Wolfskrieger: Roman (German Edition)
sich, schlug zu und biss, brach Gliedmaßen, riss Augen aus den Höhlen und trampelte über gefallene Feinde hinweg. Wieder ertönte ein lautes Knirschen, Holzsplitter flogen in die Luft, und er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ein zweites Schiff hatte auch auf der anderen Seite die Ruder zerstört.
Die Angreifer kamen in Wellen. Die Männer stürzten vor, kämpften, überlebten oder starben, lösten sich voneinander und deckten einander mit Beleidigungen ein, während sie nach Lücken in den Reihen der Gegner suchten, um abermals vorzustoßen. Bragi schrie: »Wir sind die Edlen der Horda, und ihr werdet viel Gold bekommen, wenn wir sicher zurückkehren«, doch es nützte nichts. Die Dänen waren darauf aus, sie zu töten.
Einer griff Bragi an, dann zwei und dann drei. Der Schild, den er an sich genommen hatte, war in Stücke zerbrochen, und nun kämpfte er mit dem nackten Schildbuckel, stieß damit zu und hackte mit dem Schwert. Jemand traf sein Gesicht und schnitt einen Teil seines Kinns ab, doch der Jarl stopfte sich einfach den Bart in den Mund, um die baumelnden Fleischfetzen einzuklemmen. Vier fielen über ihn her, dann sogar fünf. Zwei Dänen griffen Feileg an, der Bragi nicht zu Hilfe kommen konnte.
Alles änderte sich, als jemand nach dem Prinzen schlug. Feileg konnte beobachten, wie eine Axt in die Richtung von Valis Kopf geschwungen wurde, doch auf einmal flog die Waffe durch die Luft, und der Krieger, der sie geführt hatte, presste sich die Hände an die Kehle und schrie. Vali stürzte sich auf die Dänen, und der Rhythmus der Schlacht wechselte. Es war, als hätte sich eine Flutwelle erhoben, eine unaufhaltsame, gewaltige Brandung, vor der die Dänen zurückweichen mussten, wenn sie nicht niedergeschmettert und zerfetzt werden wollten. Vali bewegte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit und entwickelte übermenschliche Kräfte. Er erreichte Bragi, der noch stand, aber schon halbtot war. Dem ersten Dänen brach Vali das Genick, indem er den Kopf mit beiden Händen packte und verdrehte. Der nächste flog nach einem Hieb einfach ins Meer. Bragi traf den dritten mit dem Schwert an der Schulter, und dann sprang Vali ihn an und riss den Mann zu Boden. Die beiden übrigen Dänen erkannten ihre Unterlegenheit und zogen sich auf ihr Schiff zurück.
Bragi sah sich nach Feinden um, legte das verbogene Schwert auf einen Balken und stellte den Fuß darauf, um es zu richten. Danach legte er die Hand auf den Hautfetzen am Kinn und sagte zu Vali: »Du hast dich offenbar an einige Dinge, die ich dir beigebracht habe, erinnert, auch wenn du dir große Mühe gegeben hast, es zu verbergen. Ich …«
Entgeistert starrte Bragi den Prinzen an, der vor einem Gefallenen stehen geblieben war und die Zähne ins Gesicht des Toten schlug, um das Fleisch vom Knochen zu reißen.
»Prinz, ich …« Bragi legte Vali die Hand auf die Schulter.
Vali stieß ein wütendes Knurren aus.
»Prinz«, drängte Bragi, »du bist verhext. Prinz, mein Freund, bitte …«
Er bekam den Satz nicht zu Ende. Vali stand auf und warf Bragi mit einer einzigen fließenden Bewegung auf den Rücken, stürzte sich auf ihn, biss ihn, riss ihm die Haut auf, schlug und trat. Der Kopf des alten Mannes kippte zur Seite, als Vali Schlag auf Schlag losließ, doch Bragi war ein vorbildlicher Kämpfer und wehrte sich. Die beiden Männer richteten sich auf, umklammerten einander, stürzten über die Reling ins Schiff der Feinde und lösten sich voneinander. Vier, fünf, sechs Gegner griffen die beiden von allen Seiten an. Vali verlor das Gleichgewicht. Die Feinde hoben Äxte und Speere, doch Bragi konnte sich von seinem Gegner befreien, attackierte sofort Valis Angreifer und schlug drei von ihnen nieder. Dann verlor Bragi das Schwert und den größten Teil seiner Hand, als ihn ein Axthieb traf. Vali brach dem Axtkämpfer mit einem Hieb gegen den Kopf das Genick.
Bragi stürzte mit einem Gegner zu Boden. Sie trennten sich voneinander und stießen sich beim Aufstehen gegenseitig weg, doch der Däne hatte zuvor dem alten Krieger das Messer aus dem Gürtel gerissen. Bragi reagierte sofort und rammte dem Mann den Kopf ins Gesicht, so dass dieser über die Reling ins Meer stürzte.
Vali ahmte ihn nach und warf seinerseits zwei Männer über Bord, um sich dann den anderen zuzuwenden. Die Dänen, die einen Halbkreis um Vali und Bragi gebildet hatten, zogen sich zurück. Sie hatten zu viel Angst, um weiter anzugreifen, fanden andererseits aber auch keine
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