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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gehören.“
    „Warum erzählen Sie es dann mir?“
    „Weil ich Sie vielleicht nicht nur als Scharfschützin brauchen werde. Ich dachte, ich könnte diese Sache allein in den Griff bekommen, aber tatsächlich ist sie komplizierter, als ich anfangs glaubte. Und meine Kollegen sind alle bei anderen Einsätzen.“
    „Kollegen? Wie viele Jäger-Sucher gibt es denn?“
    „Genügend.“
    „Offensichtlich nicht, wenn Sie mich brauchen.“
    „Touché.“ Er tippte sich in einer salutierenden Geste mit dem Zeigefinger an die Schläfe. „Werden Sie mir helfen?“
    „Tue ich das nicht schon?“
    „Doch. Aber es ist weder fair noch sicher für Sie, Sie weiter­machen zu lassen, ohne dass Sie die Wahrheit kennen.“
    „Dann schießen Sie los.“
    „Ich werde am Anfang beginnen.“
    „Eine hervorragende Entscheidung.“
    Er runzelte die Stirn. Ich klappte den Mund zu.
    „Sie haben von Mengele und seinen schrecklichen Experimenten in Auschwitz gehört?“
    „Wer hat das nicht?“
    „Sie wären überrascht, wie viele Leute nichts davon wissen. Oder es aus ihrer Erinnerung verdrängt haben, sich einfach wei­gern zu glauben, dass tatsächlich solche Grausamkeiten an Menschen verübt wurden.“
    „Haben diese Leute den Begriff Nazis schon mal gehört? Was, soweit ich weiß, ein Synonym ist für Grausamkeit gegenüber Menschen.“
    Um Mandenauers Mund zuckte es. Dieses Mal hätte ich ihn fast so weit gehabt.
    „Mengele hatte noch mehr auf dem Kerbholz als die dokumentierten Gräueltaten, die er in Auschwitz verübt hat.“
    „Warum überrascht mich das nicht?“
    „Er unterhielt außerhalb des Lagers ein geheimes Labor, in dem er an seinem Haustierprojekt arbeitete.“ Mandenauer gab einen erstickten Laut von sich, der wie ein Lachen klang. „Haustier. Das sollte unter den gegebenen Umständen eigentlich lustig sein. Aber das ist es nicht.“
    „Was versuchen Sie, mir zu sagen?“
    Er räusperte sich und holte tief Luft. „Ich spreche von Monstern, Jessie.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Mengele erschuf Monster.“
    „Was für eine Art von Monstern?“
    „Die Art, mit der wir es hier zu tun haben.“
    „Was meinen Sie damit?“
    Er tippte sich an den Kopf, dann an die Brust, so wie er es schon in der Höhle getan hatte. „Sie wissen es.“
    Das tat ich. „Werwölfe.“
    „Ja.“
    Normalerweise hätte ich nun angefangen, über gemeinsame Wahnvorstellungen, psychotische Paranoia, Zusätze im Trinkwasser nachzudenken. Nur dass ich vor wenigen Stunden mit eigenen Augen gesehen hatte, wie sich der Schatten eines Mannes in etwas anderes verwandelt hatte. Ich behauptete nicht, dass ich an Werwölfe glaubte. Aber ich war auch nicht mehr ganz so skeptisch.
    „Wie?“, fragte ich.
    „Bei einem von Mengeles berüchtigten Experimenten ging es um die Auswirkungen von Infektionskrankheiten bei unterschiedlichen Rassen. Er benutzte natürlich Juden, aber auch Zigeuner. Die mochte Hitler auch nicht.“
    „Wen mochte er denn?“
    „Blauäugige, blonde Weiße.“
    „So wie Sie?“
    „Exakt.“
    „Kannten Sie Hitler?“
    „Nur flüchtig.“
    Ich blinzelte. „Wie alt sind Sie?“
    „Alt genug.“
    „Jetzt warten Sie mal eine verdammte Sekunde.“ Meine Hand wanderte unwillkürlich zu meinem Gewehr, das nahe genug neben mir lag, dass ich es berühren konnte. „Auf welcher Seite standen Sie damals? Auf welcher Seite stehen Sie heute?“
    „Auf der richtigen.“
    „Haben Sie nie gehört, dass ein Bösewicht der Held seiner eigenen Geschichte ist?“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Auch Hitler glaubte sich im Recht.“
    „Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen ihm und mir.“
    „Der da wäre?“
    „Er war im Unrecht.“
    Ich wusste nicht, ob ich über seine verzerrte Logik lachen sollte oder nicht.
    „Entspannen Sie sich, Jessie. Nehmen Sie Ihre Hand von dem Gewehr. Ich bin kein Nazi und auch kein Werwolf.“
    „Tja, da bin ich aber beruhigt. Als ob Sie es mir sagen würden, wenn Sie einer wären. Diese Typen haben in der Regel kein Hakenkreuz auf ihre Stirn tätowiert.“ Ich zog eine Grimasse. „Mit Ausnahme von Manson.“
    Ich verwirrte mich allmählich selbst. Zum Glück wusste Mandenauer, wann man mich besser ignorieren sollte.
    „Ich war damals ein Spion. Ein sehr guter sogar. Ich beherrsch­te ihre Sprache und hatte das entsprechende Aussehen. Ich wurde in Deutschland geboren und habe die ersten zehn Jahre dort gelebt. Manche würden mich als Verräter bezeichnen.“
    „Manche auch

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