Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
Selbstbedienungsbuffet an Munition.
Ich glaubte nicht an prophetische Träume. Ich glaubte nicht an Werwölfe. Trotzdem war ich immer gern vorbereitet, und was konnte das Silber schon schaden? Hoffentlich nur den Wölfen.
Ich öffnete die Tür und trat zu Mandenauer auf den Flur. Er warf einen kurzen Blick auf mein Gesicht und bewahrte Schweigen. Kluger Mann.
Die Straßen waren menschenleer. Wer außer Touristen würde um diese Uhrzeit schon einen Schaufensterbummel machen? Ich hoffte bloß, dass die Drohung des DNR die Wälder leer gefegt hatte. Ganz sicher wollte ich den morgigen Tag nicht damit verbringen, weitere Berichte über versehentliche Schussverletzungen zu schreiben.
WirnahmenMandenauersCadillac-Leichenwagen.Nachmeinem Traum brachte mich die Vorstellung, dort einzusteigen, fast dazu, auf meinem Crown Victoria zu bestehen. Aber da ich es noch mehr hasste, Angst zu haben, als ich es hasste, mich zu irren, zwang ich mich, auf den Beifahrersitz zu klettern. Nicht dass ich es versäumt hätte, den Fond auf mögliche Leichen zu überprüfen. Aber da waren keine.
Er fuhr aus der Stadt, allerdings nicht zum Highway 199 und damit zu der Stelle, wo wir den schwarzen Wolf zuerst gesichtet hatten, sondern in die Richtung, die vom Haus der Gerards und dem Wolfs-Scheiterhaufen der Vornacht wegführte.
„Wohin fahren wir?“
„Nach Norden.“
Ich knirschte mit den Zähnen, schaffte es aber trotzdem, meine nächste Frage nicht zu fauchen. „Irgendein spezieller Grund?“
„Wir sind dort noch nicht gewesen.“
Ichschätze,daswareinebensoeinleuchtendesMotivwiejedes andere.
Er bog auf eine Schotterpiste ab, und der Cadillac geriet ins Schlingern. Zum Glück hatte es in letzter Zeit nicht viel geregnet, sonst hätten wir einen Geländewagen gebraucht, um unser Ziel, wo immer es auch liegen mochte, zu erreichen.
Die Straße wurde beidseitig von hohen Pinien gesäumt. Ich fragte mich, wie Mandenauer sie gefunden hatte, beziehungsweise ob er einfach irgendeine x-beliebige herausgepickt hatte und auf sie abgebogen war. Ich überlegte, ob ich ihn fragen sollte, aber was spielte es schon für eine Rolle?
Die Schotterstraße endete abrupt, wir hielten an und stiegen aus. Dicht stehende Bäume umringten uns von drei Seiten. Es gab zwischen ihnen kaum genügend Platz, dass sich ein Waschbär hätte hindurchzwängen können. Wie wir das also schaffen sollten, wusste ich nicht.
Trotzdem folgte ich Mandenauer tiefer in den Wald hinein. Er verfügte über einen sechsten Sinn, was das Finden einer Route betraf. Obwohl es keinen Pfad gab, kamen wir gut voran. Wir schienen stundenlang zu laufen, aber als er dann schließlich stehen blieb, war es noch immer nicht dunkel.
Wir standen an der Südseite einer farnbedeckten Anhöhe. Mandenauer schob sich bäuchlings zur Spitze hinauf. Er winkte mir, und ich folgte seinem Beispiel. Die Farne wisperten, als ich mich zwischen ihnen hindurchschlängelte. Weiche, spinnenzarte Blätter strichen über meine Wangen und kitzelten meinen Hals. Der Duft frischen Grüns und feuchter Erde umfing mich wie Nebelschwaden.
Ich spähte über die Anhöhe und runzelte die Stirn. Etwa hundert Meter entfernt befand sich ein Höhleneingang.
Hier in der Gegend gab es nicht besonders viele Höhlen. Weiter westlich, in Richtung La Crosse schon eher. Aber im tiefen Wald? Ich hatte noch nie eine gesehe n – bis heute.
„Was ist das?“, flüsterte ich.
„Ich habe sie entdeckt, während die anderen letzte Nacht im Wald Amok gelaufen sind. Sie wundern sich, warum keine Wölfe erschossen wurden?“
„Die Frage ging mir durch den Kopf.“
Er lächelte. „Hier ist Ihre Antwort.“
Die nächtliche Dunkelheit tastete sich mit langen, dünnen Fingern heran, die durch die Bäume glitten, über den Boden krochen und sich vor den Eingang der Höhle legten. Der Mond und die Sterne leuchteten am Himmel, als plötzlich wolfsartige Schatten hervorkamen.
Eins, zwe i … fünf, sech s … elf, zwölf.
Leise fluchend tastete ich nach meiner Waffe.
Mandenauer stoppte mich. „Lassen Sie sie ziehen“, wisperte er. „Für den Moment.“
Er ignorierte meinen ungläubigen Blick. Mein Instinkt sagte mir, dass wir eine ganze Menge von ihnen erledigen könnten, bevor sie überhaupt merkten, wie ihnen geschah. Aber da hier mehr Wölfe waren, als ich je auf einmal gesehen hatte, und Mandenauer der Experte war, ließ ich die Hand wieder sinken.
Die Tiere schlichen in den Wald. Es trat eine Stille ein, die nur
Weitere Kostenlose Bücher