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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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viel. Ich steuerte mit dem Jungen auf die Tür zu und überließ Clyde sich selbst, damit er sein Chaos zur Abwechslung mal eigenhändig beseitigte. Er warf einen kurzen Blick auf mein Gesicht und versuchte dann nicht, mich aufzuhalten.
    Die Rettungssanitäter warteten im Korridor. Ich übergab ihnen den Jungen. „Dies ist der einzige Verletzte, von dem wir wissen. Die anderen sind tot.“
    EinederSanitäterinnenantwortetemiteinemkurzen,kompetentenNicken,dannbegannsie,ihnzuuntersuchen.„Wieheißter?“
    „Keine Ahnung. Er war bewusstlos, als ich hier ankam. Möglicherweise ist er noch nicht mal verletzt. Das Blut ist nicht von ihm, genauso wenig wi e … “ Ich brach ab. Es war unnötig, im Detail zu erwähnen, was sonst noch nicht von ihm stammte.
    „In Ordnung“, sagte sie. „Wir kümmern uns um ihn.“
    SieeiltenmitihminRichtungeinesmirunbekanntenZielortsdavon,undobwohlesmirwiderstrebte,kehrteichindasKlassen­zimmer zurück.
    Clyde hatte alles unter Kontrolle. Er mochte wie ein Trottel aussehen, aber er war keiner. Das war auch der Grund, warum er sich schon seit dreißig Jahren als Sheriff von Miniwa hielt. Die Indianer vertrauten ihm, und die weiße Bevölkerung betrachtete ihn als ihren Quoten-Ureinwohner. Dass er schlau war wie ein FuchsundeskeineinzigesungesühntesVerbrecheninseinerBi­lanz gab, schadete auch nicht.
    Er bewachte den Tatort, um sämtliche Spuren zu schützen, bis die Spurensicherung und der Gerichtsmediziner eintrafen. Da Miniwa eine solch winzige Gemeide war, teilten wir uns beides mit Clearwater und mehreren anderen kleinen Städten.
    Als ich den Raum betrat, blickte Clyde auf, dann wölbte er eine dunkle, buschige Braue. „Verrat mir eins. Wie kommt’s, dass ich ausgerechnet die kleine Jessie inmitten dieser großen, üblen Schweinerei antreffe?“
    Nur ein Mann von Clydes Körpergröße könnte mich als klein bezeichnen. Schon allein deshalb würde ich ihn mögen, wenn ich zu so was fähig wäre.
    „Ich habe einen Fall weiterverfolgt.“
    Er runzelte die Stirn. „Was für einen Fall?“
    Da er gerade erst mit seiner Schicht begonnen und ich meine gerade erst beendet hatte, konnte Clyde meinen Bericht noch nicht gelesen haben, selbst wenn ich einen geschrieben hätte.
    „Minderschwerer Autounfall. Miss Larson hat einen Wolf angefahren.“
    „Wer?“
    Ich wedelte mit der Hand in Richtung Leiche Nummer zwei.
    „Oh. Und weiter?“
    Ich erklärte ihm rasch die Details. Rums. Der Wolf geht zu Boden. Beißt sie in die Hand; ich jage ihn durch den Wald, keine Spur von dem Tier. Miss Larson lehnt die Tollwutspritze ab, mit bösen Folgen. Den Teil mit dem nackten Indianer ließ ich aus. Das würde Clyde nicht interessieren.
    „Hm“, murmelte er. „Ein gefundenes Fressen für die Presse.“
    Ich stöhnte. Kleinstadtbewohner taten nichts lieber, als zu tratschen. Die Ereignisse der letzten zwölf Stunden würden ein großes Medienspektakel und vermutlich ein ernstes Problem nach sich ziehen. Es würden sich Scharfschützen in den Wäldern herumtreiben, die nach einem tollwütigen Wolf suchte n – verdammt sollten die Vorschriften des DNR sein. Wir würden es mit panischen Bürgern zu tun bekommen, die auf streunende Hunde schossen, vielleicht sogar auf streunende Menschen.
    „Genau.“ Clyde spuckte einen braunen Strahl in einen nahe stehenden Mülleimer. Hatte ihn noch niemand über die Torturen von Zungenkrebs aufgeklärt? „Vielleicht solltest du die Geschichte mit dem Wolf besser für dich behalten, hm?“
    „Abe r … “
    „Kein Aber. Du weißt, was passieren wird. Sobald wir uns um den Wolf gekümmert haben, werden wir die Wahrheit bekannt geben. Wo ist der Unterschied?“
    Er hatte recht. Allerding s …
    „Ich muss mit Brad und Zee reden“, sagte ich. „Aber sie sollten kein Problem sein.“
    Clyde grunzte. „Gut. Mach das.“
    „Da gibt es auch noch den Arzt in der Klini k … “
    „Ich spreche mit ihm.“
    „Okay.“ Unsicher blieb ich vor ihm stehen. Ich wollte Clyde eine Frage stellen, wusste aber nicht genau, wie.
    „Du musst erledigt sein, Jessie. Geh heim. Schlaf dich aus. Ich kümmere mich um das hier.“
    „Nicht mehr viel übrig, um das man sich kümmern könnte“, murmelte ich, die Augen auf die Leichen gerichtet.
    Ich spürte, dass er mich durchdringend ansah. „Du willst mir noch etwas sagen? Dann spuck’s aus.“
    Er wusste ebenso gut wie ich, dass ich nicht gehen konnte, bevor Verstärkung eintraf. Clyde hatte soeben eine Zivilistin

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