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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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jemand bei einem Piratenangriff ums Leben gekommen war?
    Veles betrachtete den Berserker. Ein Gedankenleser war er zwar nicht, doch er konnte sich leicht ausmalen, was in Bjarki vorging. Der Händler musste sich unentbehrlich machen.
    Wenn Veles es auf sich nahm, ernsthaft über ein Problem nachzudenken, fand er gewöhnlich auch die Lösung, sofern es überhaupt eine gab. In Haithabu hatte er Gerüchte gehört, dass Haarik Valis Bauernmädchen gegen seinen vermissten Sohn eintauschen wollte. Vali hatte er dies nicht erzählt, weil er sofort erkannt hatte, dass der Prinz nicht imstande war, für diese Informationen zu bezahlen, und auch sonst hatte der junge Mann nicht viel zu bieten. Zwischen ihm und Bodvar Bjarki bestand nun allerdings eine erfreuliche Übereinstimmung. Das Mädchen war nach Norden gegangen, Haarik war nach Norden gegangen. Die vorherrschende Strömung würde auch Vali nach Norden führen, falls er nicht unterwegs Schiffbruch erlitt. Veles wollte mit seinem Schiff an der Küste entlang nach Norden fahren, die Walmänner finden und sich nach dem Mädchen, Haarik und dem Prinzen erkundigen. Sobald er zwei gefunden hatte, würde er irgendwo sicher auch den dritten entdecken.
    Es gab noch einen weiteren Grund, nach Norden zu fahren. Er hatte von einer Insel gehört, auf der die Walmänner ihren dummen Göttern opferten. Den Gerüchten nach sollte es dort auch Gold geben. Bjarki war überzeugt, dass die Insel mit Hilfe von Zauberei verteidigt wurde, Veles war jedoch anderer Meinung.
    In Wahrheit empfand Veles nur sehr wenig Achtung für die Magie oder irgendeinen Gott. Seine Kinder hatten mit den heiligen Objekten der Walmänner am Feuer gespielt, er hatte Stickereien des Christengottes als Schmuck an die Wände gehängt und zugehört, wie die Menschen überall Loblieder auf Wuotan, Odin, Raedi, Svarog und andere Götter gesungen hatten. Ihm kam es so vor, als gäbe es zwischen den Göttern keine Unterschiede – schöne, aber leere Bilder und Schnitzereien.
    Er glaubte viel eher an sich selbst, an Hemmings Schwerter und an die Macht barer Münze als an das Übernatürliche. Die Maske seines Sohnes war von einem Zauberer hergestellt worden, dessen Magie ihn nicht vor dem Räuber geschützt hatte, der sie ihm weggenommen hatte. Jesus war ans Kreuz genagelt worden, und kein himmlischer Kämpfer war ihm zu Hilfe gekommen, aus dem Himmel waren keine Blitze herabgefahren und hatten die Feinde zerschmettert. Veles hatte sogar gelacht, als der Missionar ihm die Geschichte der Kreuzigung erzählt hatte. Was hatte der mächtige Gott denn getan, um seinen Sohn zu rächen? Den Vorhang des Tempels zerrissen. Wenn man Hemming hinterging, musste man sicherlich mit Schlimmerem rechnen als einem zerfetzten Stück Tuch.
    Also befand sich der Prinz ebenso wie Haarik im Norden, und auch das Mädchen, das so wichtig zu sein schien, war dort. Er nahm an, dass ihr Verschwinden mit irgendwelchen magischen Geschichten zusammenhing. Vielleicht konnte man sie finden, wenn man sich an den heiligen Orten des Walvolks umsah. Der Prinz war vermutlich ganz in der Nähe. Veles beschloss, es zunächst auf diese Weise zu versuchen. Das war jedenfalls besser, als mit leeren Händen zu Hemming zurückzukehren, und vielleicht gab es da oben wirklich Gold, auch wenn er letztlich daran zweifelte.
    Die Reise ging quälend langsam vonstatten und wurde häufig von Streitereien und Unschlüssigkeit behindert. Selbst gegen die Strömung hätte sie höchstens zwei Wochen dauern dürfen. Tatsächlich waren sie mehrere Monate unterwegs. Der Berserker wollte Vali verfolgen, begriff aber offenbar nicht, dass sie zunächst herausfinden mussten, wo er überall aufgetaucht war. Es war sinnlos, willkürlich an der Küste entlangzuhetzen, wie Bjarki es anscheinend tun wollte. Sie mussten sich erkundigen, ob irgendwo ein Schiff verunglückt war, ob Fremde vorbeigekommen waren, ob irgendwo irgendjemand Gefangene gemacht hatte.
    Die Walmenschen waren im Grunde ein einfaches, freundliches Volk. Meist begannen die Begegnungen feindselig und drohend, die Männer fuchtelten mit Speeren und schrien, doch wenn man ihnen ein oder zwei Münzen gab, hielten sie den Besucher für einen guten Mann, der keine Gefahr darstellte – denn warum sonst hätte er ihnen das Geld geben sollen? Also wollten sie ihm zu Gefallen sein. Ja, ein Schiff war verunglückt. Ja, Fremde waren vorbeigekommen. Ja, Gefangene hatten sie auch gesehen. In ihren kleinen Siedlungen auf den

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