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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Suche nach dem Mädchen aufgenommen hatten, kehrte seine Menschlichkeit zurück. Das Leiden hatte wieder eine Bedeutung. Er dachte an die Jahre, die diese Kinder nicht mehr erleben durften, an die Zärtlichkeiten und die Freuden, erinnerte sich an seine eigene Mutter und die Trennung von der Familie, die sich wie eine Amputation angefühlt hatte.
    Feileg überlegte, was er nun tun sollte. Er hatte keine Vorstellung von den Bräuchen dieser Menschen und wie sie mit ihren Toten verfuhren. Die Aasvögel waren längst da. Wenn die Dunkelheit tief genug war, um sich heimlich anzuschleichen, würden die Wölfe folgen. Das schien ihm ein guter Weg zu sein, also legte er nur den Stein wieder auf den Baumstumpf, der als Altar gedient hatte, stellte die Trommel daneben und brach auf.
    Es war nicht schwer, Valis Spur zu verfolgen. Der Boden war feucht, aber nicht durchnässt, und der Prinz hatte deutliche Fußabdrücke, gelegentlich sogar Blutspuren im Gras hinterlassen.
    Feileg erinnerte sich an die Erlebnisse auf dem Boot, an das fleischgewordene Unheil, in das sich der Prinz verwandelt hatte, und wie er sich an den Toten genährt hatte. Obwohl er mit bloßen Händen und Zähnen so oft getötet hatte, war der Wolfsmann noch nie auf die Idee gekommen, Menschenfleisch zu essen. Im Winter, wenn die Tiere schwach und eine leichte Beute waren, hatte dazu keine Notwendigkeit bestanden, und im Sommer, wenn die meisten Menschen über das Meer reisten, hatte es keine Gelegenheit gegeben. Außerdem hatte Kveldulf ihn nicht gelehrt, Menschen zu essen. Der Gestaltwandler kannte die Krankheiten, die durch Kannibalismus verbreitet wurden, und den Wahnsinn, der daraus entsprang.
    Feileg war sicher, dass Vali die Rentierjäger angegriffen hatte. Unter welchem Bann der Prinz auch stand, er hatte sich nicht dagegen wehren können. Feileg blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Vali suchte Adisla, was bedeutete, dass Feileg an ihn gebunden war. Wenn Feileg das Mädchen befreit und geheiratet hatte, würde er sie bitten, ihn von seinem Gelübde zu entbinden, und dann würde er Vali töten.
    Feileg folgte Valis Fährte mehrere Tage lang nach Osten und verließ sich dabei auf die Witterung, die Spuren und den Jagdinstinkt. Als er zwischen schwarzen Bergen wanderte, stieß er auf eine Höhle, in der Vali mehrere Tage verbracht haben musste. Der Prinz war nicht mehr so reinlich wie früher, im Eingang der Höhle lagen menschliche Exkremente. Feileg betrachtete sie. Sie waren klebrig und widerlich und rochen nach Blut. So fand er bestätigt, was er schon befürchtet hatte.
    Hier wollte er nicht schlafen, also folgte er Valis Spur über den Pass.
    Als er weiter nach Osten ging, wurde es immer kälter, und der Himmel war eher grau als blau. In dieser Tundra wuchs nicht mehr viel außer verkrüppelten Bäumchen und Büschen, die sich unter dem Wind duckten. Es war schwierig, Schutz zu finden. Feileg aß, was er vom Schiff mitgenommen hatte. Er hatte sich nicht überwinden können, das Essen der Familie anzutasten, obwohl ihm klar gewesen war, dass er es brauchen würde. Er trank aus Bächen und versteckte sich in Höhlen und Löchern, wenn es regnete. Nach mehreren Wochen stieß er auf Hinweise, dass Vali sich nicht mehr so schnell bewegte wie zuvor. Er hielt regelmäßig an, manchmal in Höhlen, manchmal im Freien. Der Unrat, den er hinterließ, roch anders. Hinter den menschlichen Gerüchen lag etwas Neues, das Feileg besser kannte als jeden anderen Geruch in der Welt. Es roch nach Wolf.
    Ein paar Tage später verließen sie die Berge, und Feileg stand am Rande einer weiten Ebene, die in niedrigen Hügeln zum Meer hin auslief. Nachdem er sich etwas umgesehen hatte, fand er eine Stelle, wo das Gras plattgedrückt war. Er folgte der Spur, bis er einen Schwarm Raben entdeckte. Sie flohen, als er sich näherte, und stiegen empor wie der Geist der Leiche, von der sie gefressen hatten. Der Tote war ein Jäger gewesen. Der gedrungene Bogen lag ganz in der Nähe. Feileg nahm ihn und die Pfeile an sich. Seit seiner Kindheit hatte er keinen Pfeil mehr abgeschossen, noch irgendeine andere Waffe benutzt, doch jetzt war er für jede Hilfe dankbar, die er nur bekommen konnte. Die Raben beobachteten ihn aus sicherer Entfernung. »Ihr könnt euch weiter gütlich tun, wenn ich hier fertig bin, aber nicht vorher«, sagte Feileg. Er kniete vor der Leiche nieder. Der Schädel war gespalten. Das hatte kein Vogel getan.
    Einen halben Tagesmarsch weiter stieß er

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