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Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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von Erich Klinghammer waren wir uns schon früh einig gewesen: Wir wollten etwas dagegen unternehmen, dass in Deutschland immer mehr Wölfe illegal geschossen wurden. Wie dieses »Etwas« aussehen sollte, wussten wir allerdings noch nicht.
    »Ihr könntet eine deutsche Dependance von Wolf Park gründen«, hatte Erich vorgeschlagen. Das aber hätte bedeutet, dass wir ein weiteres Wolfsgehege errichten müssten, was wir nicht wollten. Wir wollten uns um wilde Wölfe kümmern.
    »Warum gründen wir nicht einen Verein?« Die Idee war geboren. Jetzt ging es an die Verwirklichung. 1991 gründeten wir die »Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e. V.«, deren Vorsitz Günther und ich zehn Jahre lang innehatten. In dieser Zeit wuchs der Verein auf über tausend Mitglieder. Die Menschen waren hungrig danach, etwas über Wölfe zu erfahren. Bisher gab es nur zwei Meinungen zum Wolf – das Rotkäppchensyndrom oder der Wolf als Heiliger. Wir wollten über die wahre Natur des Wolfes aufklären, und wir wollten aktiv etwas zum Schutz der Wölfe tun.
    Es begann eine sehr arbeitsintensive Zeit. Wir schrieben Zeitungsartikel und hielten Vorträge. Wir gaben Seminare zum Thema Wolf und flogen zu Konferenzen in die USA und nach Kanada, um uns weiterzubilden.
    Renommierte Wolfsforscher erklärten sich bereit, unsere |66| Arbeit als wissenschaftliche Berater zu unterstützen: Erik Zimen, Erich Klinghammer, Paul Paquet, Ray Coppinger.
    1993 begann der Verein ein dreijähriges Forschungsprojekt in der Niederen Tatra in der Slowakei. (Nach Deutschland war der Wolf offiziell noch nicht zurückgekehrt.) Unter der Leitung von Ray Coppinger und Paul Paquet starteten wir ein Herdenschutzhundeprojekt. In Wolf Park hatten wir gesehen, dass es funktioniert. Slowakische Schafs- und Ziegenhalter lernten, dass Hunde ein wirksamer Schutz gegen Wölfe sein können.
    Während Günther sich in dieser Zeit überwiegend im Forschungsgebiet aufhielt, organisierte ich in Deutschland eine Aufklärungskampagne über Wölfe.
    Wie bei jeder Vereinsarbeit nahmen im Laufe der Jahre die lästige Büroarbeit und der Papierkram immer mehr zu. Günther und ich schmissen den Verein auch nach zehn Jahren noch fast allein. Zwar wollte jeder »etwas mit Wölfen« tun. Das beschränkte sich jedoch nach der Vorstellung der meisten darauf, mit einer Radioantenne einem Wolf hinterherzulaufen. Mit alltäglichen Dingen des Vereinslebens wollte niemand etwas zu tun haben. Die Arbeitsbelastung wurde stärker und zeitintensiver, und wir kamen immer seltener dazu, das zu tun, was wir ursprünglich geplant hatten – im weitesten Sinne Wölfe zu schützen. Neben der (unbezahlten) Vereinsarbeit blieb so kaum noch Zeit für unsere eigentliche Arbeit.
    Ich hatte schon 1991 begonnen, für die Mitglieder des Vereins eine Zeitschrift herauszugeben, das »Wolf Magazin«. Anfangs waren es noch einige kopierte Seiten, die ich zusammenheftete und verschickte. Mit der Zeit entwickelte sich immer mehr eine kleine und anerkannte Fachzeitschrift daraus. Das bedeutete noch mehr unbezahlte Arbeit. Später gab ich das »Wolf Magazin« eigenständig in einem professionellen Verlag heraus.
    Die Mühe zahlte sich letztendlich aus. Günther und ich konnten durch unsere Arbeit im Verein einen unendlichen Wissensschatz anhäufen und wichtige Kontakte und Verbindungen |67| zu nationalen und internationalen Forschern und Vereinigungen knüpfen. Wir wurden schließlich in der wissenschaftlichen Wolfsszene als Experten für das Verhalten wilder Wölfe anerkannt. Als wir nach zehn Jahren unsere Tätigkeit in der »Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e. V.« niederlegten, hinterließen wir einen gesunden Wolfsschutz-Verein und eine solide Basis für die weitere Wolfsaufklärung in Deutschland.
     
    Unterdessen setzte ich alles daran, meinen Traum vom Leben unter wilden Wölfen weiter zu verwirklichen. Viele Menschen haben einen Traum. Ihn umzusetzen gelingt den wenigsten. Meine Existenzängste hatte ich schon längst über Bord geworfen. Die Künstlersozialkasse verschaffte mir dank niedriger Beiträge für Autoren und Journalisten ein Sicherheitspolster für den Fall, dass ich einmal krank werden würde. Meine Wohnung im Haus meiner Eltern und mein altes Auto hatte ich behalten. Zum Leben brauchte ich nicht viel. Hatte ich etwas Geld übrig, wanderte es in mein Sparschwein namens »Wolf«.
    Unterdessen bemühte ich mich, auf die kleinen Winke des Schicksals zu achten, die mich wieder ein Stück weiterbringen

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