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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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nur um, und auf einmal lag Vali mit dem Gesicht im Dreck. Feileg zerkratzte dem Sklaventreiber das Gesicht bis auf die Knochen und stieß dabei ein schauerliches, unartikuliertes Heulen aus. Der Sklaventreiber verlor ein Auge.
    Die Frau sah ausdruckslos zu, wie ihr Gefährte litt.
    »Feileg!« Vali rappelte sich auf und schüttelte den Wolfsmann an den Schultern. Dann starrte er ihm ins Gesicht, als blickte er in einen Spiegel.
    Auf einmal hatte er das Gefühl, sein Bewusstsein erweitere sich, bis es alles zugleich aufnehmen konnte. Es schien, als hätte er im Sumpf gelernt, die Dinge auf eine andere Art zu betrachten, und als setzte sich die neue Sicht Tag für Tag ein wenig mehr durch, bis die ganze Welt in das schmutzige Licht getaucht war, das er unter Wasser wahrgenommen hatte. Aus verschiedenen Richtungen strömten Gefühle auf ihn ein – die Angst des Sklaventreibers, von Feileg ein mächtiger Impuls, der hervorzubrechen drohte, irgendetwas, das unter einer Schicht aus Qualen verborgen blieb. Vali überwand sich, etwas zu sagen, auch wenn er nicht wusste, woher er die Worte nehmen sollte.
    »Feileg, bitte. Es ist gut, lass ihn in Ruhe. Komm schon, du musst müde sein. Veles hat sicher ein gutes Bett für dich. Besser als der nackte Boden, was?«
    Der Wolfsmann blickte Vali in die Augen, und Vali spürte, dass es zwischen ihnen eine tiefe Gemeinsamkeit gab, irgendetwas Bedeutendes, das sich freilich nicht mit Worten ausdrücken ließ. Er war mit diesem Mann verbunden, noch mehr, er war eins mit ihm. Als er dies erkannte, schauderte er.
    Der Wolfsmann rührte sich nicht, sondern betrachtete nur den Mann, der vor ihm lag. Der Sklavenhändler war stumm, die Lippen waren blau angelaufen.
    »Er ist vor Angst gestorben, das habe ich schon einmal gesehen«, bemerkte Bragi. Vali betrachtete den Toten, und es schien ihm, als weckten dessen Gerüche Erinnerungen. Er roch sauren Quark, das Meer und den Wald, Schweiß und Blut, er nahm Rauch und Regen wahr, sah Haufen von Goldmünzen und einen weiten hellen Himmel. Die Eindrücke stürzten auf ihn ein, dann verblassten sie.
    Der Lärm hatte eine Menschenmenge angelockt.
    Die Sklaventreiberin zupfte Vali am Ärmel. Sie war weder aufgebracht noch zornig. »Ich will Wergeld haben. Eine Entschädigung für den Tod meines Mannes.«
    Vali trat auf wie ein Prinz, also hielt sie sich natürlich an ihn statt an den wilden Feileg, der in einer Art Traumzustand versunken schien.
    »Ich …« Vali wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er musste klar denken. Den Kampf hatte er auf einer Ebene verfolgt, die mit der Gewalt nichts zu tun hatte, auch wenn es schrecklich genug gewesen war. Die starken Gefühle hatten eine Wahrnehmung in ihm geweckt, die irgendwo zwischen Geruch und Erinnerung lag. Er war benommen, bekam Kopfschmerzen, und auf einmal schrumpften die Eingebungen des erweiterten Bewusstseinszustandes zu einem dünnen Rinnsal. Zwischen seinen Ohren schrillten Geräusche, die ihn an die Echos von Schreien erinnerten.
    Wieder sprach die Frau. »Eine Entschädigung muss sein. Ich habe euch ankommen sehen. Ihr habt ein schönes Boot. Gebt es mir, und ich will die Angelegenheit vergessen.«
    Veles hob die Hand.
    »Ich bin der Vertreter des Prinzen in allen solchen Dingen. Du wirst kein Wergeld von uns erhalten. Dein Gemahl hat diesen Mann angegriffen. Der Berserker hat nichts weiter getan, als ihn anzubrüllen, und dann hat dein Mann ein Messer gezogen. Es ist umgekehrt, du musst uns eine Entschädigung zahlen.« Er drehte sich zu der Menge um. Einige kamen näher und betrachteten den toten Sklaventreiber.
    »Ist das nicht richtig?«
    Einige Leute murmelten und machten halbherzige Scherze, die Veles lächelnd zur Kenntnis nahm.
    Die Frau dachte über Veles’ Worte nach.
    »Gib mir zwei Ruder, und wir sind quitt.«
    Veles schüttelte den Kopf.
    »Meine Freunde haben Ansprüche gegen dich. Gib uns alle deine Sklaven, und der Streit ist beigelegt.«
    Die Frau blickte zu der Menschenmenge hin. Sie konnte sich nicht gut ausdrücken, und Veles war ein beliebter Mann.
    »Gib ihm die Sklaven«, forderte jemand sie auf.
    »Dem Wolfsmann ist ein Unrecht geschehen, ich habe das Messer gesehen«, warf ein anderer ein. Einige schüttelten nur die Köpfe und lachten.
    Die Frau blickte nach links und rechts und hoffte wohl, irgendwo ein freundliches Gesicht zu entdecken. Viele gab es nicht.
    »Ich biete dir die beiden Kinder an«, sagte sie. Veles’ Haltung änderte sich ein wenig. Er glich

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