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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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von der Brise in den Bäumen gestört wurde, und dan n …
    Ein vielstimmiges Heulen zerriss die Nacht. Ich zuckte keuchend zusammen. Es klang, als ob sie direkt hinter uns wären. Ich wirbelte herum, aber da war nichts.
    Das Rascheln von Blättern unter Stiefeln lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Gefährten. Er war auf dem Weg zur Höhle.
    Ich bemühte mich, ihn einzuholen, und erreichte ihn gerade rechtzeitig, sodass wir Seite an Seite eintreten konnten. Er förderte meine Taschenlampe zutag e – ich schätze, ich hatte vergessen, sie zurückzuverlange n – und leuchtete ins Innere.
    Die Nachtluft fühlte sich an meiner eiskalten Haut heiß an. „Was ist dies für ein Ort?“, murmelte ich.
    „Sie haben immer ein Lager. Immer.“
    Die Höhle war feuchtkalt, wie Höhlen nun mal sind, aber das war nicht der Grund, warum ich fröstelte.
    Es lag auch nicht an den Knochenhaufen, die sich in sämtlichen Ecken türmten. Wir befanden uns schließlich in einem Wolfslager. Nein, was mich aus der Fassung brachte, waren die Kleiderfetzen, der einzelne Schuh, der funkelnde Ohrring unter dem bestürzenden Weiß eines Rippenbogens.
    Eine Woge der Übelkeit erfasste mich, und ich drehte mich weg. „Wölfe tun so etwas nicht“, sagte ich.
    „Diese Wölfe schon.“
    Ein unnatürliches Klappern ließ mich herumfahren. Mandenauer stocherte in einem der Knochenhaufen herum. Seine Stiefel schlurften über den Boden, als er sich durch die Höhle bewegte.
    „Wonach suchen Sie?“
    „Nach einer Spur.“
    „Was für eine Spur? Wir sprechen von Tieren.“
    „Sie wären überrascht, was Tiere wie diese hier alles hinterlassen.“
    „Nach dem hier wird mich nicht mehr viel überraschen.“
    Wieder mal hätte ich mich nicht gründlicher irren können.
    Vor der Höhle ertönte ein Heulen, das so laut war, dass wir ­beide zusammenzuckten und zum Eingang herumfuhren. Mandenauer schaltete die Taschenlampe aus, aber es war zu spät. Wir saßen in der Falle.
    Ich hob mein Gewehr. Dieses Mal stoppte er mich nicht. Das besorgten die Schatten vor der Öffnung.
    Das Mondlicht beleuchtete den Höhleneingang, und die Silhouette eines Mannes wurde sichtbar.
    IchsenktedasGewehrundwollteihmgeradeetwaszurufen,alsMandenauermirdieHandvordenMundschlug.ErschütteltedenKopf,undseinGesichtsausdruckwarsoseltsa m – zugleichenTeilenzornig,angewidertundfaszinier t – ,dassichmichnichtwehrte. Dann konnte ich nur noch wie erstarrt hinsehen.
    Zuerst dachte ich, dass der Mann sich nach unten beugte, um seine Zehen zu berühren. Freiübungen im Wald. Klang wie etwas, das Cadotte tun würde.
    Aber er kehrte nicht mehr in eine aufrechte Position zurück. Stattdessen blieb der Schatten vornübergebeugt, während er sich verwandelte.
    Zunächst war es die Silhouette eines Mannes, der seine Zehen berührte. Im nächsten Moment kauerte dieses Wesen auf allen vieren und hielt dabei den Kopf so tief, dass ich ihn nicht sehen konnte.
    Der Schatten kräuselte sich. Die Geräusche knackender Knochen und kratzender Nägel erfüllten die Höhle, durchsetzt von einer Reihe grunzender, stöhnender Laute, die ich mit tollem Sex assoziiert hätte, wäre ich nicht Zeuge geworden, was stattdessen passierte.
    Von einem Moment zum nächsten wurde der Mann zum Wolf. Er legte den Kopf in den Nacken und heulte. Andere antworteten, dann war er verschwunden.
    Irgendwann während der Vorstellung hatte Mandenauer seine Hand von meinem Mund genommen. Ich hätte keinen Ton rausgebracht, selbst wenn er mich mit einem Stock gepiekt hätte. Ich konnte nicht länger stehen, deshalb setzte ich mich auf den Boden und legte den Kopf zwischen die Knie. Mandenauer ließ mich da sitzen, während er seine Spurensuche fortsetzte.
    Ich bin mir nicht sicher, wie lange meine Gedanken umherwirbelten und meine Stimme mir den Dienst versagte. Ich schrak zusammen und schrie auf, als Mandenauer mir auf den Rücken klopfte.
    „Wir müssen gehen, Jessie.“
    Ich hob den Kopf. „Wa-was war das?“
    Seine wässrigen blauen Augen begegneten meinen. „Sie wissen, was das war.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich das wissen?“
    Er zog mich auf die Füß e – niemals hätte ich ohne Hilfe aufstehen könne n – , dann tippte er sich an die Stirn. „Ignorieren Sie, was Sie wissen.“ Sein Finger glitt zu seiner Brust und tippte nun dorthin. „Glauben Sie, was Sie fühlen.“
    „Sie hören sich an wie Cadotte.“
    „Ihr Freund?“
    „Er ist nicht mein Freund.“
    „Dann also Ihr

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