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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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erschossen. Es gab Vorschriften, die einzuhalten waren und zu denen nicht zuletzt gehörte, dass ich ihm die Waffe abnehmen und eine Zeugenaussage machen musste. Ich hätte ihn eigentlich gar nicht allein in dem Klassenzimmer lassen dürfen, aber welche Wahl hatte ich gehabt, mit einem bewusstlosen Kind auf dem Arm?
    Aber Clyde war ein guter Cop. Er hatte seine Waffe bereits in einem Plastikbeutel gesichert. Sie lag nun auf einem der Schreibtische.
    „Jessie?“, forderte er mich wieder auf.
    Ich zögerte noch immer. Clyde war schon Sheriff gewesen, bevor ich überhaupt geboren wurde; wer war ich, dass ich seine Methoden in Frage stellte? Trotzdem konnte ich nicht einfach heimgehen und schlafen, ohne es angesprochen zu haben. Meine Neugier ließ das nicht zu.
    „MusstestduunbedingtaufihrenKopfzielen,Clyde?Ichmei­n e … “ Ich zuckte die Achseln und breitete meine Hände aus. „Hätte ein Bein nicht genügt?“
    „Ich habe Verbrecher gesehen, die mit Kugeln im Bein, im Bauch, in der Brust oder im Rücken angegriffen haben. Aber mir ist nie einer untergekommen, der wieder aufgestanden ist, nachdem ich ihm eine zwischen die Augen verpasst habe.“
    „Abe r … “
    „SiewareineblutrünstigeIrre.SiehattebereitseinenManngetötet,undsiehatteeinKindinihrerGewalt.WürdestdugernmitderMutterdiesesJungenüberKopfoderBeindiskutieren?“
    „Nein.“
    „Das habe ich auch nicht angenommen.“
    Clyde starrte mich einen Moment lang an, als würde er Maß an mir nehmen. Aber bevor er noch etwas hinzufügen konnte, trafen die Spurensicherung und zwei unserer Beamten ein und machten sich an die Arbeit. Ich gab meine Aussage zu Protokoll und durfte gehen.
    Der Gerichtsmediziner war noch nicht da, um die Opfer für tot zu erklären. Das war nichts Neues. Dr. Prescott Bozeman war die größte Niete, die es gab.
    Ich sah zu Clyde, der mir knapp zunickte. „Wir wissen, wo wir dich finden, falls wir dich brauchen, Jessie McQuade.“
    Während der ganzen Heimfahrt überlegte ich, warum seine Worte wie eine Drohung geklungen hatten, obwohl ich doch wuss­te, dass sie keine waren.
    Ich schaffte es, ein paar Stunden zu schlafen, aber irgendetwas in meinem Unterbewusstsein nagte an mir.
    Ein Wirrwarr von Erinnerungen mischte sich in meine Träum e – Gespräche, medizinischer Jargon, ein schaukelnder goldener Ohrring und ein Wolfstotem.
    IcherwachtevonderNachmittagssonne,dieheißaufmeinBettbrannte.Ichhattenichtdarangedacht,dieschwerenVorhängezuzuziehen,dieichgekaufthatte,umtagsüberschlafenundanschließenddieNachtdurcharbeitenzukönnen.Ichmusstesoerschöpftgewesensein,dassicheseinfachvergessenhatte,soerschöpft,dassichdenhellstenTeildesTagesverschlafenhatte.
    Aber jetzt war ich wach, und in meinem Kopf pochte unaufhörlich eine Frage, so wie hinter meinen Augen ein beharrlicher Schmerz pochte.
    Was war falsch an dem Szenario?
    IchschlepptemichindieKüche,schaltetedieKaffeemaschine ein, schob meine Tasse auf die heiße Platte, bis sie voll war, dann knallte ich die Kanne wieder an ihren Platz.
    Das Totem beunruhigte mich. Wenn es schon auf der Straße gelegen hatte, bevor Karen mit den Wolf kollidierte, hätte es in­zwischen Staub sein müssen. Falls sie es getragen hatte, warum hatte ich es dann so weit von dem Auto entfernt gefunden?
    Die einzige andere Erklärung wäre, dass der Wolf das Lederband getragen hatte, aber es fiel mir schwer, das zu glauben.
    Ich zerrte die Notizen heraus, die ich mir gemacht hatte, während ich darauf wartete, dass der Doktor Zeit für mich fand. Dort stand es schwarz auf weiß. Karen hatte gesagt, dass der Wolf nach etwas auf der Jagd gewesen sei.
    Ich tippte auf einen Hasen, aber auch die trugen keinen Halsschmuck.
    Obwohl ich davon überzeugt war, dass sich das Totem als unwichtig entpuppen würde, beunruhigte mich seine Anwesenheit am Unfallort dennoch. Ich beschloss herauszufinden, was das Ding bedeutete und wer es getragen haben könnte.
    Ich schenkte mir noch einen Kaffee ein und nahm die Tasse mit in die Dusche. Eine der Annehmlichkeiten des Allein­leben s – ich konnte so ziemlich alles tun, was und wann ich wollte, und niemand konnte etwas dagegen sagen.
    Nicht dass das je jemand getan hätte. Klar, meine Mutter war unzufrieden mit mir gewesen. Ich hatte das schon gewusst, bevor sie um meinen neunzehnten Geburtstag herum in eine größere Stadt umgezogen war. Aber sie wäre niemals so unhöflich gewesen, an mir herumzunörgeln oder mich anzumeckern, weshalb ich mich wunderte, dass mein

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