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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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ihn nicht bemerkt. Er spielte mit dem Gedanken, einfach hügelab zu laufen und ihnen zu befehlen, ihm die Pferde zu überlassen. Schließlich waren sie die Gefolgsleute seines Vaters und deshalb auch ihm gegenüber zum Gehorsam verpflichtet. Doch sein Vater hatte ihm auferlegt, sich gegen die Wolfsmänner zu beweisen. Würden ihm die Untergebenen unter diesen Umständen die Pferde geben? Was hielt sie eigentlich davon ab, ihn auf der Stelle zu töten, wenn ihnen danach war? Es gab noch andere Verwandte – Vettern und Onkel –, die Authuns Thron für sich beanspruchten. Wenn einer der beiden Männer ihnen untertan war, rammten sie ihm womöglich einen Speer in den Leib und kehrten ungeschoren heim. Niemand würde es je erfahren.
    Unwillkürlich hatte er nach dem Schwert gegriffen. Er legte sich flach auf den Bauch und wartete darauf, dass die Männer einschliefen.

13
     

Die Männer des Königs
    E ine Stunde nachdem sich die Männer hingelegt hatten, fühlte Vali sich sicher genug und setzte sich in Bewegung. Gerade hatte der sehr kurze halbwegs dunkle Abschnitt begonnen, der die langen Tage des Nordens unterbrach. Der Mond, dem auf der rechten Seite nur ein winziges Stück zur vollen Scheibe fehlte, schien aus einem Himmel voller Sterne herab. Vali kam er vor wie das Auge eines schläfrigen Gottes. Wenn es sich geschlossen und wieder ganz geöffnet hatte, würde Adisla sterben, falls er keinen Erfolg hatte.
    Seine Aufgabe war einfach. Er musste den schlafenden Männern mindestens einen Sattel und das Zaumzeug stehlen, ohne sie zu wecken, und dann die Pferde holen. Es wäre leicht, sie einzufangen, weil rastende Reisende den Tieren immer Fußfesseln anlegten, damit sie sich nicht zu weit entfernten. Allerdings war ihm bekannt, dass manche Pferde lautstark ihren Unmut kundtaten, wenn ihnen ein unbekannter Reiter einen Sattel aufzulegen versuchte.
    So leise wie möglich schlich er den Hang hinunter. Es gab keine Deckung, er war im hellen Mondlicht völlig ungeschützt und konnte nur hoffen, dass die Männer in tiefem Schlaf lagen.
    Als er sich den beiden näherte, erkannte Vali auch den zweiten Schläfer. Es war Orri, ein Gefolgsmann seines Vaters, den er bei seinen seltenen Besuchen an Authuns Hof kennengelernt hatte. Allmählich schüttelte er die Müdigkeit und die Nachwirkungen des Rauchs ab, den er eingeatmet hatte, und fragte sich, warum die Männer im Sommer den Landweg nahmen. Händler, die den Piraten entgehen wollten, taten dies manchmal, ebenso Hirten und andere, die reisen mussten, sich aber kein Boot leisten konnten. Jeder, der es sich aussuchen konnte, benutzte lieber den Seeweg. Nur wenn die Flüsse und Seen gefroren waren, kam man über Land schneller voran als auf dem Meer. Man musste verrückt oder verhext sein, wenn man lief oder ritt, wo man segeln konnte.
    Vali schlich an den rauchenden Überresten des Lagerfeuers vorbei und fand einen Sattel und das Zaumzeug. Vorher hatte er sich nie richtig überlegt, wie viel Metall in diesen Gegenständen verarbeitet war, und wie viel Lärm sie machten, wenn man sie schleppte. Sie klimperten und klingelten, als wären sie kein Rüstzeug für ein Pferd, sondern Musikinstrumente. Für einen richtigen Dieb wäre es einfacher gewesen, die Männer kurzerhand im Schlaf zu töten. Vorsichtig zog er sich zu den grasenden Pferden zurück.
    Die Tiere waren gut ausgebildet, und er hatte keine Schwierigkeiten, sich einem von ihnen zu nähern. Es war ein gedrungenes, kräftiges Pferd, das einen langen Ritt sicher aushalten würde. Er sattelte es, so schnell er konnte, behielt dabei aber auch die schlafenden Männer im Auge. Abgesehen von einem empörten Schnaufen, als er den Sattelgurt festzog, gab das Tier keinen Laut von sich. Dann bückte er sich, um das Seil zu lösen, das die Füße des Tiers miteinander verband. Als er sich wieder aufrichtete, legte ihm jemand eine Hand auf die Schulter.
    »Wenn du so hier herumschleichst, Prinz, könnte man dich glatt für einen Wolfsmann halten.«
    Er fuhr herum und sah den grinsenden Hogni vor sich.
    Im ersten Augenblick wusste er nicht, was er sagen sollte.
    Der Mann brach das Schweigen mit einem Lachen und rief seinen Gefährten. »Orri, hole Prinz Vali etwas zu trinken. Nach der langen Wanderung muss er ja wie ausgedörrt sein.«
    Orri, der das Feuer wieder entfacht hatte, winkte und schnappte sich einen Weinschlauch. Vali wurde übel, er hatte wieder den Geschmack von Disas rauchenden Kräutern in der Nase. Er wollte

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