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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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früheren Schoßhunden schnüffelte schon den Boden ab und suchte nach Spuren und Markierungen. Als Anführerin war es an mir, die Richtung vorzugeben, aber offensichtlich
waren die Hunde nicht bereit, einfach nur rumzusitzen und zu warten, bis ich mich entschieden hatte. Wenn ich zu lange zögerte, würden sie ihren eigenen Instinkten folgen.
    Ich fasste nach dem Mondstein. Doch als Kompass schien er nicht zu funktionieren. Während ich noch zauderte, ließ sich das Gras zu meinen Füßen nicht davon abhalten, höher zu wachsen. Die Büsche wurden dichter, und Unkraut und Bovist schossen in die Höhe, um mir den Blick zu verstellen. Bienen surrten um die roten Kleeblüten, während der Duft des Geißblatts so stark war, dass ich mich wie betrunken fühlte.
    Als ich noch im College gewesen war, hatte mir meine Mutter einmal geraten, wichtige Entscheidungen im Leben nicht allzu zögerlich anzugehen. Meine Kommilitoninnen hatten mich immer Lady Zauderfuß genannt, weil ich dafür bekannt gewesen war, jedes Problem erst bis ins letzte Detail zu analysieren, ehe ich mich festlegte. Als ich mich für ein Hauptfach entscheiden sollte, lähmte mich meine Unentschlossenheit über mehrere Wochen. Schließlich rief ich meine Mutter an, um sie um Rat zu fragen. Sie meinte nur lakonisch: »Lass kein Gras unter deinen Füßen wachsen.«
    Nun - dieses Gras wuchs diesmal wortwörtlich vor meinen Augen, und wenn ich nicht bald loslief, würde ich darin verschwinden. Plötzlich fiel mir ein, dass ich zur Orientierung die Sonne benutzen konnte. Es war inzwischen später Nachmittag, und die Sonne ging allmählich im Westen unter. Das Zentrum unseres Städtchens lag auch westlich von unserer Praxis. Ich musste also nur der Sonne folgen.
    »Baby! Bonbon! Hudson! Kommt!« Da ich mich nicht an den Namen des Schäferhundes erinnern konnte, fügte
ich einfach »Schäfer!« hinzu und lief los. Die Hunde rannten mir mit wedelnden Schwänzen und heraushängenden Zungen hinterher.
    Ich lief so lange, bis meine Lunge brannte und mir die Hunde immer wieder Blicke von der Seite zuwarfen - fast so, als wollten sie mir mitteilen, dass sie keine Soldaten wären, die man bis zur Erschöpfung vorantreiben kann. Ich hatte angefangen, mir Sorgen zu machen, ob ich mich nicht doch in der Richtung getäuscht hatte, als ich das vertraute Gebäude des Stagecoach Tavern & Inn vor mir sah. Offenbar war ich an dem Café vorbeigelaufen, aber zumindest hatte ich mich diesmal nicht wieder verlaufen.
    Als ich an der mit grauen Schindeln verkleideten Fassade des Stagecoach vorbeilief, bemerkte ich einen Moment lang ein bleiches Gesicht, das aus einem der hohen Fenster zu mir herausblickte. Mir lief es kalt den Rücken hinunter, und so beschleunigte ich meinen Schritt. Dann stieß ich vor Schrecken einen lauten Schrei aus: Jemand hinter mir hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt.
    »Entschuldigung«, sagte der Mann, als ich mich zu ihm umgedreht hatte. Er trug die weiße Jacke eines Kochs. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Ich … ich dachte, Sie wären jemand anders.«
    Wie zum Beispiel mein Chef, den ich gerade verführt und dann bewusstlos auf dem Boden der Praxis zurückgelassen hatte …
    »Meine Nerven sind auch nicht mehr die besten«, erwiderte der Koch.
    Zumindest nahm ich aufgrund seiner Kleidung an, dass er ein Koch war. Allerdings hätte er auch einer Nervenheilanstalt entlaufen sein können. Sein Lächeln wirkte
angestrengt und gequält, unter seinen Augen zeigten sich bläuliche Schatten, und auf dem Kopf hatte er einen wilden orangeroten Haarschopf. Außerdem sah er so aus, als hätte er vor kurzem ziemlich viel Gewicht verloren. Nicht gerade ein Typ, von dem man gerne angehalten wurde.
    »Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, ob Sie etwas über einen Sturm gehört haben, der aufkommen soll«, erklärte er entschuldigend.
    »Nein, leider nicht. Wieso?«
    »Die anderen behaupten immer, es würde sich ein Sturm zusammenbrauen«, erklärte der Mann, in dem ich auf einmal Abel Tasman erkannte, den jungen Chefkoch aus Boston, der nach Pascal Lecroix’ Freitod im Jahr zuvor das Stagecoach übernommen hatte. Ich hatte seitdem erst einmal dort gegessen, und er hatte mich damals gefragt, wie mir die neue Speisekarte zusagte. Ich hatte ihn angeschwindelt und behauptet, dass sie mir gut gefiele. Vermutlich hatten ihn viele seiner Gäste angelogen, denn er behielt dieselben Gerichte bei, obwohl immer weniger Leute zu ihm zum Essen kamen.
    »Die

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