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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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man sagte mir, Sie seien ein Experte auf diesem Gebiet.“
    „Auf welchem genau? Ich habe mehrere und sehr unterschiedliche Interessen.“
    Um seine Lippen zuckte es. Ich ignorierte die Anspielung. Ich war noch nie gut im Flirten gewesen. Was für eine Über­raschung.
    Stattdessen zog ich das Totem aus meiner Tasche, dann streckte ich ihm meine Handfläche entgegen. Der winzige Wolf lag in ihrer Mitte.
    Bevor ich auch nur eine einzige Frage stellen konnte, schnappte er sich den Stein, hastete um seinen Schreibtisch herum und knipste im Vorbeigehen die Lampe an.
    „Hey! Das ist ein Beweisstück.“
    Seine Antwort war ein Grunzen. Er stellte die Lampe so ein, dass ihr Schein direkt auf das Totem fiel, dann zog er blinzelnd und vor sich hinmurmelnd seine Brille hervor.
    „Was ist es?“
    „Psch!“
    So viel zu unserem charmanten Flirt. Cadotte ignorierte mich vollkommen, während er auf den geschnitzten Wolf hinunterstarrte und sich dabei auf einem Zettel Notizen machte, den er wahllos aus etwas herausgerissen hatte, das eine Studentenarbeit zu sein schien.
    Ich setzte mich auf den einzigen Stuhl, auf dem sich keine Bücher türmten, und wartete. Während ich das tat, beobachtete ich ihn. Ich konnte nicht anders.
    ErwarnichtgekleidetwieirgendeinProfessor,denichjegekannthätte.AllerdingshatteichdieBerufsfachschuleinMadisonbesucht.WährenddieStadtzumindestnachdeninWisconsingeltendenMaßstäbendenRufbesaß,eineBrutstättederAnarchiezusein,warenmeineLehrerimFachbereichPolizeitechnikzutiefstbiedergewesen.KeinervonihnenhättejemalseinverschlissenesBaumwollhemdundschongarkeineabgetragenenJeansangezogen.EinOhrringwärevölligindiskutabelge­wesen.
    Natürlich drängte sich mir beim Anblick seiner Jeans die Frage auf, ob er irgendwas darunter trug. Nur weil er seine Shorts ohne Unterwäsche angezogen hatte, hieß das nicht, dass er auch während der Arbeit keine trug. Ich überlegte, wie es wohl wäre, in seinem Seminar zu sitzen und seinen Vorträgen zu lauschen, in dem Wissen, dass er unter seiner Jeans nackt war. Ich rutschte unruhig auf dem Stuhl herum und zwang meine Gedanken weg von letzter Nacht.
    Es vergingen etwa fünfzehn Minuten, bis er hochsah, blinzelte, als hätte er vergessen, dass ich da war, versuchte, sich die Augen zu reiben, seine Knöchel dabei auf die Brille stießen und er sie abnahm.
    Warum fand ich dieses Verhalten eines zerstreuten Professors nur so anziehend?
    „Nun?“, fragte ich.
    „Woher haben Sie das?“
    „Ich dachte, ich stelle hier die Fragen.“
    „Ich kann Ihre nicht beantworten, solange Sie nicht ein paar von meinen beantwortet haben.“
    „Na schön. Auf der Mittellinie des Highway 199.“
    Er runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht.“
    „Damitsindwirschonzuzweit.DieserUnfallletzteNach t … “
    „Der mit dem Wolf?“
    „Genau der.“
    Der Ausdruck seiner Augen veränderte sich innerhalb einer Sekunde von neugierig zu distanziert. Ich vermutete, dass er tief in Gedanken versunken war, deshalb riss ich mich zusammen, solange ich konnte. Was natürlich nicht allzu lange war. Ich habe nie behauptet, ein geduldiger Mensch zu sein.
    „Professor Cadotte?“
    Meine Stimme holte ihn von dort zurück, wo auch immer er hingegangen war. „Hmm?“
    „Können Sie mir sagen, was das ist? Wer hätte dieses Ding fal­len lassen können? Haben Sie irgendeine Idee, warum es mit­ten auf dem Highway lag?“
    „Ja. Vielleicht. Und gleichzeitig auch nicht.“
    Tja, das hatte ich nun davon, zu viele unpräzise Fragen gestellt zu haben. Ich versuchte es noch mal. „Was ist es?“
    „Ein Totem. Oder ein dodaim, in der Sprache der Ojibwa.“
    „Das wusste ich schon. Aber es ist anders als die, die ich in der Stadt gesehen habe.“
    „Diese Amulette, die sie für zwei Dollar im T-Shirt-Laden verkaufen?“ Ich nickte, und er zog eine Grimasse. „Eine Verschwendung von schlechtem Plastik. Was wir hier haben, ist ein Wolfsclan-Totem der Ojibwa. Wer auch immer es verloren hat, versucht vermutlich verzweifelt, es zurückzubekommen.“
    „Warum?“
    „Es bedeutet Schutz der Familie, spirituelle Kraft, Magie.“
    „Okkulter Hokuspokus“, murmelte ich. Ich hasste okkulten Hokuspokus.
    Sein Blick war schnell und abschätzend. „Sie sagen das, als ob Sie nicht daran glaubten.“
    „An magische Steine und wölfische Schutzgeister? Da haben Sie ganz recht.“
    „Ich schätze, Sie glauben nur an das, was Sie sehen, hören und berühren können.“
    „Was könnte es da sonst noch

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