Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Halsband glitzerte in allen Farben des Krieges. Es war die Hexenkönigin. »Herrin?«, sagte Authun.
»Tod.« Saitada deutete auf das Kind.
Die Kerze ging aus. Irgendwo tief in den Höhlen entstand ein Geräusch, das eher Authuns Körper als seinen Geist ansprach. Er bekam auf den Armen und im Nacken eine Gänsehaut, sein Mund trocknete aus, das Herz raste. Das Geräusch war der Inbegriff der Furcht – das Heulen eines Wolfs.
Die Hexe sprach mit kaum vernehmbarer Stimme, gebrochen und schwach. »Odin?«
Saitada schlug den Feuerstein an, und im Blitzen sah Authun, dass die Königin verschwunden war. Saitada bemühte sich noch einmal, doch der Zunder wollte nicht brennen.
»Odin?«
Als Saitada es zum dritten Mal versuchte, hatte die Hexe ihn erreicht und schlug mit dem Speer nach seinem Kopf, doch Authun konnte ihn mit einer Hand abwehren. Die Hexe besaß in ihren kindlichen Armen nicht viel Kraft. Mühelos schnappte er die Stange und trieb ihr das stumpfe Ende des Speers ins Auge. Sie kreischte, dann war es wieder dunkel.
Authun begriff nicht, warum sie ihn ausgerechnet auf diese Weise angriff. Sie konnte einem Mann, der noch fünf Tagesmärsche entfernt war, im Schlaf das Gehirn zerschmelzen. Ihm fiel das Amulett ein, das er trug. Also bot es doch einen Schutz vor der Magie.
»Mach Licht, Mädchen! Schlag den Feuerstein an!«
Dann traf ihn etwas wie ein Erdrutsch.
53
Der Kampf in der Schatzhöhle
F eileg verfluchte sich selbst, weil er nicht fähig war, in den Tunnel zu tauchen. Es war keine Frage des Mutes, er vermochte es ebenso wenig, wie er fliegen konnte. Die Gliedmaßen wollten den Befehlen nicht gehorchen, und wenn er versuchte, nach unten zu gelangen, kam nichts außer spuckender Enttäuschung heraus.
Adisla war verschwunden, und er war völlig verwirrt zurückgeblieben. In dem flüchtigen Moment, in dem sie ihn geküsst hatte, war alles, was er begehrte, sein gewesen. Wäre sie doch mit ihm zusammen weggegangen, fort von diesem Berg zu seinem Heim in den Hügeln, statt in den Teich zu springen. Sie war zu den Hexen unterwegs, um den Prinzen zu retten. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er liebte sie, also musste er ihr helfen.
Zuerst wartete er auf ihre Rückkehr. Es wurde dunkel. Als es wieder hell wurde, versuchte er es noch einmal. Zwecklos. Sein Körper wollte nicht tun, was er ihm befahl.
Mit zunehmender Verzweiflung suchte er den Berg nach einem anderen Zugang ab. In einer Mulde oberhalb eines schwindelerregenden Steilhangs fand er eine Höhle. Die Höhle war vielversprechend – lang und schmal, Opfergaben am Eingang –, doch drinnen roch es nur nach Menschen, und er kam nicht weiter. Außerdem hatte die Decke einen gefährlichen Riss. Er fürchtete, sie könne jeden Moment zusammenbrechen, ging wieder nach draußen, rannte über den ganzen Berg und kam zu dem Schluss, dass es wohl doch keine andere Möglichkeit gab. Er musste es an der Trollwand versuchen. Dort waren die Eingänge leichter zu entdecken, dafür aber nur schwer zu erreichen.
Er kletterte die gewaltige Klippe bis zu einem schmalen Grat hinauf, auf dem seltsame Felsvorsprünge wie die Finger einer riesigen Hand nach dem Himmel zu greifen schienen. Dies waren die Trolle, die der Wand den Namen gegeben hatten. Den Geschichten nach waren sie zu Stein erstarrt, als sie die Schönheit des Himmels erblickt hatten. Er war so hoch, dass er bei einem Absturz schätzungsweise zwanzig Herzschläge lang fallen würde, ehe er unten aufschlug. Die Wolken zogen unter ihm vorbei. Es war bisher schon ein gefährlicher Weg gewesen, der Überhang direkt voraus war jedoch fast unbezwingbar. Doch wie dem auch sei, er musste es versuchen. Er hangelte sich weiter, trat mit den Beinen im leeren Raum unter sich aus und suchte nach einem Vorsprung, einem Ansatzpunkt. Doch wie im Teich machte sich sein Körper selbstständig, und er zog sich hinauf. Schließlich saß er im schneidenden Wind über der Klippe und hasste sich, weil er so feige war. Dann bemerkte er etwas unten auf der Ebene.
Zwei Wanderer waren dort unterwegs. Er hätte nicht weiter auf sie geachtet, hätte er nicht etwas vernommen, das er noch nie gehört hatte. Es war ein schmerzliches Heulen, ein Laut wie eine scharfe Klinge, das nicht die Luft, sondern seine Hand beben ließ. Er wusste sofort, wer es war – Adisla rief ihn zu Hilfe. Vor dem inneren Auge sah er wieder die gezackte Rune auf dem Stein des Zauberers und hatte das Gefühl, eine Flutwelle risse ihn mit. Feileg,
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