dass du nur wegen einer Bauerntochter den ganzen Weg hierhergekommen bist, oder?«
    Vali schwenkte den Rest Wein in seinem Becher. »Sie ist mein Ein und Alles.«
    Veles verdrehte die Augen. »Du redest wie ein Araber!«, sagte er. »Die haben es auch immer mit der Liebe. ›Mein ist die Religion der Liebe! Wohin Gottes Karawane auch zieht, die Liebe wird meine Religion und mein Glaube sein!‹«
    »Das scheint mir doch viel besser zu sein als eine Religion des Krieges.«
    »Wirklich?«, entgegnete Veles mit gespielter Verblüffung. »Und das, obwohl du von Odin abstammst.«
    »Von diesem Kerl will ich nichts mehr hören«, sagte Vali. »Wenn es Götter gibt, dann ziehe ich einen Gott der Liebe vor.«
    »Du solltest mal mit den Christen reden«, schlug Veles vor. »König Karl von den Franken folgt fromm dem guten Christus, der ein Gott der Liebe ist. Der König hat so viel Liebe im Herzen, dass er die Flüsse mit dem Blut der Feinde seines Gottes rot färbt. Das muss eine große Liebe sein.«
    »Vor dieser Art Liebe will ich mich hüten«, sagte Vali.
    »Das solltest du tun – wie vor der Art, von der du besessen scheinst. Es geht nicht an, eine Frau zu sehr zu lieben – sagen das nicht alle in deinem Volk? Einmal erzählte mir ein Händler aus Umayyad von einem Kalifen, der über viele Länder geherrscht hat. Er verliebte sich in ein Sklavenmädchen, von dem er alles verlangen konnte, was er wollte, aber das reichte dem Idioten nicht. Sie sollte es ihm freiwillig schenken. Eines Abends, als sie zusammen im Bett lagen, bemerkte er einen falschen Blick in ihren Augen und stürzte sich vom Turm.«
    »Was ist ein Turm?«, fragte Vali.
    »Ein hohes Gebäude. So hoch wie eine Klippe. Zu hoch, um hinunterzuspringen. So etwas gibt es im Osten. Sie sehen aus wie Festungen, sind aber nicht für den Krieg gebaut.«
    »Was ist das für eine Festung, die nicht für den Krieg gebaut ist?«, fragte Vali.
    Veles lachte. »Anscheinend das Herz einer Frau. So war es jedenfalls für unseren Freund, den Kalifen. Es gibt viele Frauen, die dich lieben werden. Wenn dich eine nicht liebt, sei es aufgrund von Neigungen oder wegen irgendwelcher Umstände, dann suche dir eine, die es tut. Lieber das, als um die halbe Welt rasen, um zu bekommen, was du für fünfundzwanzig oder dreißig Silberstücke auf jedem Sklavenmarkt kaufen kannst.«
    Vali blickte ins Feuer. »Ich werde sie nicht im Stich lassen. Du wirst mich so wenig mit Scherzen davon abhalten, wie Gabelbart es mit Drohungen vermochte.«
    Allmählich dämmerte dem Händler, was sich wirklich ereignet hatte, und Vali wurde klar, dass er zu viel gesagt hatte.
    Veles sprach leise. »Einen Moment. Hat Gabelbart deine kleine Reise gutgeheißen? Das hat er nicht getan, oder? Kein Wunder, dass du nicht mit einem Drakkar gekommen bist.« Er schnitt eine Grimasse. »Bist du überhaupt

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