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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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saß in meinem Wagen und dachte eine Weile nach, bevor ich auf Zees Frage nach den Beweismitteln antwortete. „Vertrauen Sie niemandem“, hatte Mandenauer gesagt. Und auch wenn ich es hasste, meine beste Freundin und meine Kollegen weiterhin anzulügen, blieb mir in diesem Moment nichts anderes übrig.
    „Jessie?“, drängte Zee.
    „Nein“, sagte ich und rollte dabei das Totem zwischen den Fingern. „Ich hab bisher nichts wiedergefunden.“
    Sie fluchte leise und selbst für ihre Verhältnisse ziemlich unflätig.
    „Jetzt krieg dich wieder ein. Es geht hier nicht um deinen Arsch.“
    „Ich weiß. Ich hab es bloß satt, mir sein Gemecker anzuhören. Es steht mir bis oben.“
    Ich verbrachte den Rest der Nacht damit, durch die Stadt zu fahren, über den Highway, durch die Wälder. Ich kehrte sogar zu Cadottes Haus zurück, aber er war nicht da. Das beunruhigte mich mehr als alles andere. Wo zur Hölle war er mitten in der Nacht hingegangen?
    Als der Morgen anbrach, fuhr ich wieder zur Klinik und holte Mandenauer ab. Er war noch immer müde, würde aber wieder in Ordnung kommen.
    „Ruhen Sie sich ein wenig aus, Jessie.“ Er streckte sich auf dem uralten, fleckigen Sofa seines Bungalows aus. „Heute Nacht werden wir verlieren oder gewinnen.“
    „Aber wie können sie das Ritual ohne das Totem durchführen? Haben wir nicht schon gewonnen?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht finden sie ein anderes Totem.“
    „Wie?“
    „Wenn ich das wüsste, könnte ich es verhindern. Es ist mir ein Rätsel, wie sie überhaupt an das erste gelangt sind.“
    „Na toll“, murmelte ich.
    „Da Blaue Monde in der Regel sehr selten sind, bezweifle ich, dass, wer auch immer hinter all dem steckt, sich von etwas so Geringem wie einem fehlenden Fetisch von seinem Plan abbringen lassen wird.“
    Ich zog das Totem unter meinem Hemd hervor. „Vielleicht sollten wir es zerstören?“
    Er hob eine Braue. „Vielleicht sollten wir das.“
    „Haben Sie einen Hammer?“
    „In der Küche.“
    Nachdem ich das Werkzeug gefunden hatte, kam ich zurück. Ich legte das Totem auf den Boden, hob den Hammer und schlug so fest zu, wie ich konnte. Der Rückstoß lähmte fast meinen Arm. Ich musterte den Stein.
    Er war völlig unversehrt.
    „Das ist unmöglich“, murmelte ich.
    Mandenauer seufzte. „Unmöglicher als Menschen, die zu Wölfen werden?“
    Punkt für ihn. „Und was jetzt?“
    „Feuer bringt Stein nicht zum Schmelze n – oder zumindest kein Feuer, wie wir es entfachen könnten.“
    „Ich könnte es in den See werfen.“
    „Das könnten Sie. Aber ich habe gesehen, wie mystische Gegenstände sofort wieder an die Oberfläche kamen. Was, wenn derjenige, der das Totem am meisten begehrt, es findet?“
    „Ich könnte das Ding vergraben.“
    „Was, wenn es wie ein Zombie wieder aus der Erde springt?“
    „Zombie? Ist das Ihr Ernst?“
    „Sie wären verblüfft, wenn Sie wüssten, was ich schon alles gesehen habe.“ Er schüttelte den Kopf. „Vielleicht gelingt es Elise,­ einenWegzufinden,wiewirdasTotemgegensieeinsetzenkön­nen. Dann würden wir es brauchen, meinen Sie nicht?“
    Mit einem Schulterzucken ließ ich das Totem wieder in mein Hemd gleiten. Dass es nicht möglich sein sollte, das Ding zu zerstören, jagte mir mehr Angst ein, als ich mir eingestehen wollte.
    Woraus war das Totem gemacht? Mondgestein? War es im Höllenfeuer geschmiedet worden? Ich wollte es nicht wissen.
    DerAnhängerbewegtesichzwischenmeinenBrüsten.Icher­schauderte, dann klatschte ich mit der Hand darauf. „Hör auf“, murmelte ich.
    Mandenauer räusperte sich. Ich errötete. Ich hatte eine gewal­tigeEntwicklungdurchgemachtvonmeinerfrüherenWeigerung, irgendwas zu glauben, das ich nicht sehen, hören oder berühren konnte, bis hierher; jetzt redete ich mit Steinen und gestand Wölfen meine Liebe.
    „Brauchen Sie Hilfe beim Zubettgehen?“, fragte ich.
    „Nicht mehr seit meinem zweiten Lebensjahr.“ Er stand auf, schwankte und sah mich finster an, als ich nach seinem Ellbogen greifen wollte.
    Ich hob die Hände in einer Geste der Kapitulation. „Fallen Sie aufs Gesicht. Was kümmert’s mich?“
    „Ach, Jessie, Sie sind so gut zu mir.“
    Als ich ging, lag er im Bett, zusammen mit einem leistungsstarken Gewehr und einem Lasersuche r – mehr Action bekam er in seinem Alter nicht mehr.

34
    Ich selbst schlief neben einer Pistole und einem Gewehr. Bei der Geschwindigkeit, mit der ich vorging, würde ich demnächst vermutlich auch erheblich

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