Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
oder nie, Veles Libor!«, rief Bjarki.
    Der Händler stand im Fass auf und betrachtete Vali. Er zitterte, wie Feileg sogar aus zwanzig Schritt Entfernung erkennen konnte.
    Veles blickte zu Feileg hinüber und bewegte sich ganz langsam, als fürchtete er, Valis Aufmerksamkeit zu erregen. Dann sprang er mit überraschender Gewandtheit aus dem Fass heraus, rannte zur Reling und stürzte zu dem Wolfsmann und dem Berserker hinüber. Er legte sich flach auf den Boden des Bootes, als flögen noch die Pfeile. Bjarki schnaubte verächtlich, während Feileg mit dem Gedanken spielte, den Händler ins Wasser zu werfen. Zu Veles’ Glück gab es noch wichtigere Dinge, über die Feileg nachdenken musste.
    »Können wir den Prinzen mitnehmen?«, fragte er Bjarki.
    Der große Mann, der eifrig Taue kappte, schüttelte den Kopf. »Er ist immer noch ein Berserker. Wir lassen uns mit der Strömung treiben und versuchen, in seiner Sichtweite zu bleiben.«
    »Und wenn wir ihn verlieren?«
    Bjarki zuckte mit den Achseln. »Falls wir ihn verlieren, können wir ihn leicht wiederfinden. Wenn ich ihn aber zu nahe herankommen lasse, habe ich eine Meuterei am Hals. Er ist verhext, und das mögen meine Männer nicht.«
    Der Nebel hüllte sie wieder ein, und Bjarkis Leute riefen den Dänen Beleidigungen hinüber, als diese im Dunst verschwanden. Vali war kaum mehr als ein Schatten auf dem Totenschiff, das nur noch mit einem letzten Seil an Feilegs Boot hing.
    Auch dieses Seil wurde gekappt, und die Boote entfernten sich voneinander. Feileg betrachtete den toten Bragi. Dann wandte er sich an Bjarki und deutete auf den Leichnam des alten Kriegers. »Erzähle Geschichten von ihm«, sagte er. Dann sprang er, um sich zu seinem im Nebel verschwindenden Bruder zu gesellen.

37
     

Die Jäger
    E s dauerte drei Tage, bis Vali mit einem äußerst seltsamen Gefühl wieder aufwachte. Er war ungewöhnlich tatkräftig, schlief kaum noch, fühlte sich stärker denn je und hatte nicht den geringsten Drang, etwas zu essen.
    Die Düfte der Nacht berauschten ihn, und er hätte am liebsten nur unter den Sternen gesessen und die vielen Gerüche des Bootes aufgesogen, während Feileg getrockneten Fisch aus den Vorräten der Dänen kaute. Die Tage waren voller lebhafter Eindrücke: Die Sonne malte unzählige Diamanten auf das Wasser, der Himmel war eine bezaubernde blaue Weite, und wenn ein Wind aufkam, dann brachte er eine Fülle von ganz anderen Düften in tausend Spielarten mit, die er noch nie wahrgenommen hatte – Pech am Strand, nasser Stein, Vogelkot, gestrandete Fische –, und alle hatten ihre eigenen, faszinierenden Untertöne. Wenn der Himmel sich mit Wolken zuzog, konnte er den kommenden Regen riechen und spüren, in welche Richtung sich der Wind bald drehen würde. All das kam ihm überhaupt nicht seltsam vor, oder vielmehr war ihm bewusst, dass seine Wahrnehmung viel schärfer war als früher, doch fand er dies weder falsch noch ungewöhnlich. Er fühlte sich mit den neuen Sinnen besser als mit den alten.
    Er dachte oft an Bragi – zeitweise dachte er an nichts anderes. Hatte er ihn wirklich getötet, wie Feileg behauptet hatte? Der Wolfsmann hatte ihn »schlachtblind« genannt, aber das half ihm nicht weiter. Vali fühlte sich so weit von seinem alten Leben entrückt, dass es beinahe möglich schien … nein, der Wolfsmann hatte sich bestimmt geirrt. Feileg hatte das, was er gesehen hatte, falsch gedeutet. Das Durcheinander der Schlacht musste ihn verwirrt haben.
    Dann bestätigten auf einem Wellenkamm seine Augen, was die Nase ihm längst verraten hatte – Land, ein Streifen rostroter Klippen über dem Eisengrau des Meeres. Er nahm ein Ruder, das die Wölbung des Schiffs vor dem Manöver der feindlichen Boote gerettet hatte, und versuchte, auf das Land zuzuhalten. Es war eine mühselige Plackerei. Die Strömung zog am Ufer vorbei, und das Schiff gehorchte nur träge, wenn überhaupt. Feileg war zu nichts nütze, er hockte wie üblich da, den Kopf zwischen die Knie gesenkt, und starrte seine Füße an. Immerhin näherten sie sich dem Ufer.
    Die Küste wirkte nicht eben verheißungsvoll, es gab nur wenige Strände, und die schroffen Klippen machten jede Landung zu einem gefährlichen Unterfangen. Er steuerte das Schiff, ließ das Boot mit der Strömung treiben, steuerte wieder, ließ abermals los. Schließlich rasten sie höchstens eine Bootslänge an den schmutzig braunen Klippen vorbei. Die Wellen wurden höher, der Wind peitschte über das Schiff.

Weitere Kostenlose Bücher