Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen
Hunden. Befreundete Wolfwatcher dürfen umsonst in ihrem Blockhaus wohnen.
Laurie Lyman lebt mit ihrem Mann Dan ein Leben in zwei Welten. Die beiden ehemaligen Lehrer haben sich 2005 ebenfalls ein Haus in Silver Gate gekauft. In ihrem zweiten Heim in San Diego sind sie nur selten.
»Laurie ist eine der besten Wolfsbeobachterinnen der Welt«, lobt Rick. »Sie findet die Wölfe schneller als ich.«
Die kleine quirlige Achtundfünfzigjährige ist unsere geheime Heldin. Täglich schickt sie uns E-Mails mit den aktuellen Ereignissen des Tages. Selbst wenn sie sich in Kalifornien aufhält oder im Urlaub ist, verpassen wir nicht einen Tag das Wolfsgeschehen, weil andere für sie einspringen und die Beobachtungen an Laurie mailen, die sie dann wieder an uns weiterleitet. Es sind Menschen wie Laurie, die mit ihren Beobachtungen dazu beitragen, das große Gesamtbild des Wolfsverhaltens zu erfassen.
Brian Connolly, ein Buchautor aus Oregon, gehört ebenfalls zur Wolfsgemeinde. Er musste weinen, als er zum ersten Mal die Yellowstone-Wölfe sah. 1997 hörte er im Lamar Valley Wölfe heulen. Kurz darauf erschienen ein Wolf und drei Welpen auf einem Bergkamm, nur wenige hundert Meter entfernt. Die Welpen spielten miteinander. »Ich hatte das Gefühl, dass Amerika endlich einmal etwas richtig gemacht hat«, sagt der Autor, der kurz nach dieser Begegnung seinen Jugendroman »Wolftagebuch« schrieb. Seit dieser Zeit fährt Brian mit seinem Camper mehrmals im Jahr nach Yellowstone.
|80| Gerry Hogston kommt seit vielen Jahren aus Schottland ins Tal der Wölfe. Obwohl er eigentlich als Ingenieur schon längst in Rente sein sollte, wird er von seinem Arbeitgeber noch gebraucht und arbeitet in Teilzeit weiter.
»Mit dem Geld kann ich mir zwei Mal im Jahr einen längeren Aufenthalt in Yellowstone leisten«, sagt der ruhige Schotte, der von allen Wolfwatchern die größte Geduld hat.
Auch Thomas und Christine Stier aus Deutschland sind mit dem Wolfsvirus angesteckt. Die Bankangestellte und der Automechaniker nutzen ihren Jahresurlaub, um im Winter und im Frühjahr im Wolfsprojekt mitzuhelfen. Stolz melden sie sich über Funk mit ihrer Lieblingsnummer »39 G« – wobei »G« für Germany steht.
Viele andere helfen als Freiwillige im Park aus und sind gute Freunde geworden: Die Rentner Ray und Darlene arbeiten jeden Sommer als Campground Hosts auf dem Pebble Creek Campingplatz. Auf ihrem Wohnmobil prangt ein Aufkleber: »Wir verprassen das Erbe unserer Kinder.« Die beiden gehören zu den liebenswürdigsten und hilfsbereitesten Menschen, die ich kenne. Gemeinsam mit ihnen einen Abend am Lagerfeuer des Campingplatzes zu verbringen ist stets mit der Garantie verbunden, den aktuellsten Klatsch und Tratsch aus dem Nationalpark zu erfahren.
»Wusstest du, dass Rick eine Freundin hat?«, erfuhr ich so eines Tages.
»Nein! Rick?« Wie sollte ein Mann, der 365 Tage im Jahr Wölfe beobachtet, eine Freundin finden?
»Er hat ihr das Leben gerettet, als sie von einem Grizzly angegriffen wurde. Sie lebt in Arizona und kommt ein paarmal im Jahr hierher, um Rick zu treffen.« Das Leben schreibt die interessantesten Geschichten, und Ray und Darlene kennen sie alle.
John Kerr war einst ein bekannter Fernsehmoderator für PBS, das öffentliche Fernsehen. Im Winter lebt er in Jackson Hole, Wyoming. Im Sommer arbeitet er als Teilzeitranger für den Parkservice.
|81| »Ich bin hauptsächlich wegen der Wölfe hierhergekommen«, erzählt John und gibt seinen Fans, die den immer noch sehr attraktiven Moderator entdecken, gern ein Autogramm.
Die freiwilligen Helfer im Wolfsprojekt sind leicht an der Ausrüstung zu erkennen. Fast alle haben technisch aufgerüstet, mit Antennen auf dem Autodach, Funkgeräten und den besten Spektiven, die der Markt bietet. Nirgendwo sonst sieht man so viele Markengeräte von Leica, Swarovski oder Zeiss wie an der Straße durch das Lamar Valley.
Viele der Wolfsgroupies kommen stets zur gleichen Zeit und können so von Rick schon fest eingeplant werden. Nach ihrer Ankunft erhalten sie ein Funkgerät und eine Unit-Nummer zugeteilt. Dann stehen sie sich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, bei Temperaturen zwischen minus dreißig und plus dreißig Grad die Beine in den Bauch, beobachten die Wölfe und melden jede einzelne Bewegung an Rick. Die meisten von uns »Regelmäßigen« haben sich inzwischen ein eigenes Funkgerät gekauft und die Nummer ihrer Lieblingswölfe als Standard-Unit erhalten. Die Hinweise und Beobachtungen
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