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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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nicht die Waffe zu missachten, von der sein Leben abhängen konnte.
    Anfangs war der Schnee nicht hoch, und sie kamen gut voran. Das änderte sich, als sie höher stiegen. Schließlich mussten sie anhalten und die Schneeschuhe anlegen. Dann wanderten sie durch abweisende Fichten – und Kiefernwäldchen, die sich wie die Heere von Riesen aus den weißen Flächen erhoben. Am Ende verloren aber auch die Bäume den Kampf gegen die Höhe und standen verwachsen und spärlich, bis sie kaum mehr als einzelne Büsche waren.
    In einem kleinen Tal hielt der Berserker vor einem gefrorenen Wasserfall an.
    »Hier lasse ich dich zurück«, erklärte er. Der Berserker war ein grober Mann, doch selbst er lächelte nun traurig. »Pass auf dich auf, kleiner Feileg. Wir werden dich vermissen. Du hast genug zu essen dabei, um bis morgen durchzuhalten. Du weißt, wie man mit einem Seil auf einen Baum klettert. Vergiss nicht, dass die Wölfe sich nicht verletzen wollen. Wenn sie kommen, greifst du sie an, damit sie sich nach einer schwächeren Beute umsehen.«
    Das Kind schwieg, doch als der Berserker absteigen wollte, folgte ihm der Junge.
    »Du musst hierbleiben«, beharrte der Mann. »Deine Zeit bei uns ist vorbei.«
    Wieder wandte er sich zum Gehen, und abermals folgte ihm das Kind. So grob der Berserker auch war, und so oft er ihn auch verprügelt hatte – er war der einzige Vater, den der Junge je gekannt hatte, und dessen Frau war seine Mutter gewesen. Der Kleine wollte zum heimischen Herd und seinen Brüdern und Schwestern zurückkehren, dem Vater in der Schmiede helfen und in kalten Nächten warm und behütet neben der Mutter liegen.
    »Du bleibst hier«, sagte der Berserker. Er musste nicht aussprechen, was als Nächstes kommen würde. Er hatte es schon öfter wiederholt, als es eigentlich seine Art war. Eine dritte Aufforderung würde es nicht geben, sondern nur noch Prügel mit dem Gürtel.
    Feileg hatte Angst und fühlte sich sehr einsam. Er hielt sich an seinem Speer fest und sagte: »Eines Tages werde ich zurückkommen und dich töten.«
    Der Berserker lächelte. »Es ist wirklich eine Schande, dass ich dich verlieren muss, Feileg. Ich glaube sogar, dass du das tun wirst. Eines Tages bist du ein großer Krieger, und ich bin dann alt, falls ich überhaupt so lange lebe. Es wird mir eine Ehre sein, durch deine Hand zu sterben. Hab keine Angst. Dein Schicksal ist vorherbestimmt, und es wird heute nicht enden.«
    Er drehte sich um, ging den Hang hinunter und war nach wenigen Augenblicken verschwunden.
    Feileg spähte durch den Schlitz in dem Tuch, das er sich vor das Gesicht gebunden hatte, um die Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Es schneite leicht. Über ihm erhob sich ein Höhenzug, unter ihm lag das Tal. Er sah die Fußabdrücke, die nach Hause führten, war aber oft genug auf die Jagd gegangen, um zu erkennen, dass der Schnee bereits den größten Teil der Spuren zugedeckt hatte.
    Da er nicht wusste, was er tun sollte, stand er einfach nur da und fragte sich, warum man ihn an einen so schrecklichen Ort gebracht hatte, und wie und wann er die Menschen, die er als seine Familie betrachtete, so sehr beleidigt hatte. Nicht lange, und er bekam kalte Füße. Er beschloss, sich einen Unterschlupf zu suchen. Die Tage waren kurz, und die Sonne stand schon niedrig am Himmel.
    Feileg war nie wie ein Kind behandelt worden und hatte deshalb noch nie wie ein Kind gedacht. Er war schon auf die Jagd gegangen, als er kaum laufen konnte, und man hatte von ihm erwartet, dass er Waffen schärfte, Essen kochte, Feuer machte und sich selbst säuberte, kaum dass er alt genug gewesen war, um es überhaupt zu verstehen. Er war dazu erzogen, sich um sich selbst zu kümmern, und entwickelte sofort einen Plan. Wenn ihn ein Schneesturm überraschte, würde er tun, was sein Vater ihn gelehrt hatte – unter einem Baum eine Grube ausheben, drinnen eine Schicht Zweige auslegen und schlafen. Am nächsten Tag würde er wieder absteigen und versuchen, jemanden zu finden, der ihn aufnahm. Vielleicht konnte er sogar nach Hause schleichen, seiner Mutter sagen, dass es ihm leidtat, und darum bitten, zurückkehren zu dürfen.
    Er ging ein Stück den Hang hinunter und fand einen passenden Baum vor einer kleinen Steilwand, der ihn vor dem Wind schützen würde. Als er eine halbe Stunde lang die Erde mit einem Stein weggekratzt hatte, hörte er das Heulen. Es war ein einzelner Wolf, irgendwo oberhalb der Baumgrenze in Richtung der untergehenden Sonne. In

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