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Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Pappbechern. |86| Am Wochenende hat der winzige Ski- und Schneeschuhverleih sein Geschäft für wenige Stunden geöffnet. Die junge, enthusiastische Bedienung braut einen grandiosen Cappuccino auf einer Maschine, die den Wert der kleinen Bretterbude bei weitem übertrifft. So weit zur winterlichen Gastronomie des Ortes. Im Sommer ergänzen noch zwei Souvenirläden das Wohn- und Einkaufserlebnis von Cooke City.
    Für Wolfsbeobachter, die die Stille lieben, ist Cooke City im Winter ein Gräuel. Im Gegensatz zu Silver Gate, wo Schneemobile verboten sind, treffen sich im nur fünf Meilen entfernten Cooke City die Anhänger dieser Sportart. Und so lag auch jetzt, als ich zur Soda Butte Lodge fuhr, um mir ein amerikanisches Frühstück zu gönnen, eine bläuliche Dunstglocke über dem Ort. Schneemobile standen mit laufenden Motoren vor den Restaurants, während ihre Fahrer frühstückten. Das Problem des CO 2 -Ausstoßes war in diesem Teil des Wilden Westens ein unbekannter Begriff. Neben mir am Tisch unterhielten sich ein paar Männer lautstark über die »gottverd… Kojoten«. Einer erzählte unter dem Beifall seiner Kumpels, wie er einen Kojoten mit dem Schneemobil gejagt und überfahren hatte.
    Mir blieb das Frühstück im Hals stecken. Ich zahlte und machte mich aus dem Staub. Zurück in die Einsamkeit, wo die Welt noch in Ordnung war.
     
    »To all Units. This is Unit One.«
    Rick meldete sich aus dem Lamar Valley und fragte nach den Beobachtungspositionen seiner fleißigen Helfer. Zeit, wieder auf Wolfssuche zu gehen.
    Ich hatte gerade Silver Gate hinter mir gelassen und näherte mich dem nordöstlichen Parkeingang, als mich eine Elchkuh zwang, zu bremsen. Mit ihrem einjährigen Kälbchen, das ihr dicht auf den Fersen folgte, überquerte sie auf langen Beinen staksend und ohne Eile die Straße. Auf der anderen Seite begann sie, genüsslich Tannennadeln von den Zweigen zu zupfen. Im Yellowstone-Nationalpark gibt es etwa zweihundert |87| Elche. In den Wintermonaten ziehen sie sich in höher gelegene Gebiete zurück. In den dichten Douglasienwäldern liegt weniger Schnee auf dem Boden. So können sie sich leichter fortbewegen und finden außerdem genügend Nahrung.
    Es war erstaunlich, wie geräuschlos sich das große Tier durch den Wald bewegen konnte. Irgendwie sehen diese Riesen immer ein wenig falsch proportioniert aus. Zwei Meter Schulterhöhe, lange Beine und eine sehr lange Nase. Dabei täuscht das friedliche und unbeholfene Aussehen. Elche können schneller laufen als ein Rennpferd. Besonders wenn sie Junge haben, ist mit ihnen nicht zu spaßen. Doch diese beiden hier wollten nur in Ruhe fressen. Sie ließen sich von meinem Auto nicht stören.
    Ich fuhr weiter ins Lamar Valley, um mich mit den anderen Wolfsbeobachtern zu treffen. Alle standen bei »Dorothy’s« zusammen, einer Parkbucht an einer erhöhten Stelle im Lamar Valley. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über das ganze Tal nach Osten. Die Spektive waren aufgestellt, aber niemand war auf seinem Beobachterposten. Alle unterhielten sich und tauschten Geschichten aus. Eine gute Gelegenheit, die mitgebrachte Schokolade zu verteilen.
    Ich kannte die Vorliebe der Amerikaner für deutsche Schokolade und schleppte bei jedem Besuch mehrere Dreihundert-Gramm-Tafeln mit. Die dienten uns allen in »Hungerzeiten« als Überlebensration. Unter großem Hallo machten zwei Tafeln die Runde. Auch Rick bekam seinen Anteil. Der Meister wurde übermütig, drehte seine Funkantenne in alle Richtungen und zeigte dann damit auf mich:
    »Ha, ein deutscher Alien.«
    Unser ausgelassenes Gelächter wurde unterbrochen.
    »Wölfe!«, rief jemand.
    Sofort stürzten alle an die Spektive.
    »Wo? Wo?«
    Sie waren unübersehbar. Vierzehn Wölfe der Slough-Gruppe tauchten aus dem Lamar Canyon auf und liefen nach Osten. Die vordersten verfolgten offensichtlich eine Spur. Sie hatten |88| die Nase am Boden und ließen sich durch nichts ablenken. Ich folgte ihnen so weit wie möglich mit dem Spektiv. Dann sprang ich in mein Auto und fuhr auf der Straße etwa auf gleicher Höhe mit den Wölfen, überholte sie und parkte erneut. Ich kannte ihre Wanderwege und wusste, in welche Richtung sie liefen. So konnte ich vor ihnen dort sein, ohne sie zu stören. Wieder packte ich die Ausrüstung aus und stellte sie auf. Jetzt drehten die Wölfe ab nach Süden und verschwanden schließlich in der Amethyst Drainage, einem kleinen Wäldchen, das dem Zickzack-Verlauf des Amethyst-Baches

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