Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
verbrennen. Ich treffe Sie auf dem Revier, sobald Ihre Schicht beginnt.“
„Man kann ihn keine Minute allein lassen“, murmelte ich, während ich in meine Uniform schlüpfte. Nachdem ich meine Waffen überprüft hatte, schnappte ich mir weitere Munition, dann streifte ich die Kette mit dem Totem über meinen Kopf. Ich wollte es auf keinen Fall hier zurücklassen.
Es war nicht schwer, den Mann zu finden. Ich musste nur zu der Stelle fahren, wo wir in der Nacht zuvor das Auto geparkt hatten, und dann einfach meiner Nase folgen.
Mandenauer hielt Wache an einem wesentlich größeren Lagerfeuer als beim letzten Mal. Zum Glück war das, was er da verbrannte, bei meiner Ankunft nicht länger erkennba r – auch wenn ich ganz genau wusste, was es war. Ich hatte nie einen empfindlichen Magen gehabt, aber das schien der Vergangenheit anzugehören.
„Sie haben letzte Nacht gesagt, dass es keine Jagd geben würde.“
Er sah in meine Richtung. „Ich sagte, dass es für Sie keine Jagd geben würde. Sie hatten einen Schock erlitten.“
„Ich erlebe jeden Tag irgendwelche Schocks. Trotzdem mache ich meinen Job.“
Er zuckte die Achseln. „Ich habe keine Hilfe gebraucht. Als die Wölfe zur Höhle zurückgekommen sind, war e s … Wie sagt man hier noch gleich? Wie auf Enten in einem Teich zu schießen?“
„Ja, so sagt man hier.“
Weiß der Himmel, warum. Die Vorstellung ist nicht sehr hübsch.
„Warum sind sie zurückgekommen?“
Er starrte mich an, als hätte ich gerade verkündet: „Ich habe es den ganzen Nachmittag über mit einem Werwolf getrieben.“
„Die Höhle ist ihr geheimer Rückzugsort. Dort verwandeln sie sich.“
Ich runzelte die Stirn. „Warum verwandeln sie sich nicht einfac h … irgendwo?“
„Sie kommen in menschlicher Gestalt. Sie brauchen ein Versteck, wo sie ihre Kleidung lassen können.“
Solch banale Probleme waren mir noch nicht in den Sinn gekommen.
„Da waren Kleidungsstücke in der Höhle?“
„Selbstverständlich.“
„Irgendwelche Ausweise?“
„Es sind Werwölfe, keine Idioten.“
Ich trat näher an das Lagerfeuer. „Sie verwandeln sich nicht zurück, wenn sie sterben?“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist bloß ein Mythos. Wenn sie als Wolf sterben, bleiben sie ein Wolf.“
Ich seufzte. Es wäre auch zu einfach gewesen, wenn sich die Wölfe in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelt hätten. Aber konnte zur Abwechslung nicht mal irgendetwas einfach sein?
„Ich habe mir überleg t … Karen Larson hat einen Werwolf angefahren. Vielleicht sollten wir uns mal wegen gebrochener Beine, Hüften, schlimmer Prellungen umhören?“
Er schüttelte den Kopf, noch bevor ich fertig war.
„Noch so ein Mythos?“
„Jegliche Verletzung wäre fast augenblicklich verheilt, es sei denn, sie hätte den Wolf mit einem Auto aus Silber angefahren.“
Tja, damit war Will aus dem Schneide r – zumindest was den blauen Fleck betraf.
Mein Funkgerät knackte. „Jessie?“
Ich runzelte die Stirn. Zee war schon wieder früh im Dienst. „Ja?“
„Wir haben einen Anruf aus Clearwater bekommen. Zwölf Camper sind dort verschwunden. Sie wollen, dass wir die Augen offen halten.“
„Verstanden.“ Ich richtete den Blick auf das Feuer. „Ich denke, ich weiß, wo sie sind.“
Mandenauer erwiderte nichts. Als die Stille schließlich überlaut wurde, fragte ich: „Und was jetzt?“
„Wir jagen weiter.“
„Hier?“
„Nein. Die anderen werden nun nicht mehr an diesen Ort zurückkommen.“
„Wo dann?“
„Ich weiß es noch nicht. Haben Sie seit unserem letzten Treffen irgendetwas Neues herausgefunden?“
Ich wollte es ihm nicht sagen, aber ich hatte keine andere Wahl. Diese Situation geriet außer Kontrolle, und Mandenauer war der Einzige, der irgendetwas unternahm, um den Wahnsinn zu stoppen.
Also schüttete ich zum zweiten Mal in vierundzwanzig Stunden jemandem mein Herz aus. Ich erzählte ihm alles und noch ein bisschen mehr. Als ich fertig war, starrte er für lange Zeit in das verglimmende Feuer.
„Wir sollten Ihren Liebhaber erschießen.“ Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch er sprach einfach weiter. „Aber Menschen zu erschießen bringt mich jedes Mal in Schwierigkeiten. Es ist besser, zu warten, bis sie sich in Wölfe verwandelt haben.“
Das ergab Sinn.
„Ich habe nachgedacht“, sagte ich. „Warum sollte Cadotte in Bezug auf das Ritual Recherchen anstellen? Warum sollte er mir dabei helfen wollen, die Wahrheit
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