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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ließ es zwischen meinen Fingern kreisen. Warum waren bloß alle dermaßen besorgt wegen dieses Dings? Es war ein geschnitzter Wolf, nicht mehr und nicht weniger. Interessant, aber nicht weltbewegen d – ganz egal, was Cadotte glaubte.
    „Jessie!“, donnerte Clyde. „Wo ist das Totem?“
    Mir gefiel sein Tonfall nicht. Dabei stellten sich die Härchen in meinem Nacken auf. Ich hatte im Lauf der Jahre gelernt, auf sie zu hören. Sie kündigten stets Ärger an.
    Andererseits hatten sie sich auch immer wieder aufgestellt, seit William Cadotte in mein Leben getreten war. Vielleicht konnte ich mich deshalb jetzt nicht mehr auf sie verlassen. Aber das glaubte ich nicht.
    Ich schloss die Hand um den winzigen Wolf. „Ich habe das Totem wieder.“
    „Gut.“
    Klang sein Seufzer ein bisschen zu erleichtert? Wann hatte ich aufgehört, Clyde zu vertrauen? Ich wusste es nicht genau.
    „Aber es ist nicht in der Asservatenkammer.“
    „Warum nicht, verdammt noch mal?“
    Nun, er musste es irgendwann erfahren. Besser jetzt, solange er auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt war. „Weil jemand in die Kammer eingebrochen ist und seitdem alles, was mit dem Karen-Larson-Unfall zu tun hat, verschwunden ist.“
    „Alles?“
    Ich holte tief Luft, dann tat ich etwas, das ich nie zuvor getan hatte. Ich belog meinen Boss. „Alles.“
    Vielleichtwürdeichesspäterbereuen,aberdasglaubteichnicht.IchöffnetedieHandundstarrtedenseltsamenkleinenWol f – erwarnichtgrößeralsmeinDaumennage l – an,derinmeinerHandflächelag.ZuvieleMenscheninteressiertensichvielzusehrfürdiesesTotem.BisichdenGrundherausfand,wäreesvielleichtbesser,wennsieglaubten,dassesverschwundenwar.
    Während ich zuhörte, wie Clyde tobte und raste, stöberte ich auf Cadottes Schreibtisch herum, bis ich fand, wonach ich suchte. Eine dünne Schnur, die vermutlich dazu benutzt wurde, Bücher oder Papiere zusammenzubinden, und die perfekt durch das winzige Loch am oberen Teil des Wolfs passte.
    Es fiel mir noch immer schwer zu glauben, dass jemand so versessen auf dieses bisschen Stein sein sollte. Aber da die anderen Spuren verschwunden waren, würde ich dafür sorgen, dass dieser hier nicht dasselbe widerfuhr. Ich würde den Wolf am sichersten Ort aufbewahren, der mir einfie l – an meinem Körper.
    Einen Knoten später hängte ich mir das Totem um den Hals und ließ es unter meiner Bluse verschwinden. Es glitt in die Kuhle zwischen meinen Brüsten, und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich geschworen, dass es sich an mich schmiegte und einschlummerte.
    Was auch ich tat, sobald ich zu Hause ankam. Ich hätte auf die Wache fahren und einen Bericht über den Einbruch in Cadottes Büro sowie die verschwundenen Beweismittel schreiben sollen. Aber da ich momentan keine Lust hatte, Clyde von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, schaltete ich mein Funkgerät, mein Handy und mein Telefon aus, dann schlüpfte ich zwischen die kühlen, einladenden Laken meines Betts.
    Ich schlief ein und träumte. Von Wölfen mit menschlichen Augen. Von Menschen, die ich kannte und die in meinem Traum die Augen von Wölfen hatte n – Cadotte, Clyde, Brad, Mandenau­er, sogar Zee.
    Jemand jagte mich durch den Wald. Ich war nackt, was erklärte, warum ich solche Angst hatte. Es gab nichts, woran ich eine Waffe hätte befestigen können.
    Und was auch immer mich verfolgte, klang groß, gemein und einer Schusswaffe würdig. Äste knackten; dürre Zweige barsten; schwere Tritte folgten mir. Aber es waren mehr als zwei Füße. Zwei Menschen? Oder eher vier Pfoten?
    Ich hatte Seitenstechen. Ich hatte durch den Mund geatmet, weil meine Angst mich alles hatte vergessen lassen, was ich über Ausdauer wusste. Ich hasste es in meinem Traum ebenso sehr, Angst zu haben, wie in der Wirklichkeit.
    Ich sah hinter mich. Immer ein Fehler. Etwas Großes, Schwarzes und Pelziges war hinter mir her. Ich wusste, was es war.
    Ich stolperte über einen Ast und fiel hart zu Boden. Ich konnte nicht atmen. Ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Dann plötzlich strömte die Luft in meine Lungen zurück. Ich saugte sie gierig ein.
    Etwas stürzte sich auf mich. Ich drehte mich um und vergrub meine Hände in dichtem Fell. Meine Finger verhedderten sich in einem Lederband, und ein Wolfstotem baumelte vor meinem Gesicht, hing um die Kehle des Wolfs.
    Das riesige Tier mit den menschlichen Augen ging auf meine Keh­le los, aber anstatt mich zu beißen, leckte er über mein Schlüs­selbein, dann bewegte er sich tiefer und

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