Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
Geliebter.“
Ich schnitt eine Grimasse. Das klang s o … melodramatisch. „Halten Sie ihn da raus.“
„Ich habe ihn nicht ins Spiel gebracht.“
Eins zu null für ihn. Ich musste wieder zum eigentlichen Thema kommen. Was auch immer es war.
„Haben Sie irgendwas gefunden?“ Ich machte eine vage Geste, die die Höhle einschließen sollte.
„Nichts, was ich nicht erwartet hätte.“
„Was hatten Sie erwartet?“
Er starrte mich für einen langen Moment an, so als versuchte er, meinen Geisteszustand zu beurteilen. Da ich selbst auch langsam an meiner geistigen Gesundheit zweifelte, ließ ich ihn gewähren. Als hätte er eine monumentale Entscheidung getroffen, neigte er schließlich den Kopf in dieser typischen Geste der Verbeugung und seufzte. „Wir müssen uns unterhalten.“
„Das würde ich auch sagen.“
„Lassen Sie uns zu Ihrer Wohnung zurückfahren.“
„Meine Wohnung?“
„Das, was ich Ihnen zu sagen habe, ist ausschließlich für Ihre Ohren bestimmt.“
„Klingt ernst.“
„Ernster, als Sie sich vorstellen können.“
Wie er das sagte, gefiel mir kein bisschen. Er hatte mir geraten, meinen Gefühlen zu vertrauen. Was ich fühlte, waren Angst und Wut und Verwirrung. Drei Regungen, die meine schlimmsten Seiten zum Vorschein brachten.
„Sollten wir nicht ein bisschen jagen gehen, bevor wir Schluss machen?“
„Nicht heute Abend. Heute Abend müssen wir reden. Vielleicht werden Sie von größerem Nutzen für mich sein, wenn Sie erst mal die Wahrheit kennen.“ Er hob sein Gewehr auf und stapfte in Richtung Höhleneingang davon.
„Hey!“ Ich rannte ihm hinterher, um ihn einzuholen. „Was soll das denn heißen?“
Er blieb in der Öffnung stehen, sah sich nach beiden Seiten um, als wollte er eine Straße überqueren, bevor er ins Freie sprang, herumwirbelte und aus der Hocke mit dem Gewehr auf das Höhlendach zielte. Erschrocken duckte ich mich. Aber er ließ die Waffe sinken, richtete sich wieder auf und winkte mich zu sich.
„Sie werden motivierter sein, sobald ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe.“
„In Ordnung. Sagen Sie sie mir.“
„Haben Sie je von Josef Mengele gehört?“
Mir rann ein kalter Schauder über den Rücken. „Der Nazi?“
„Genau der.“
„Ist das nicht der Wahnsinnige, der all diese Experimente an den Juden durchgeführt hat?“
„Ja.“
„Er ist tot.“
„Aber ein paar seiner Experimente leben weiter.“
27
Ganz gleich, was ich sagte, Mandenauer weigerte sich, mir mehr zu erzählen, bevor wir in meiner Wohnung waren. Was mir jede Menge Zeit zum Nachdenken ließ.
Aber durch meine Gedanken wurde ich nur noch verwirrter. MeineTheorienumfasstentollwütigeWölfeundWerwölfe,eineOjibwa-LegendeundeinenNazi-Albtraum.Keinevonihnenergab irgendeinen Sinn.
Wir erreichten mein Apartment um Mitternacht. Zumindest regte sich niemand im Haus. Zee glaubte, dass wir immer noch im Wald wären. Ich hätte ihr Bescheid sagen sollen, aber ich hatte mein Funkgerät im Wald ausgemacht und bisher noch nicht wieder eingeschaltet.
Kaum dass wir meine Wohnung betreten hatten, brach Mandenauer sein Schweigen. Hinterher dachte ich für lange Zeit an nichts anderes mehr als an seine Worte.
„Ich bin nicht der, für den Sie mich halten.“
Er ging mit großen Schritten durch meine Wohnung und zog die Vorhänge zu, bevor er das Licht einschaltete. Dann setzte er sich mit dem Rücken zur Wand, sodass er sowohl das Fenster als auch die Tür im Auge behalten konnte.
Ich mochte es auch nicht, neben einem Fenster zu sitzen, doch als ich jetzt darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich Mandenauer noch nie unbewaffnet gesehen, noch nie erlebt hatte, dass er sich irgendwie entspannte oder einer Tür den Rücken zukehrte. Es war das Verhalten eines Mannes, der Feinde hatte, ein Mann der gleichermaßen Jäger und Gejagter war.
„Wer sind Sie dann?“
„Ich bin ein Jäger-Sucher .“
„Ja, ich weiß. Das wissen wir alle.“
„Nein, die Leute glauben nur zu wissen, was ein Jäger-Sucher ist, aber in Wirklichkeit tun sie das nicht, weil es sich nämlich um etwas sehr Spezielles und streng Geheimes handelt.“
In meinem Kopf fiel mit einem hörbaren Klick ein Puzzlestück an seinen Platz. „Sie sprechen von einer Spezialeinheit?“
Seine Lippen zuckten. „Ja.“
„Für wen arbeiten Sie?“
„Nicht für das DNR , so viel ist sicher. Auch wenn die das denken.“
„Ist Clyde eingeweiht?“
„Niemand ist eingeweiht, außer jenen, die zu uns
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