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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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schickte einen Jungen los, um alles Fehlende zu besorgen.
    Der Wohnbereich war mit kostbaren Fellen ausgelegt, und ein süßer Kräuterduft überdeckte den Gestank der Stadt draußen und der Tiere drinnen. An den Wänden hingen fremdartige Stickereien aus Wolle und Leinen. Eine zeigte eine Frau, die von Männern mit Flügeln umgeben war, eine andere den Gott, den Vali beim Überfall auf die Insel gesehen hatte. Er hing wie Odin gepfählt an einem Baum.
    Veles bemerkte Valis Blick.
    »Ich habe sie eher der Wärme und der Schönheit wegen mitgebracht als aus religiösem Eifer«, erklärte der Händler. »Ein Gott ist doch im Grunde wie der andere, würde ich sagen.«
    Eine kleine dunkle Frau mit glänzenden schwarzen Haaren, die dem gleichen Menschenschlag angehörte wie Veles, kam mit drei Jungen herein. Eins der Kinder trug eine Bärenmaske, die Veles’ Wolfsmaske ähnlich war. Er hob sie wieder vor das Gesicht und scheuchte knurrend die Kinder vor sich her.
    »Du verstehst schon«, sagte Veles schließlich. »Diese Gegenstände sind den Walmenschen im Norden heilig. Ein Brudervolk meines Stammes, die Neuri, kennt ähnliche Dinge. Mit einer Maske kann sich ein Neuri-Mann oder ein Hexer aus dem Norden in ein Tier verwandeln. Hier sind sie nur Spielsachen für meine Kinder.«
    Feileg streckte die Hand nach Veles’ Maske aus, und der Händler gab sie ihm.
    »Warum trägst du sie?«, fragte Vali.
    »Um im Hafen Aufmerksamkeit zu erregen«, sagte Veles. »Als Händler muss man wahrgenommen werden. Die Christen haben einen Spruch über einen Wolf im Schafspelz. Wie du siehst, bin ich das genaue Gegenteil.«
    Feileg betrachtete die Kinder und die Frauen durch seine eigene Maske. Als er sie abnahm, konnte Vali erkennen, dass ihm die Tränen in den Augen standen. Der Wolfsmann bemerkte es nicht einmal und machte keine Anstalten, sie wegzuwischen.
    »Stört dich das Feuer?«, fragte Veles.
    Feileg schüttelte den Kopf. »Ich bin traurig, weil ich mich an meine eigene Familie erinnere.«
    »Wie kannst du in einem Moment einem Mann das Gesicht zerfleischen und im nächsten um deine Mama weinen?«, fragte Bragi.
    »Ich bin ein Wolf«, erklärte Feileg und beobachtete die spielenden Jungen.
    Veles zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Achseln. Dann klatschte er in die Hände und ermahnte den ältesten Jungen. »Jarilo, du bist zu alt, um so zu toben. Geh und schlachte eine Ziege – wir haben hochgeschätzte Gäste.«
    Der Junge nahm sich ein Messer und ging zu den Pferchen. Seine Brüder beobachteten ihn genau.
    »Frau, hole so schnell du kannst Wein von Geiri. Sage ihm, ich zahle binnen einer Woche. Ist das hier denn die rechte Vorbereitung, wenn uns der Prinz des ganzen Nordens besucht? «
    Die Frau verdrehte die Augen zum Himmel, stellte den Besen weg und ging hinaus.
    »Du solltest sie öfter schlagen«, meinte Bragi.
    »Ich könnte sie nicht einmal öfter schlagen, wenn ich das zu meinem Beruf machte«, erwiderte Veles leise und verrenkte den Hals, um sich zu vergewissern, dass seine Gattin außer Hörweite war. »Sie gehorcht trotzdem nicht.«
    »Blutergüsse hat sie jedenfalls nicht«, stellte Bragi fest.
    »Abodritenfrauen bekommen nicht so schnell einen Bluterguss«, erklärte Veles. »Außerdem treten sie wie die Kühe und beißen wie die Säue. Kommt, trinkt etwas Bier, während wir auf den Wein warten.«
    An der Seite stand eine große Schale mit trübem Bier, die mit einem Tuch abgedeckt war. Er schenkte ihnen ein.
    Die Männer tranken, und währenddessen kamen und gingen Besucher. Es waren andere Händler mit Waren, neugierige Kinder und Freunde von Veles, die den Neuankömmlingen einen guten Tag wünschen wollten.
    Die geschlachtete Ziege wurde hereingebracht, und als Veles’ Frau zurückkehrte, briet sie das Fleisch über dem Feuer, was Vali seltsam fand, da sich ein Suppentopf in Reichweite befand. Er fragte sich, ob es ein Brauch der Abodriten war. Immerhin musste er zugeben, dass es köstlich schmeckte, und der Wein passte sehr gut zum Essen. Nachdem sie unterwegs so lange Fisch und nur die Pflanzen gegessen hatten, die sie am Ufer hatten finden können, war es ein Festmahl, und nach einer Weile wurde Valis Kopf leicht. Angetrunken, wie er war, konnte Bragi sich nicht zurückhalten und erzählte, wie sie sich gegen die Dänen verteidigt hatten. Mehrmals hob er dabei Valis Arm hoch, um besonders aufregende Augenblicke des Sieges zu untermalen.
    Schließlich saß Vali auf einem niedrigen Schemel neben

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