Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
immer wieder die kalten Finger ausstreckt und bis in die Knochen zieht.
    Nachdem sie zwei Wochen in Richtung Osten gefahren waren, glaubte er, sie hätten die richtige Gegend erreicht, doch als sie anhielten, erzählten ihm die einheimischen Walmenschen, dass die Insel, die er suchte – Domen, oder auch Vagoy, die Wolfsinsel oder der blutrote Fels genannt –, noch weiter im Osten lag. Er gab ihnen etwas Geld und sagte, ihm wäre es lieber, wenn die Insel schon jetzt direkt unter seinen Füßen wäre, doch nur zwei erklärten, dies sei der Fall. Die Walmenschen waren keine Lügner, sondern nur sehr begierig, ihm zu Gefallen zu sein.
    »Gibt es hier Schätze?«, fragte Bjarki, was Veles jedoch nicht übersetzte. Vielmehr sagte er: »Ist euch diese Insel sehr heilig?«
    »Es ist der Ort, an dem unsere Vorfahren leben, der Zugang zu den anderen Welten.«
    »Bringt ihr Opfer dorthin?«
    »Mehr Reichtümer, als du dir vorstellen kannst.«
    »Das ist aber eine Menge«, sagte Veles in seiner eigenen Sprache.
    »Was sagt er?«
    »Ich glaube, wir werden nicht enttäuscht zurückkehren«, meinte Veles.
    Sie fuhren weiter und sichteten ihr Ziel eine Woche später unter einer schmalen Mondsichel. Es war kalt, und im Dämmerlicht erhob sich die Insel als konturloser Buckel, der eine dünne Schneedecke trug, aus dem Meer.
    »Sind wir da?« Bjarki trat neben ihn.
    »Es passt doch sehr gut, oder? Der blutrote Fels.«
    »Kommt mir eher schwarz vor«, widersprach Bjarki.
    »Lass deine Fantasie spielen. Nein, wenn ich mir es recht überlege, tu das lieber doch nicht. Such uns einfach eine Anlegestelle.«
    »Ist der Prinz wirklich hier?«
    »Ich dachte, wir hätten längst geklärt, dass ich das nicht genau weiß«, antwortete Veles. »Allerdings könnte hier etwas sein, das uns zu ihm führt. Wenn nicht, gibt es vielleicht etwas anderes zu holen. Und falls das auch nicht zutrifft, werde ich, wenn das nächste Mal jemand etwas über Schätze in Ultima Thule erzählt, wenigstens sagen können, dass er Unsinn redet. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht schicke ich die Leute auch hierher, damit sie sich den Hintern auf dem Boot abfrieren, wie ich es getan habe.«
    Das Schiff erreichte einen kleinen Strand und lief in der ruhigen See leicht auf. Veles bemerkte, dass niemand ohne fremde Hilfe die Insel verlassen konnte. Jenseits der schmalen Wasserstraße waren auf dem Festland einige kleine Boote auf den Strand gezogen, doch auf der Insel selbst gab es kein Einziges.
    Veles stieg aus, der Berserker und seine Männer folgten ihm. Bjarki hatte das Schwert gezogen, das Veles missmutig beäugte. Seiner Erfahrung nach beschwor ein Schwert in vielen Situationen eher Gefahren herauf, als sie zu bannen. Was wollte der Berserker tun, wenn zweihundert brüllende Walmänner auftauchten, um ihre heilige Insel gegen die Eindringlinge zu verteidigen? Sollte man nicht besser den Eindruck erwecken, man wollte niemanden bedrohen? Vor allem dann, wenn man tatsächlich finstere Absichten hegte.
    Sie stiegen einen unebenen Abhang voller loser Steine hinauf. Veles fand, dass die Walmänner einen sehr unfreundlichen Ort als Zugang zu den Göttern ausgewählt hatten. Er hatte schon viele heilige Plätze gesehen, von denen einige sehr angenehm gewesen waren – Gärten im Sonnenschein, sogar Weinberge.
    Veles schauderte. Er wollte möglichst schnell wieder verschwinden – aber nicht ohne gefunden zu haben, was er suchte.
    »Aha!«, machte der Berserker. »Vielleicht hast du Recht, Veles.« Er hob einen schönen Mantel aus Rentierleder hoch. »Dafür bekommen wir einen ordentlichen Batzen Geld, sobald wir ihn gesäubert haben.«
    Veles betrachtete den Mantel. Er war von guter Machart und relativ neu und mochte tatsächlich einen guten Preis erzielen. Im Moment dachte er jedoch eher daran, ihn als Schutz gegen die Kälte anzuziehen. Als er mit der Hand über das Fell strich, blieb etwas daran haften. Blut.
    »Dies ist, wie meine Mutter zu sagen pflegte, das Maultier unter den Flecken. Das bekommt man schwer heraus, und halb eingetrocknet ist es auch schon. Dafür bezahlt dir niemand mehr viel Geld.«
    Sie gingen weiter und fanden weitere verlorene Dinge. Trommeln und Schuhe, Kleider und Rucksäcke. Überall war Blut. Dann entdeckten sie den ersten Toten, gleich danach noch einen und einen weiteren. Alle waren grässlich verstümmelt.
    »Ein Leichenhaufen ist das hier«, sagte Bjarki. »Ein Schatz von Abgeschlachteten.«
    Veles hätte gegen die Wortwahl Einwände

Weitere Kostenlose Bücher