Wolfskrieger: Roman (German Edition)
prallten Feuerstein und Stahl aufeinander, und Authun konnte seinen Gegner einen Moment lang sehen. Das war genug. Das Mondschwert schoss nach vorn und stach in Feilegs Oberschenkel. Schreiend stürzte sich der Wolfsmann auf Authun. Der König wehrte ihn mit einem Stoß des Schilds ab. Feileg heulte jetzt, doch ein anderes Geräusch ließ Authun innehalten – ein Knurren, das klang wie ein Erdrutsch. Es musste ein sehr großes Tier sein, vielleicht ein Bär, und es war nahe. Das Geräusch lenkte den König ab, und der Wolfsmann rollte sich zur Seite weg.
Feileg war schwer verletzt, so viel war Authun klar, als er im Dunkeln das Schlurfen seines Gegners hörte. Da aber ein anderer Feind so nahe war, konnte Authun nicht blind umhertasten und Feileg den Garaus machen. Aus Erfahrung wusste er, dass manche Männer im Eifer der Schlacht trotz schrecklicher Verletzungen noch eine Weile aufrecht stehen und weiterkämpfen können. Zudem verriet ihm das Stöhnen jederzeit Feilegs Position. Der verletzte Wolfsmann war dem König sogar nützlich. Wenn ein Bär in der Höhle war, dann würde er sich eher dem Mann nähern, der hustend und keuchend am Boden herumkroch. Und dann würde Authun sofort erkennen, wo beide Gegner waren.
Endlich hatte Saitada die Kerze angezündet.
Der Wolfsmann versuchte gerade, sich aufzurichten, als hinter ihm zwei grüne Lichter aufflammten. Authun schauderte, sobald seine Augen sich umgestellt hatten.
Es war ein Wolf, aber größer als jeder andere, den er je gesehen hatte. Größer als ein Mensch und sogar um die Hälfte größer als ein Eisbär. Wie war er in die Höhlen gelangt? Die Gänge waren doch viel zu schmal. Das Untier schnappte und sah ihn an, hustete und würgte.
»Va… Vat…« Hätte Authun es nicht besser gewusst, er hätte geglaubt, das Tier wollte mit ihm sprechen.
Er lockerte die Hand, mit der er das Mondschwert hielt, schüttelte die verkrampften Arme aus, atmete durch und ging dem Wolf entgegen. Rechts kroch der Wolfsmann davon. Der soll nur fliehen, dachte er, denn er würde schon bald durch den Blutverlust sterben, und selbst wenn er überlebte, stellte er vorläufig keine Gefahr mehr dar. Die Raserei, die es einem Mann erlaubte, tödliche Wunden zu vergessen, war, wie Authun genau wusste, nur von kurzer Dauer.
Fünf Schritte vor dem Wesen blieb er stehen. Das rechte Vorderbein ähnelte eher einem menschlichen Arm als dem Lauf eines Wolfs, aber am auffälligsten waren die Zähne – jeder war so lang wie ein Bootsnagel.
Der König lächelte. Dies sollte wirklich ein ungewöhnlicher Tod werden, der es wert war, in den Geschichten der Skalden besungen zu werden. Leider war nur die vernarbte Frau als Zeugin da. Beinahe wünschte er sich, er hätte seinem vorherigen Gegner keine tödliche Wunde beigebracht. Sein alter Freund Varrin wäre liebend gern im Kampf gegen ein solches Ungeheuer gefallen. Er erinnerte sich an das Gesicht des ertrinkenden Mannes. Er hatte ihn in den Tod getrieben, und wozu? Was hatte er mit seinem Ehrgeiz erreicht, welche Zukunft hatte er sich erschaffen, welche Schätze gewonnen?
Wieder krächzte und hustete das Untier. Wollte es tatsächlich sprechen? Egal. Authun war bereit zu sterben, und dies war die beste Gelegenheit – ein Gegner, den man nicht bedauern musste, das Ungeheuer, der willkommene Widersacher, der ohne Erbarmen zuschlug.
Authun hob das Mondschwert. Es war, als erkannte das Tier die Absicht des Königs in dem Moment, als er sie fasste. Knurrend und blitzschnell stürzte es los und warf ihn zu Boden. Die Brünne schützte den König beim Aufprall auf den rauen Boden, doch er war vorübergehend außer Atem.
Davon durfte Authun sich nicht aufhalten lassen!
Feileg kämpfte die Schmerzen nieder und sah im flackernden Kerzenschein zu, wie sich der König vor den Kiefern des Untiers abrollte und sich dann windend unter dessen Bauch bewegte, um mit dem Schwert aufwärts zuzustoßen. Der Wolf trug einen Schnitt davon, das Blut spritzte Authun ins Gesicht.
Das Wesen heulte und sprang zurück, brauchte aber nicht lange, um sich zu erholen. Abermals griff es an, schlug dieses Mal jedoch mit dem menschenähnlichen Arm nach Authuns Schwertarm. Authun war darauf vorbereitet, sich zu ducken, und der Angriff auf seine Waffe überraschte ihn. Dies hätte er von einem Menschen, aber nicht von einem Tier erwartet. Klappernd und blitzend rutschte das Mondschwert über den Boden der Höhle. Zum ersten Mal in seinem Leben war Authun entwaffnet
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