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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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zuckte der Wächter mit den Achseln und setzte sich am Strand nieder.
    »Mal sehen, was die Berserker sagen«, meinte er.
    Erst in der Abenddämmerung kehrten die Letzten zurück. Vali saß am Feuer und sah zu, wie Schaf – und Rinderherden zu den Schiffen getrieben wurden. Sklaven gab es nicht. Vali konnte kaum glauben, wie viel sie bei dem Überfall verschwendet hatten. Die Beute aus der Kirche wurde aufgestapelt, daneben standen Weinkrüge, die nicht lange unberührt blieben. Einige Männer schleppten sogar Heuballen herbei, die sie irgendwo gestohlen hatten. Es war mehr als genug, um die Tiere auf der kurzen Rückreise zu füttern. Vali war dankbar, dass an ihrem heimatlichen Strand bereits Kieselsteine lagen, sonst hätten die Männer sicher auch einige davon mitgenommen.
    Die Berserker hatten keine Gefangenen gemacht, aber eine Menge Münzen und Silberteller und etwa zehn geschlachtete Gänse erbeutet.
    Als der Tag zu Ende ging, veränderte sich das Verhalten der Männer. Sie waren nicht mehr die brüllenden Tiere, die vom Boot gesprungen waren. Jetzt schienen sie antriebslos und sogar schwach, redeten kaum, hockten an den Feuern und starrten mit geröteten, wütenden Augen in die Flammen.
    »Herr.«
    »Ja?«
    Bragi hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
    »Hast du mich nicht gehört? Wir müssen in See stechen. Die Insel ist über einen Dammweg, der bei Ebbe hervortritt, mit dem Festland verbunden. Wir sollten ablegen. Die brennenden Gebäude haben ohne Zweifel schon Aufmerksamkeit erregt, und wir müssen einen Gegenangriff befürchten, wenn wir bleiben.«
    »Warum haben sie die Häuser überhaupt niedergebrannt?«
    »Was?«
    »Wenn uns die Brände verraten, sollte man sie gar nicht erst entfachen. Es wäre doch besser, den Ort unbemerkt zu plündern.«
    »Die Berserker wollen ihre Feuer haben«, erklärte Bragi.
    Die Tiere wurden auf die Schiffe geladen, hineingeworfen, mit Seilen gezogen und gehoben, bis die Schiffe gefährlich tief im Wasser lagen. Einige größere Tiere passten nicht hinein und wurden am Strand geschlachtet und an die Boote gebunden. Wenn die Seile nicht rissen, würden sie die Kadaver zurückschleppen.
    Vali wartete mit den Sklaven, um seinen Platz im Drachenboot einzunehmen.
    Der Rudergänger zählte.
    »Für die beiden ist kein Platz mehr«, sagte er.
    Vali sah ihn an. »Dann wirst du Platz schaffen. Ich will sie als Sklaven mitnehmen.«
    »Herr, dann müssten wir wertvolle Tiere abladen. Der Junge ist kränklich, und der Mann ist alt und nicht mehr zur Arbeit zu gebrauchen.«
    Vali hätte die beiden einfach gehen lassen können. Die Schiffe wären längst fort, ehe sie Hilfe holen konnten. Doch dann erinnerte er sich, wer er war. Er hatte mit den Bauernkindern so viel Zeit an Adislas Herd verbracht, dass er es manchmal vergaß.
    »Prinzen brauchen andere Helfer als gewöhnliche Männer.«
    »Herr, ich …«
    Ein Schrei, und der alte Mann stürzte zu Boden.
    Im Feuerschein sah Vali eine blitzende Messerklinge und die roten Augen von Bodvar Bjarki. Der vernarbte Berserker, der ihn angegriffen hatte. Noch eine rasche Bewegung, und auch der Junge schrie auf und fiel hin.
    »Damit wäre das erledigt, Prinz«, erklärte der Berserker. Er konnte kaum noch auf den Beinen stehen und wirkte benommen und schwerfällig, hatte aber trotzdem im Handumdrehen die beiden Männer getötet.
    Jetzt wurde Vali wirklich zornig und dachte ernstlich an Gewalt. Dabei lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Es war nicht die Art Wut, die in einem wilden Ausbruch explodierte, sondern eine heimtückische, gemeine Regung, ebenso gegenwärtig und wirklich wie der Brandgeruch über einer Sommerwiese. Vali erschrak selbst über seine heftige Reaktion. Er würde sich rächen. Das nahm er sich nicht einmal vor, sondern er stellte lediglich eine Tatsache fest, die unausweichlich war wie die dunkle Nacht, die unendlichen Sterne und das kalte, dunkle Meer. Zum ersten Mal im Leben empfand er echten Hass. Das Gefühl berauschte ihn beinahe.
    Mit erwartungsvollen Gesichtern umringten ihn die anderen. Vali wollte ihnen jedoch nicht geben, worauf sie warteten – eine Entschädigung verlangen oder den Mann zum Zweikampf herausfordern. Er lächelte den Berserker an. »Das werde ich nicht vergessen.«
    Bodvar Bjarki grunzte, hüllte sich in seinen Mantel und ging an Bord.
    Vali beugte sich über den alten Mann. Tot. Dann ging er zu dem Jungen. Der atmete noch, doch er war leichenblass und dem Tode nah. Vali nahm ihn in die

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