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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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erleichtert hatte er den Knall gehört, mit dem ihn die Steinplatte eingeschlossen hatte. Wenn er eingesperrt war, konnte er keinen Schaden mehr anrichten. Beim Anblick des verletzten Noaidi hatte jedoch das Tier in ihm die Kontrolle übernommen, und er hatte seine Situation aus ganz anderen Gründen akzeptiert. Er hatte etwas zu essen, und die Grube war gut geschützt – warum also sollte er nicht bleiben? Dann war das Essen ausgegangen, und er hatte wütend gegen die Wände geschlagen, war gegen den Felsen angesprungen, der ihn einsperrte, hatte versucht, sich freizugraben, und schließlich, wie es jedes Tier getan hätte, sein Schicksal hingenommen und sich hingehockt.
    In diesem Moment konnte er sich kaum noch erinnern, wer er war. Seine Menschlichkeit war wie eine Schule silberner Fische, die im Wasser hin und her eilte, in einem Moment eine Form und eine Gestalt, im nächsten von mächtigen Kiefern in alle Winde verstreut.
    Veles blieb dicht hinter Bodvar Bjarki. Beim Klettern schürfte er sich am Seil die Hände auf. Fluchend landete er auf dem Schutt am Grund der Grube.
    Irgendjemand warf eine brennende Fackel herunter. Veles hob sie auf und sah sich um. Er berührte die Wand und spürte etwas Klebriges, das an den Fingern haften blieb. Er leckte daran und wischte sich die Zunge mit dem Ärmel ab. Es war Blut.
    Bjarki war bereits mit gezogenem Schwert unterwegs.
    »Hier sind Smaragde«, flüsterte der Berserker. »Schau nur, wie groß sie sind.«
    »Höchstwahrscheinlich nur billiger Achat«, erwiderte Veles. »Ich muss die Steine erst einmal schätzen.«
    Es war weder Smaragd noch Achat. Es waren Augen.

52
     

König und Königin
    D ie Dunkelheit ist nicht die gleiche wie beim letzten Mal, dachte Authun. Als sie sich auf der Rückseite des Berges den Höhlen näherten, holte die Frau aus einem Versteck Feuerstein, Stahl und Zunder und dazu ein großes Bündel Kerzenstummel hervor. Während sie hinabstiegen, zündete sie nacheinander die Kerzen an. Wenn die Flamme einmal erlosch, schien die Dunkelheit nicht so bedrückend oder vor Feindseligkeit und Bosheit zu brodeln wie beim letzten Besuch.
    Die Frau hatte ihn auf ihre Weise auf den Abstieg vorbereitet. Sie hatte den Stein mit dem Wolfskopf, den sie an einer Schnur als Kette trug, abgenommen und ihm um den Hals gebunden.
    »Soll das Glück bringen?«, hatte er gefragt.
    »Den Tod«, hatte sie erklärt.
    Er hatte sie gewähren lassen und sich danach nicht anders gefühlt. Für ihn war es nichts weiter als ein kleiner Stein.
    Der König konnte kaum glauben, dass der Eingang in die Hexenhöhlen so leicht zu finden war, nur die Hinweisschilder fehlten: ein schmaler Pfad an der Bergflanke, dank der Opfergaben an der Mündung leicht zu finden. Der Tunnel war wie ein Löffel mit einem breiten Griff geformt und lief in einer hohen Kammer aus. Den Zugang zu den inneren Gängen bildete ein Loch in der Decke, das man über aufgestapelte flache Steine und ein aufgehängtes Seil leicht erreichen konnte. Hier hätte jeder eindringen können. Die Öffnung in der Decke war zwar nicht ganz offensichtlich, aber wenn Authun die Höhlen als Zuflucht benutzt hätte, dann hätte er ganz bestimmt nicht darauf vertraut, dass der Zugang unentdeckt blieb. Ein neugieriger Krieger musste sich nur gründlich umsehen, und schon konnte der Feind eindringen. Warum war er die Trollwand emporgeklettert, wenn gleich auf der anderen Seite ein so leichter Zugang offen stand?
    Authun fragte sich, ob er nicht in eine Falle lief, und erinnerte sich, dass niemand, der die Höhlen betrat, etwas sah, das die Hexen ihn nicht sehen lassen wollten. Also baten sie ihn förmlich herein. Er hatte die unbeachteten Opfer am Eingang bemerkt – Flaschen und Töpfe, lauter Dinge, die Tiere nicht wegschleppen konnten. Waren die Hexen überhaupt noch da?
    Trotzdem hatte er keine Angst. Wenn man den Tod sicher vor Augen hatte und ihn sogar begrüßte, gab es keinen Raum mehr für die Furcht. Die Leichen der Jungen, die von Ratten zerfressenen Überreste der Mädchen, die aufgedunsenen Leiber der ertrunkenen Frauen in den Teichen und die verwesten schwarzen Gesichter der Opfer, die an Felsvorsprüngen erhängt worden waren, all das bereitete ihm kein größeres Unbehagen als die Erinnerung an die vielen Menschen, die er einem ähnlichen Schicksal überantwortet hatte.
    Die engen Tunnel waren dagegen eine ganz andere Angelegenheit. Authun hatte keine Angst vor dem Tod, doch er hatte auch keine Lust zu

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